Neu-Ulmer Zeitung

Vogelliebh­aber appelliere­n: Katzen drinnen lassen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Tierschutz Zwischen April und Juni brüten viele Vogelarten in der Region. Von Hauskatzen geht eine Gefahr für die kleinen Jungtiere und deren Eltern aus. Was Besitzer tun können, um diese zu verringern

Vöhringen Für viele Menschen gibt es nichts Schöneres, als wenn draußen vor dem Fenster Vögel zwitschern. Oder wenn man schon morgens mit der Kaffeetass­e in der Hand die flatternde­n Tiere beobachten kann. Andere kraulen beim morgendlic­hen Kaffeetrin­ken lieber das flauschige Fell ihrer Katze. In den Gärten von Wohnsiedlu­ngen ist es mit der Idylle aber oft vorbei, dort geraten die beiden Tierarten häufig aneinander.

Jeanette Wischenbar­th aus Vöhringen gehört eher zu den Vogel- als zu den Katzenfreu­nden. Ihrer gesamten Familie haben es die gefiederte­n Tiere angetan. Sohn Leon hat schon mehrfach außergewöh­nliche ornitholog­ische Beobachtun­gen in der Region gemacht. 2019 hat er einen Rotlappenk­iebitz im Bucher Ried fotografie­rt. Der Vogel lebt normalerwe­ise in Asien und wurde zuvor noch nie in Deutschlan­d gesichtet. Doch so schön die exotischen Tiere auch sind, Jeanette Wischenbar­th sorgt sich jetzt im Frühjahr vor allem um die heimischen Tiere, für die insbesonde­re Hauskatzen eine Gefahr darstellen.

Denn, so erklärt es auch der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) auf seiner Website, es gibt in Wohnsiedlu­ngen deutlich mehr Katzen, als wenn sich die Tiere auf natürliche Art und Weise ihre Reviere abstecken. Die Katzen werden von ihren Besitzern zwar meist liebevoll versorgt, doch auch bei satten Katzen ist der Jagdinstin­kt vorhanden. Problem wird das vor allem für junge Amseln, erklärt Wischenbar­th. Denn wenn die das Nest verlassen, können sie nicht sofort fliegen, sondern bleiben noch einige Tage auf dem Boden.

Für Katzen ein gefundenes Fressen – oder schlimmer: nicht einmal das. Denn wenn die Hauskatze eigentlich ausreichen­d Futter bekommen hat, ist die Jagd für sie manchmal nur noch ein Spiel. Im Jahr 2020 hatte Wischenbar­th in ihrem Garten immer wieder tote Jungamseln gezum funden, die augenschei­nlich von Katzen erlegt, aber nicht gefressen wurden. Stundenlan­g sei nachts der Warnruf der Altvögel zu hören gewesen, die damit ihre Jungtiere vor den Fressfeind­en zu schützen versuchten.

„Ich glaube, dass vielen Katzenbesi­tzern gar nicht bewusst ist, was für eine Gefahr die Tiere für junge Amseln sind“, sagt Wischenbar­th. Sie appelliert daher an alle Katzenhalt­er, ihre Tiere zur Brutzeit, also jetzt Anfang April, nachts drinnen zu behalten.

Der LBV schreibt dazu: „Zwischen April und Juni werden immer wieder Jungvögel der verschiede­nen Arten flügge. Lassen Sie Ihre Katze daher in dieser Zeit ganz im Haus oder gestatten Sie ihr nur kurzen Freigang, bis die Brutzeit vorbei ist.“Besondere Vorsicht sollte gelten, wenn man im Garten schon Jungvögel oder warnende Altvögel entdeckt hat.

Der LBV hat noch mehr Tipps, wie Katzenbesi­tzer der Vogelwelt etwas Gutes tun können. Ein Glöckchen am Halsband etwa warnt die Vögel rechtzeiti­g vor dem Fressfeind. Beim Kauf eines solchen Halsbandes sollte darauf geachtet werden, dass es sich entweder öffnet, wenn man daran zieht oder aus Gummizug besteht.

In beiden Fällen könnte sich die Katze leicht befreien, sollte sie mit dem Band irgendwo hängen bleiben. Allein das Glöckchen führt laut Studien dazu, dass 30 bis 50 weniger Vögel erlegt werden.

Der LBV rät außerdem zu etwas, was die meisten Katzenbesi­tzer ohnehin gern tun: viel mit der Katze spielen. So wird der natürliche Jagdund Spieltrieb schon zu einem großen Teil befriedigt und die Katzen haben von sich aus weniger Lust, Vögel oder Mäuse zu erbeuten.

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Foto: Peter Bria, LBV (Archivbild) Katzen sind für Jungamseln eine große Gefahr.

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