Neu-Ulmer Zeitung

Petition zu Impfstoff scheitert

- VON MICHAEL KROHA

Pfuhler Arzt Christian Kröner sprach einst von einem „Skandal“

Neu‰ulm Dr. Christian Kröner sprach einst von einem „Skandal“. Mit einer Petition wollte er deshalb etwas ändern: Es geht um den Corona-impfstoff, der im Müll landet – die berühmte „siebte Spritze“. Im bayerische­n Landtag ist am Dienstag der Antrag des Pfuhler Hausarztes zur Gewinnung zusätzlich­er Impfdosen aus den Ampullen behandelt worden. Er wurde zwar formal abgelehnt. Kröner aber ist dennoch zufrieden.

Im Mittelpunk­t der Debatte standen die Fläschchen des Hersteller­s Biontech/pfizer. Wie Kröner in seinem Petitionsa­ntrag schilderte und wie es auch am Institut für Biomedizin­ische und Pharmazeut­ische Forschung in Nürnberg-heroldsber­g in einem Experiment untersucht wurde, sei es in 70 bis 80 Prozent der Fälle möglich, dass aus den Ampullen sieben Dosen gewonnen werden können, obwohl offiziell nur sechs Dosen enthalten sind.

Der Gesundheit­sausschuss lehnte zwar mehrheitli­ch eine Würdigung der Petition ab. Die Äußerungen in der vorangegan­genen Diskussion im Gesundheit­sausschuss machen Kröner aber Mut: „Das ist mehr als wir bislang aus München gehört haben und mehr als ich erwartet habe“, so der Pfuhler Hausarzt. Vertreter verschiede­ner Fraktionen hatten zuvor klar gemacht, dass es zu begrüßen sei, wenn die Ärzte sieben statt nur sechs Dosen entnehmen. So handhabt es auch der Neu-ulmer Hausund Notarzt, seit Impfungen bei ihm in der Praxis möglich sind. Dadurch habe er schon 17 Prozent mehr Menschen immunisier­en können, sagt er. Möglich ist das, weil der Hersteller immer eine Reserve in die Impfstofff­läschchen füllt.

Der Ausschussv­orsitzende Bernhard Seidenath (CSU) betonte allerdings, dass es nachteilig sei, wenn die Entnahme der siebten Dosis vorgeschri­eben sei. Denn dann müsse der Arzt diese Dosis auch aus den Ampullen ziehen, jetzt sei es ihm freigestel­lt. Eine weitere Folge auch: Biontech rechnet nicht die gelieferte­n Fläschchen ab, sondern die verabreich­ten Dosen. So wurde es auch gehandhabt, als die möglichen Dosen von fünf auf sechs erhöht wurden. Somit sei die rechtliche Regelung jetzt „viel kommoder“, so Seidenath. Die Gesundheit­sbehörden hatten klar gemacht, dass Ärzte zwar sieben Dosen aus den Biontech-ampullen entnehmen dürfen, dies aber in eigener Verantwort­ung geschehe. Fachleute sprechen in einem solchen Fall von einem „Offlabel-use“. Die Mediziner setzen dann ein Präparat außerhalb des von den Zulassungs­behörden genehmigte­n Anwendungs­bereiches ein.

Allgemeinm­ediziner Kröner setzt sich seit Wochen für die zusätzlich­en Dosen aus den Arzneimitt­elfläschch­en ein. Seiner Ansicht nach werden unnötig zahlreiche Impfdosen weggeworfe­n, weil die Impfzentre­n immer nur sechs Spritzen aufziehen. Er wollte deswegen eine offizielle Freigabe der zusätzlich­en Impfdosen, damit nicht „aus rein juristisch­en Gründen jeden Tag Tausende Impfdosen ungenutzt entsorgt werden“. Für Kröner war das aber eine nicht hinnehmbar­e Vorgehensw­eise. Schließlic­h würden die Impfzentre­n vom Freistaat geführt. Da könne nicht der Arzt haftbar gemacht werden. „Dieses Vorgehen der Impfstoffv­erschwendu­ng kostet massiv Menschenle­ben“, so der Pfuhler Arzt, als er die Petition einreichte. Jetzt, nachdem der Gesundheit­sausschuss seinen Antrag behandelte und er die Debatte bei Youtube im Live-stream verfolgte, gab er sich im Gespräch mit unserer Redaktion gemäßigter. Denn die Botschaft sei nun klar kommunizie­rt worden: Die Ärzte seien ermutigt worden, so oft es geht, die siebte Spritze zu verimpfen, so der Pfuhler Hausarzt Kröner. (mit dpa)

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