Neu-Ulmer Zeitung

Das Hotel Meinl ist bald Geschichte

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Verkauf Die Gründe für das Aus im Herbst sind vielfältig. Der neue Investor kommt nicht aus der Branche

Neu‰ulm Mit der siebten Gastro-generation sieht das Hotel und Restaurant Meinl dem Ende entgegen. Nach dem 31. Oktober dieses Jahres ist Schluss. Zumindest in Reutti. Wie Jörg Pahl-meinl gegenüber unserer Redaktion sagt, werde das Restaurant Josi in Neu-ulm sowie das Economy-hotel in Ulm weiter betrieben. Das Landhotel aber wird verkauft. Aktiv angeboten oder inseriert habe er das 30-Zimmer4-sterne-haus mit seinem Wellnessbe­reich und der auch bei Ausflügler­n beliebten Gartenterr­asse nicht.

Weil das passende Angebot zur passenden Zeit auf dem Tisch lag, hätte sich das Ehepaar zu einem Verkauf entschloss­en. Der Käufer möchte nicht genannt werden, sei den Meinls aber persönlich bekannt. Was genau der neue Besitzer mit dem Objekt vorhat, könne Pahlmeinl

nicht sagen. „Ich kenne die Pläne nicht.“Klar sei aber, dass es kein Gastronom oder Hotelier sei. Damit fallen etwa Johann Britsch (Hirsch in Finningen) oder Eberhardt Riedmüller (Barfüßer) als neue Besitzer aus. Klar ist: Der Wohnungsma­rkt kennt keine Krise. Deswegen hat etwa das Beratungsu­nternehmen Real Hotel Controllin­g längst einen Trend zur Umwandlung von Hotels in Wohnraum ausgemacht. Eine solche Entwicklun­g im begehrten Stadtteil Reutti würde also kaum überrasche­n.

Die Corona-krise und das Beherbergu­ngsverbot seien nicht die ausschlagg­ebenden Gründe für den Verkauf gewesen, eine Insolvenz habe nicht bevorgesta­nden. „Wir sind gut aufgestell­t“, sagt der Hotelier. „Wir hätten die Corona-krise überstande­n.“Und das, obwohl das 1980 von Gerda und Willi Meinl eröffnete Hotel allein im vergangene­n Jahr zwölf Wochen coronabedi­ngt keinen Umsatz abwarf, denn in der Vergangenh­eit sei gut gewirtscha­ftet worden.

Die Familie hätte Vor- und Nachteile abgewogen und so sei die Entscheidu­ng für einen Verkauf gefallen. Obwohl das Hotelier-ehepaar - er ist 56, seine Frau ist 49 noch viele Jahre bis zur Rente hat, habe auch die ungeklärte Betriebsna­chfolge eine Rolle gespielt. Denn die fünf Kinder hätten sich alle beruflich in andere Richtungen orientiert. Zumal die Meinls mit dem Josi im Brückenhau­s Neu-ulm und dem Economy-hotel in Ulm - nach der Pandemie - genug zu tun hätten. Langweilig werde es den Reuttiern nicht. Und wenn doch, habe Pahlmeinl „ganz weit hinten“bereits eine Idee, die aber noch reifen müsse.

Die Entscheidu­ng für einen Verkauf habe auch die immer schwierige­r werdende Konkurrenz­situation erleichter­t. „Es werden immer mehr Hotels gebaut.“Als alteingese­ssener Hotelier habe er sich dadurch auch ein Stück weit von der Stadt „abgewatsch­t“gefühlt. Die Übernachtu­ngszahlen würden zwar steigen, doch gefühlt kämen auf jeden neuen Gast in der Region drei neue Hotelbette­n. Ein harter Verdrängun­gswettbewe­rb

sei die Folge. Zusätzlich­e Verunsiche­rung komme durch die Corona-krise: Denn ob das alte Niveau von Tagungen und Geschäftsr­eisen je wieder erreicht werde, stehe in den Sternen.

Ein Teil der 40 Beschäftig­ten solle nach Möglichkei­t in den verbleiben­den Meinl-betrieben unterkomme­n. Weil die Meinls wissen, dass das nicht langt, habe man sich gegen eine sofortige Schließung entschiede­n. „Wenn wir jetzt die Leute freigestel­lt hätten, hätte keiner eine Arbeit gefunden.“

Die Meinls hoffen, dass es für das „tolle Team“im Herbst weit bessere Chancen auf einen neuen Job gebe, weil dann möglicherw­eise wieder Normalität in die Gastronomi­e einziehe. „Aus manchen Gästen sind ja auch Freunde geworden.“Von denen möchten sich die Meinls bei einem Glas Wein auf der Sonnenterr­asse noch persönlich verabschie­den.

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Das Hotel Meinl in Neu‰ulm schließt im Oktober.

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