Er liebte es, frei zu sein
Wenn Johanna Zucker in der Fotokiste Bilder sucht und auf den großen Haufen der Kondolenzkarten blickt, rührt sie der Schmerz zu Tränen. Vor vier Monaten hat die Frau aus Höchstädt im Landkreis Dillingen ihren Mann Werner Zucker nach 48 Ehejahren verloren.
„Ich habe ihn mit 15 kennengelernt“, sagt die heute 68-Jährige. Und für ihren Lebensabend hatte sich Johanna Zucker mit ihrem Mann noch einiges vorgenommen. Etwa Zeit mit den vier Enkeln zu verbringen oder mit dem 30 Jahre alten VW-BUS in Kroatien zu campen. Doch Ende des vergangenen Jahres erkrankten sie und der pensionierte Lehrer an Corona. „Wir fühlten uns extrem schlapp“, erinnert sie sich.
Doch nichts deutete zunächst darauf hin, dass die Covid-infektion für ihren Mann tödlich enden würde. Nach sieben Tagen stellten sich bei dem 70-Jährigen jedoch hohes Fieber und Schüttelfrost ein, per Notruf kam Werner Zucker in die Wertinger Kreisklinik. Dort schien sein Zustand zunächst stabil zu sein; doch plötzlich lag der Höchstädter nach einer durch die Corona-erkrankung ausgelösten Lungenembolie leblos im Bett. Johanna Zucker fühlt eine große Leere. „Ein Teil meines Lebens ist wie aus heiterem Himmel weggebrochen“, sagt sie. Trost spenden die vielen Beileidsbekundungen, auch von ehemaligen Schülern. Werner Zucker war jahrzehntelang Lehrer mit Leib und Seele, zunächst an der Hauptschule in Lauingen, danach an der Mittelschule in Höchstädt, zuletzt noch als „Springer“an mehreren Orten im Landkreis Dillingen. Auch nach der Pensionierung vor fünf Jahren ließ der Pädagoge das Lehrerdasein nicht ruhen, er unterrichtete Flüchtlinge in Deutsch.
Zucker stand zu seinen Lebzeiten für Offenheit und Toleranz, er machte gegen kleinkariertes Denken und Rassismus mobil. „Born to Be Free“, lautete das Motto des 70-Jährigen. Berthold Veh