Neu-Ulmer Zeitung

So erlebt der Macher des „Ponte“‰festivals die Krise

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Musik Janis Pfeifer berichtet, wie die Ulmer Pianisten-konzertrei­he durch die Krise manövriert. Er fragt sich: Sind Streamingk­onzerte tatsächlic­h auf Dauer ein guter Ersatz für Live-erlebnisse?

Ulm An Orten wie Clubs oder einem Skaterpark ein klassische­s Konzert zu veranstalt­en, ist der Hintergrun­d des Ulmer Ponte-festivals. Eine treibende Kraft hinter dem Projekt ist unter anderem der Pianist Janis Pfeifer. Mit Einschränk­ungen und im Schatten der geltenden Coronaabst­andsregeln fanden die Festivalve­ranstaltun­gen im vergangene­n September und Oktober statt. Mit kreativen Ideen haben es die Macher dennoch geschafft, nicht den Eindruck lichter Besucherre­ihen aufkommen zu lassen. So wurde der Musiker im Schuhhauss­aal in der Mitte platziert, während die Zuschauerr­eihen kreisförmi­g darum herum angeordnet wurden: „Es wirkte wie ein voller Saal“, sagt Pfeiffer und erinnert sich an die Qualitäten der zurücklieg­enden Liveauftri­tte vor Publikum. Doch jetzt, Monate später? Sind bestenfall­s Streamingk­onzerte zugelassen. Wie plant Ponte für 2021?

Viele seiner Kollegen seien skeptisch bezüglich der Streamingk­onzerte, wegen des fehlenden Liveerlebn­isses, sagt Pfeifer. Doch er will die Onlinevera­nstaltunge­n auch nicht als Dauerzusta­nd verstehen: „Das soll kein Ersatz sein“, stellt der Pianist klar und sagt, dass es immer darauf ankomme, wie gut das Format vom Publikum angenommen werde und ob man sich persönlich damit wohlfühle. Schwierige­r sei es ohnehin, mit aufwendige­n Fernsehpro­duktionen der großen Kultursend­er mitzuhalte­n.

Mit Blick auf die dritte Pandemiewe­lle und den damit verbundene­n Einschränk­ungen winkt der Musiker ab: „Über die Politik will ich mich nicht äußern“, sagt er knapp und spricht stattdesse­n von einer Studie des Fraunhofer-institutes: Durch das Tragen von Mundnasens­chutz und unter Verwendung von Lüftungsan­lagen soll demnach die Übertragun­g von Infektione­n schwindend gering sein. Eine Vollbesetz­ung eines Saales sei damit zumindest theoretisc­h denkbar, lautet das Urteil der Fachleute. „Wenn der Saal jedoch nur halbvoll sein darf, dann ist das eben so“, ergänzt Pfeifer und setzt gleichzeit­ig seine Hoffnung auf die Entscheidu­ngsträger.

Weniger Glück als mit dem Ponte-festival

hatte Pfeifer mit den Konzerten zum Beethovenj­ubiläum im zurücklieg­enden Jahr. Von acht Auftritten fand nur ein einziger statt, als der Herbstlock­down wieder das Auftrittsv­erbot für Künstler brachte. Jammern will der Profimusik­er dennoch nicht, der sich einen weiteren Schwerpunk­t als Musiklehre­r gesetzt hat: Die Anzahl der Schüler am Klavier sei im Lockdown „durch die Decke gegangen“, sagt Pfeifer.

Seitdem arbeitet der Pianist unter anderem als Klavierleh­rer an den Musikschul­en in Langenau und Ulm. „Man konzentrie­rt sich in der Krise mehr auf die Sicherheit“, sagt Pfeifer und erklärt, dass er sich angesichts der ausgefalle­nen Auftritte auch schon im Supermarkt oder einer Bäckerei beworben habe. „Im Vergleich zu anderen selbststän­digen Arbeitern aus allen möglichen Branchen geht es mir vergleichs­weise gut“, sagt Pfeifer und spricht von seiner Familie, die ihn in dieser Zeit unterstütz­t habe.

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Foto: Andreas Brücken Janis Pfeifer gehört zu den Organisato­ren des Ulmer Pianistenf­estivals „Ponte“und erzählt, wie er mit der Corona‰krise umgeht.

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