So erlebt der Macher des „Ponte“festivals die Krise
Musik Janis Pfeifer berichtet, wie die Ulmer Pianisten-konzertreihe durch die Krise manövriert. Er fragt sich: Sind Streamingkonzerte tatsächlich auf Dauer ein guter Ersatz für Live-erlebnisse?
Ulm An Orten wie Clubs oder einem Skaterpark ein klassisches Konzert zu veranstalten, ist der Hintergrund des Ulmer Ponte-festivals. Eine treibende Kraft hinter dem Projekt ist unter anderem der Pianist Janis Pfeifer. Mit Einschränkungen und im Schatten der geltenden Coronaabstandsregeln fanden die Festivalveranstaltungen im vergangenen September und Oktober statt. Mit kreativen Ideen haben es die Macher dennoch geschafft, nicht den Eindruck lichter Besucherreihen aufkommen zu lassen. So wurde der Musiker im Schuhhaussaal in der Mitte platziert, während die Zuschauerreihen kreisförmig darum herum angeordnet wurden: „Es wirkte wie ein voller Saal“, sagt Pfeiffer und erinnert sich an die Qualitäten der zurückliegenden Liveauftritte vor Publikum. Doch jetzt, Monate später? Sind bestenfalls Streamingkonzerte zugelassen. Wie plant Ponte für 2021?
Viele seiner Kollegen seien skeptisch bezüglich der Streamingkonzerte, wegen des fehlenden Liveerlebnisses, sagt Pfeifer. Doch er will die Onlineveranstaltungen auch nicht als Dauerzustand verstehen: „Das soll kein Ersatz sein“, stellt der Pianist klar und sagt, dass es immer darauf ankomme, wie gut das Format vom Publikum angenommen werde und ob man sich persönlich damit wohlfühle. Schwieriger sei es ohnehin, mit aufwendigen Fernsehproduktionen der großen Kultursender mitzuhalten.
Mit Blick auf die dritte Pandemiewelle und den damit verbundenen Einschränkungen winkt der Musiker ab: „Über die Politik will ich mich nicht äußern“, sagt er knapp und spricht stattdessen von einer Studie des Fraunhofer-institutes: Durch das Tragen von Mundnasenschutz und unter Verwendung von Lüftungsanlagen soll demnach die Übertragung von Infektionen schwindend gering sein. Eine Vollbesetzung eines Saales sei damit zumindest theoretisch denkbar, lautet das Urteil der Fachleute. „Wenn der Saal jedoch nur halbvoll sein darf, dann ist das eben so“, ergänzt Pfeifer und setzt gleichzeitig seine Hoffnung auf die Entscheidungsträger.
Weniger Glück als mit dem Ponte-festival
hatte Pfeifer mit den Konzerten zum Beethovenjubiläum im zurückliegenden Jahr. Von acht Auftritten fand nur ein einziger statt, als der Herbstlockdown wieder das Auftrittsverbot für Künstler brachte. Jammern will der Profimusiker dennoch nicht, der sich einen weiteren Schwerpunkt als Musiklehrer gesetzt hat: Die Anzahl der Schüler am Klavier sei im Lockdown „durch die Decke gegangen“, sagt Pfeifer.
Seitdem arbeitet der Pianist unter anderem als Klavierlehrer an den Musikschulen in Langenau und Ulm. „Man konzentriert sich in der Krise mehr auf die Sicherheit“, sagt Pfeifer und erklärt, dass er sich angesichts der ausgefallenen Auftritte auch schon im Supermarkt oder einer Bäckerei beworben habe. „Im Vergleich zu anderen selbstständigen Arbeitern aus allen möglichen Branchen geht es mir vergleichsweise gut“, sagt Pfeifer und spricht von seiner Familie, die ihn in dieser Zeit unterstützt habe.