Läuft seine Uhr wirklich ab?
Bayern München Fanklub-chef Roland Held sagt, was er vom Machtkampf zwischen
Hansi Flick und Hasan Salihamidzic hält und wen er sich als Trainer wünscht
Fans des FC Bayern München haben eine Petition gestartet mit dem Ziel, dass Sportvorstand Hasan Salihamidzic rausgeworfen wird. Haben Sie als Vorsitzender des Schießener Fanklubs Red-white Dynamite schon unterschrieben, Herr Held?
Roland Held: Ich habe von dieser Petition gehört, aber ich habe sie nicht unterschrieben und ich werde sie nicht unterschreiben. Ich vergleiche unseren Verein gerne mit einem Unternehmen, in dem auch nicht jeder einfache Angestellte in die Gründe für die Entscheidungen der Geschäftsführung eingeweiht ist. Ebenso kennen beim FC Bayern München sogar wir Mitglieder eines großen Fanklubs nicht jeden internen Vorgang und jede Diskussion in der Vereinsführung. Manchmal ist es deswegen besser, einfach auch mal Vertrauen in deren Entscheidungen zu haben. Beim FC Bayern München war das jedenfalls in der Vergangenheit meistens nicht so verkehrt.
Was glauben Sie: Weshalb will Hansi Flick überhaupt nach dieser Saison den FC Bayern München verlassen? Held: Da wirken wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammen. Flick wird bekanntlich vom DFB angebaggert, der demnächst einen Bundestrainer braucht. Ich gehe davon aus, dass es da auch schon direkte Gespräche gegeben hat. Gegenüber solchen Avancen ist er vermutlich umso empfänglicher, als es diese internen Probleme mit Brazzo gibt. Dass Flick und Salihamidzic sich kaum noch anschauen, das hat ja jeder Fernsehzuschauer gesehen. Obendrein geht die aktuelle Situation sicher auch einem Trainer an die Nerven. Der muss sich zusätzlich zu seinen eigentlichen Aufgaben plötzlich mit Testungen, Infektionen und Quarantäne-regelungen auseinandersetzen. Die sportlichen Herausforderungen sind ebenfalls enorm. Sogar die Bayern müssen nach dem Titel-sixpack sparen, die Neuzugänge haben nicht alle die Qualität der Abgänge nach der vergangenen Saison. Dass ein junger Mann wie Jamal Musiala auf Anhieb eine Art zweiter Thiago ist, das konnte ja ernsthaft niemand erwarten. Ich halte es aber auch durchaus für möglich und hoffe sogar, dass der Abschiedswunsch von Hansi Flick eine Art von Hilferuf ist.
Das müssen Sie bitte erklären ...
Held: Im tiefsten Herzen hoffe ich eben, dass er doch beim FC Bayern München bleibt. Aber das ist sicher nur dann vorstellbar, wenn die Vereinsführung Brazzo dazu bewegen kann, dass er das Handtuch wirft.
Womit wir wieder beim Wunsch der Initiatoren der Petition wären ...
Held: Die ich wie gesagt nicht unterschreiben würde und das unter anderem aus diesem Grund: Brazzo war von Anfang an umstritten, aber er hat ja beileibe nicht nur Unsinn getrieben in diesem Amt. Und was ihm niemand absprechen kann: Er ist Fan und Teil des FC Bayern München, er strahlt die Verbundenheit mit dem Verein förmlich aus. Mehr beispielsweise als seinerzeit Christian Nerlinger. So jemanden treibt man nicht mit einer Petition aus seinen Ämtern, da muss es andere Wege geben.
Nehmen wir mal an, dass Flick trotzdem geht. Wen würden Sie sich als Nachfolger wünschen?
Held: Es sollte auf jeden Fall ein deutscher Trainer sein und da ist die Auswahl an geeigneten Kandidaten nicht allzu groß. Den Jogi Löw kann ich mir nicht vorstellen, den Ralf Rangnick auch nicht. Der ist sicherlich ein ordentlicher Sportdirektor und er kann vielleicht junge Spieler noch besser machen. Aber er ist kein Trainer für eine mit Weltstars besetzte internationale Spitzenmannschaft wie den FC Bayern München. Es würde dann wohl der Julian Nagelsmann werden.
Das klingt aber nicht nach rasender Begeisterung ...
Held: Ach, das täuscht. Nagelsmann ist schließlich jetzt schon Trainer von Leipzig und damit der Nummer zwei in Deutschland. Er arbeitet also bereits auf sehr hohem Niveau, und was man auch nicht vergessen sollte: Nagelsmann kommt aus Landsberg und ist damit ein gebürtiger Bayer, er hat also so etwas wie Stallgeruch. Wenn ich nicht begeistert klinge, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass ich ja eigentlich gar keinen neuen Trainer will. Sondern weiterhin den Hansi Flick ...
Interview: Pit Meier