Wiblinger Konzerte auf 2022 verschoben
Musik Die Pandemie bestimmt den Kultursommer 2021: Sarah Connor, Jan Delay und andere Popgrößen sollen nun doch erst 2022 im Kloster Wiblingen auftreten. Dagegen hofft das Obstwiesen-festival immer noch auf den August
Ulm Die Welle der Absagen und Verschiebungen reißt nicht ab: Die großen Konzerte im Neu-ulmer Wiley, die für 2021 geplant waren, werden erst 2022 über die Bühne gehen. Dieses Jahr fällt auch das Ulmer Zelt erneut aus. Und nun steht fest, dass die großen Open-air-konzerte im Wiblinger Klosterhof, die 2021 stattfinden sollten, um ein weiteres Jahr verschoben werden. Das hat der Veranstalter Provinztour am Dienstag bekannt gegeben. Andere Konzertreihen, wie das Obstwiesen-festival in Dornstadt, hoffen dagegen noch auf ihre Chance in diesem Sommer. Verhagelt Corona den zweiten Openair-sommer in Folge?
Die Verschiebung des kompletten Klosterhof-programms, das in dieser Form schon für 2020 angekündigt war, trifft große Namen aus dem deutschen Popgeschäft: Die Konzerttermine von Ben Zucker (geplant für 4. Juni 2021), Sarah Connor (ursprünglich 6. Juni) und Jan Delay (sollte am 3. Juni auftreten) – sie werden jetzt auf den Sommer 2022 verlegt. Für Jan Delays Auftritt, mit seiner Band „Disko No. 1“, gibt es bereits einen neuen Termin: Am 17. Juni 2022 soll der Hamburger, der einst mit den „Beginnern“in die deutschen Popcharts einstieg und heute einen Mix aus Funk, Pop und Reggae pflegt, endlich im Klosterhof auftreten.
Für das Konzert von Xavier Naidoo im Wiblinger Klosterhof gibt es ebenfalls ein neues Datum, den 18. Juni 2022. Dass der umstrittene Popstar mit der Soulstimme in Wiblingen auftreten soll, hatte schon 2020 starke Kritik aufgewirbelt, auch in der Ulmer Stadtpolitik. Naidoo liebäugelt in der Pandemie teils öffentlich mit Verschwörungstheorien und sah sich schon früher mit Antisemitismus-vorwürfen konfrontiert. Doch für Wiblingen bleibt er fest eingeplant.
Ersatztermine für die Konzerte von Sarah Connor und Schlagerstar Ben Zucker will Provinztour bald bekannt geben. Bereits gekaufte Tickets bleiben laut dem Veranstalter jedenfalls weiter gültig. 2020 schon musste die Konzertagentur alle Pläne verschieben, wegen Corona. „Doch auch jetzt ist die Pandemie-situation weiterhin angespannt und es ist unwahrscheinlich, dass im Sommer bereits wieder Großveranstaltungen mit mehreren Tausend Zuschauern stattfinden können“, teilt Provinztour mit. Deshalb habe man beschlossen, „rechtzeitig Planungssicherheit“für beteiligte Firmen, Künstler und die Fans zu schaffen.
Droht der zweite trübe Sommer, ohne Festival-gewimmel und Livemusik unter freiem Himmel? Ende August tummeln sich in guten Jahren mehr als 20.000 Besucher am „Lerchenberg“in Dornstadt: Das Obstwiesen-festival zählt zu den großen Umsonst-und-draußen-festen in Deutschland. Hier reichen sich Hip Hop, Indie und Electro die Hand, hier traten schon Olli Schulz, Tocotronic und die Band Bonaparte auf. Nach dem Totalausfall des Festivals 2020 hält der Organisator Michael Gugelfuß immer noch die Hoffnung hoch für diesen Sommer: „Wir werden bis Anfang Mai abwarten und dann entscheiden.“
Ein coronakonformes Konzept mit Sicherheits- und Abstandsregeln liege bereit, sagt Gugelfuß – ein Plan für einen Platz mitten auf der Wiese, ohne feste Infrastruktur für den Besucherandrang. Kleine oder größere Varianten, verschiedene Konzepte scheinen für Gugelfuß immer noch denkbar. Die Planung ruht, bisher seien noch keine großen Kosten entstanden, sagt der Festivalleiter, doch wichtige Entscheidungen werde sein Team bald treffen müssen. Schließlich soll das Festival vom 19. bis zum 21. August stattfinden. Aber Riesenpublikum, großes Kinderprogramm, geselliges Massencamping – „das wird es dieses Jahr zumindest nicht in der vertrauten Form geben“, sagt der Festivalchef.
Viele Künstler, die schon für 2020 zugesagt hatten, konnte Gugelfuß in das Programm 2021 hinüberretten. Musiker, die nicht aus Europa kommen, werden aber wohl nicht teilnehmen. Die erschwerten Reisebedingungen in der Pandemie stellen eine zu große Hürde dar. „Um das Programm mach’ ich mir aber am wenigsten Sorgen“, sagt der Festivalleiter. Schon eher grübelt er über die Finanzen. „Wir brauchen eine gewisse Besucherzahl, damit es sich rechnet. Mit 500 Leuten können wir nicht beginnen.“Chancen sieht er erst, wenn Mengen von 1000, vielleicht 1500 Personen bei Events wieder erlaubt sind.
Das Festival wird ehrenamtlich organisiert, seit 1996 gehört Michael Gugelfuß zum festen Kern der etwa 30 Helfer. Er wartet jetzt ab, wie sich die Corona-regeln entwickeln, in der Hoffnung auf langfristige Perspektiven. „Wir haben noch ein bisschen Zeit“, sagt er. „Bis dahin heißt es: Füße stillhalten, hoffen.“