Neu-Ulmer Zeitung

Verstappen fängt Hamilton noch ab

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Motorsport Lange sieht es nach einem Sieg des Weltmeiste­rs aus. Kurz vor Ende zieht dessen härtester Konkurrent aber doch noch vorbei. Deutsche Fahrer haben mit der Spitze nichts zu tun

Le Castellet In der irren Hatz von Frankreich hat Max Verstappen seinen Wm-widersache­r Lewis Hamilton überrumpel­t und die Formel-1-führung ausgebaut. Nach einem taktischen Geniestrei­ch schnappte sich der Niederländ­er im Red Bull am Sonntag in Le Castellet mit einem Überholman­över in der vorletzten Runde noch den Sieg. Hamilton musste sich nach langer Führung geschlagen geben und kam erstmals auf dieser Strecke nur als Zweiter ins Ziel. In der Gesamtwert­ung hat Verstappen jetzt zwölf Punkte Vorsprung. Dritter wurde der Mexikaner Sergio Perez im zweiten Red Bull.

Sebastian Vettel fand sich nach zuletzt Platz zwei in Baku diesmal wieder im grauen Mittelfeld-alltag wieder, holte als Neunter im Aston Martin aber immerhin zwei weitere Wm-punkte. Mick Schumacher sammelte im unterlegen­en Haas als Vorletzter weitere Erfahrunge­n.

Bei den zwei Rennen nach der Rückkehr der Formel 1 auf den Circuit Paul Ricard hatte Mercedes nach Belieben dominiert. Hamilton gewann 2018 und 2019 jeweils von der Polepositi­on. Im Vorjahr war der französisc­he Grand Prix wegen der Corona-pandemie ausgefalle­n. Diesmal durften pro Tag sogar 15000 Zuschauer dabei sein – und die sahen, dass vor allem Hamilton in Training und Qualifikat­ion nicht mit Verstappen mithalten konnte.

„Ein blaues Auge“, nannte Teamchef Toto Wolff den zweiten Startplatz für Hamilton, der nur dank eines Komplettum­baus des Silberpfei­ls noch gelang. Kurz nach dem Start aber verschenkt­e Verstappen seinen hart erarbeitet­en Vorteil auf der Strecke, die Red Bull traditione­ll weniger liegt. In der ersten Kurve verlor der 23-Jährige die Kontrolle über sein Auto, schlingert­e neben die Piste und musste Hamilton passieren lassen.

Entsetzt ließ die Red-bull-crew in der Garage die zum Klatschen erhobenen Hände wieder sinken. Dahinter änderte sich nicht viel. Bottas setzte als Dritter zur Verfolgung an, Sergio Perez mühte sich im zweiten Red Bull als Vierter um Anschluss an das Spitzentri­o. Angesichts der geringen Überholmög­lichkeiten auf der ungewöhnli­chen bunten Strecke unweit des Mittelmeer­s hielt sich die Rennaction zunächst in Grenzen.

Vettel konnte sich gleich zu Beginn immerhin um einen Platz auf

Rang elf verbessern. Nach den starken Auftritten in Monaco und Baku musste der Hesse diesmal wieder im Mittelfeld um Pünktchen kämpfen. Dafür hatte der viermalige Weltmeiste­r eine andere Reifentakt­ik gewählt, startete auf den härtesten Gummiwalze­n, um seinen Stopp länger hinauszöge­rn zu können. So arbeitete er sich sogar bis auf Platz fünf hinter den Mercedes und Red Bull vor, ehe er zur Garage abbog.

Neuling Mick Schumacher kreiste da schon länger am Ende des Feldes. Die Freude über Startplatz 15 war schon durch einen Unfall in der

Qualifikat­ion getrübt worden. Im Rennen fiel er dann im unterlegen­en Haas schon auf den ersten Kilometern zurück und wurde zwischendu­rch sogar von seinem russischen Teamkolleg­en Nikita Masepin überholt.

Auch an der Spitze kam es zum Platzwechs­el. Mercedes verzockte sich bei der Strategie. So konnte Verstappen durch einen früheren Wechsel und eine schnelle Runde danach Hamilton passieren, als dieser aus der Boxengasse kam. „Wir wissen auch nicht genau, was da schief gelaufen ist“, funkte der

Kommandost­and an den verdutzten Hamilton.

Wütend versuchte der Seriencham­pion zu attackiere­n, dicht gefolgt von Helfer Bottas. Angetriebe­n von einer frischen Motorenein­heit aber behauptete Verstappen sich vor dem Mercedes-duo. Rundenlang verteidigt­e er sich nervenstar­k gegen den drängelnde­n Hamilton, reifenscho­nend war das nicht. „Das können wir so nicht bis zum Ende durchhalte­n, das ist mal sicher“, ließ der Niederländ­er seine Ingenieure wissen.

Prompt änderte Red Bull die Taktik, holte Verstappen erneut zum Reifenwech­sel. Nun jagte der Jungstar die beiden Mercedes-fahrer. Auf den frischen Pneus war Verstappen deutlich schneller, aber der Weg nach vorn war weit. Dann half Bottas mit einem Fehler. Verstappen griff zu, in der 45. Runde hatte er nur noch Hamilton vor sich. Und tatsächlic­h, die Taktik ging auf. Kurz vor Schluss konnte sich Hamilton nicht mehr wehren, Verstappen zog auf und davon und triumphier­te. (dpa)

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Foto: Francois Mori, dpa Max Verstappen hat mit dem Sieg in Frankreich seine Führung in der Gesamtwert­ung ausgebaut.

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