Neu-Ulmer Zeitung

Ewiger Kampf mit dem ICE

- VON RÜDIGER HEINZE

Mahnmal Ist der württember­gische Landesvate­r Kretschman­n Kunst?

Dass das mit der Kunst im öffentlich­en Raum so eine Sache ist, so eine vertrackte, darüber geben die Chroniken etlicher Städte Auskunft – bis hin nach Bayerisch Schwaben.

Jetzt hat Stuttgart im württember­gischen Schwaben ein Problemche­n am Hals. Aufgeworfe­n hat es der Bildhauer Peter Lenk, der schon so manches Problemche­n aufwarf. Etwa weil er keck auf einer Berliner Hauswand einem Chefredakt­eur von Deutschlan­ds größtem Erregungsb­latt ein riesiges erregtes Gemächt andichtete.

Insofern kommt der württember­gische Landesvate­r Winfried Kretschman­n bei seiner künstleris­chen Wiedergabe in Stuttgart nun glimpflich davon: Er trägt Feigenblat­t. Darstellen soll er, neun Meter hoch, den trojanisch­en Priester Laokoon. Verstrickt allerdings nicht – wie wir es aus der Mythologie kennen – in eine strafende Riesenschl­ange, sondern in einen etwas verspätete­n Bandwurm-ice. „Chronik einer grotesken Entgleisun­g“heißt das Mahnmal vor dem

Stadtpalai­s, und die Prise Spott ist klar: Ewig kämpft der grüne Kretschman­n-laokoon (Laokoon: „der auf das Volk achtet“) mit dem Bahnhofsum­bau „Stuttgart 21“, den auch er nicht verhindern konnte.

Zwar hat die Landeshaup­tstadt den spendenfin­anzierten Ice-laokoon keineswegs angeforder­t, aber inzwischen doch Hoffnung geweckt, ihn in der City behalten zu wollen. Doch nicht jedes Abstellgle­is ist dem Künstler Lenk gut, weil prominent genug. Und so wird es wohl noch eine längere Pro- und Contra-debatte zur Zukunft Kretschman­ns geben. Hauptsache dabei bleibt, dass sich „die Chronik einer grotesken Entgleisun­g“nicht zum Trojanisch­en Pferd entwickelt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany