Ewiger Kampf mit dem ICE
Mahnmal Ist der württembergische Landesvater Kretschmann Kunst?
Dass das mit der Kunst im öffentlichen Raum so eine Sache ist, so eine vertrackte, darüber geben die Chroniken etlicher Städte Auskunft – bis hin nach Bayerisch Schwaben.
Jetzt hat Stuttgart im württembergischen Schwaben ein Problemchen am Hals. Aufgeworfen hat es der Bildhauer Peter Lenk, der schon so manches Problemchen aufwarf. Etwa weil er keck auf einer Berliner Hauswand einem Chefredakteur von Deutschlands größtem Erregungsblatt ein riesiges erregtes Gemächt andichtete.
Insofern kommt der württembergische Landesvater Winfried Kretschmann bei seiner künstlerischen Wiedergabe in Stuttgart nun glimpflich davon: Er trägt Feigenblatt. Darstellen soll er, neun Meter hoch, den trojanischen Priester Laokoon. Verstrickt allerdings nicht – wie wir es aus der Mythologie kennen – in eine strafende Riesenschlange, sondern in einen etwas verspäteten Bandwurm-ice. „Chronik einer grotesken Entgleisung“heißt das Mahnmal vor dem
Stadtpalais, und die Prise Spott ist klar: Ewig kämpft der grüne Kretschmann-laokoon (Laokoon: „der auf das Volk achtet“) mit dem Bahnhofsumbau „Stuttgart 21“, den auch er nicht verhindern konnte.
Zwar hat die Landeshauptstadt den spendenfinanzierten Ice-laokoon keineswegs angefordert, aber inzwischen doch Hoffnung geweckt, ihn in der City behalten zu wollen. Doch nicht jedes Abstellgleis ist dem Künstler Lenk gut, weil prominent genug. Und so wird es wohl noch eine längere Pro- und Contra-debatte zur Zukunft Kretschmanns geben. Hauptsache dabei bleibt, dass sich „die Chronik einer grotesken Entgleisung“nicht zum Trojanischen Pferd entwickelt.