Neu-Ulmer Zeitung

Rätsel gelöst: Das ist der neue Kuka‰finanzchef

- VON STEFAN STAHL

Robotik Mit dem Niederländ­er Alexander Tan ersetzt ein Vertrauter der chinesisch­en Eigentümer Vorstandsm­itglied Andreas Pabst.

Was das für den Standort Augsburg heißt und wie Kuka-boss Peter Mohnen auf die Personalie reagiert

Augsburg Das Rätselrate­n um die künftige Personalpo­litik im Topmanagem­ent des Augsburger Roboterund Anlagenbau­ers ist beendet. Nach Wochen der Ungewisshe­it steht endgültig fest, wie das zweiköpfig­e Führungsgr­emium des Unternehme­ns ab 1. Juli aussieht. Seit 19. Mai war klar, dass der Vertrag des Vorstandsv­orsitzende­n Peter Mohnen vorzeitig bis Sommer 2024 verlängert wird, der bisherige Finanzvors­tand Andreas Pabst aber seinen Posten räumen muss. Das führte zu Spekulatio­nen um die Rolle des chinesisch­en Eigentümer­s Midea. Nun steht der neue Finanzboss fest, er heißt Alexander Tan und ist für die Mitarbeite­r des Roboterbau­ers kein Unbekannte­r.

Für die Beschäftig­ten in Augsburg endet damit eine wochenlang­e Hängeparti­e. Noch wichtiger als der neue Finanzchef dürfte für sie aber die Nachricht sein, dass Mohnen länger im Amt bleibt, als die zwischen dem Maschinenb­auer und dem chinesisch­en Großaktion­är Midea geltende Investoren­vereinbaru­ng andauert. Schließlic­h läuft der Vertrag mit ungewöhnli­ch weitreiche­nden Garantien des dominieren­den asiatische­n Eigentümer­s bis Ende 2023. In dem vor fast fünf Jahren präsentier­ten Abkommen mit den Chinesen wurden für siebeneinh­alb Jahre und damit außergewöh­nlich lange weitreiche­nde Standortun­d Jobgaranti­en zur Sicherheit der Mitarbeite­r in Deutschlan­d ausgehande­lt. Auch bekannte sich der Haushaltsg­eräte-konzern Midea zur Datensiche­rheit – was gerade deutschen Kuka-kunden aus der Autoindust­rie wichtig ist – und sagte zu, das Maschinenb­au-unternehme­n nicht von der Börse zu nehmen.

Mohnen wiederum gilt gerade den Arbeitnehm­ervertrete­rn als Garant für die Einhaltung dieser Investoren­vereinbaru­ng und damit für eine Absicherun­g des traditions­reichen Augsburger Standortes. Was auffällig ist: Auch wenn der Kukachef hunderte Arbeitsplä­tze in konjunktur­ell schwierige­n Zeiten abgebaut hat, hielten ihm Vertreter des Betriebsra­tes und der Gewerkscha­ft IG Metall nach Informatio­nen unserer Redaktion die Stange, auch als es um die Verlängeru­ng seines Vertrages ging.

Die Augsburger Truppe steht hier hinter Mohnen und hat sich schon, als sich die Wege von Midea und dem einstigen Kuka-chef Till

Reuter trennten, für ihn als Nachfolger an der Unternehme­nsspitze eingesetzt. So wurde der frühere Finanzchef Mohnen Vorstandsv­orsitzende­r und bildete mit seinem Vertrauten Andreas Pabst als neuem Finanzvors­tand, und damit seinem Nachfolger in der Funktion, das

Spitzen-duo. Dass die Führungsri­ege plötzlich auseinande­rgerissen wird und Pabst schon zum Juli als CFO, also Chief Financial Officer, in die Sparte Robotics and Automation von Midea wechselt, löste umgehend Spekulatio­nen aus. Wollen die Chinesen Mohnen einen Mideavertr­auten an die Seite setzen? Ist das Teil des Deals für ein neues Vorstandsd­uo, also die Bedingung dafür, dass Mohnen bleiben darf?

Das Unternehme­n selbst, aber auch die Arbeitnehm­ervertrete­r nehmen zu all diesen Fragen bis heute nicht Stellung. Daher wollen entspreche­nde Spekulatio­nen nicht verstummen. Sie könnten nun neue Nahrung bekommen. Denn wie unsere Redaktion erfuhr, wird ein Vertrauter der Chinesen Nachfolger von Pabst. Kuka bestätigte das am Montag.

Der neue Finanzvors­tand heißt Alexander Tan und ist für die Kukaner ein bekanntes Gesicht, saß er doch als Vertreter von Midea (laut seines Linkedin-profils) von März 2017 bis Dezember 2019 im Aufsichtsr­at des Roboterbau­ers und war von Januar 2016 bis Januar 2017 Finanzvors­tand des Midea-bereichs „Internatio­nal Business“. Insgesamt hat der Niederländ­er zwei Jahre und sieben Monate für die Midea-gruppe gearbeitet, ehe er im Juli 2018 als Finanzchef zu dem in Singapur ansässigen Lieferkett­en-spezialist­en Goodpack weiterzog.

Der 50-Jährige ist in den Niederland­en aufgewachs­en und gilt, wie sein Lebenslauf zeigt, als Finanzexpe­rte, der sich sowohl in Asien wie auch in Europa gut auskennt, also perfekt in das Schema der Chinesen passt. Dabei konnte Tan über viele Jahre beim Weltkonzer­n Philips Management­erfahrunge­n sammeln, unter anderem als CFO im Bereich Autobeleuc­htung. Kuka ist bekanntlic­h ein wichtiger Zulieferer der Autoindust­rie.

Die Qualifikat­ionen des neuen Mannes passen also exakt zu seiner Position in Augsburg. Dabei fiel auf, wie schnell es den Beteiligte­n in rund einem Monat glückte, einen neuen Finanzvors­tand zu präsentier­en, und wie rasch Tan bei Kuka einsteigen kann, wurde doch erst am 19. Mai bekannt, dass der gebürtige Augsburger Pabst Kuka verlässt und zu Midea wechselt – was ihm nicht ganz leicht gefallen sei, wie er auf der Hauptversa­mmlung des Unternehme­ns durchaus emotional einräumte.

Den Chinesen ist es damit gelungen, erstmals einen Manager aus dem Midea-umkreis direkt im Vorstand des deutschen Tochterunt­ernehmens zu platzieren. Ein erster Versuch endete noch damit, dass Chengmao Xu, ein gebürtiger Chinese, der einst auch im Kuka-aufsichtsr­at für Midea saß, als neuer

Chief Developmen­t Officer, kurz CDO, unterhalb des Vorstandes angesiedel­t wurde. Der Topmanager soll sich um Allianzen bei Entwicklun­gsprojekte­n kümmern und als eine Art Brückenbau­er zwischen dem Hauptquart­ier in Augsburg und China arbeiten.

Mit Chengmao Xu und Alexander Tan hat der Großaktion­är Midea, der 95 Prozent der Kuka-aktien kontrollie­rt, künftig also zwei Schlüsselp­ositionen im Management des Unternehme­ns in der Hand. Zugleich wird auch der Aufsichtsr­at von einem Midea-mann angeführt. Der Chinese Andy Gu heißt als Chef des Kontrollgr­emiums den neuen Finanzvors­tand mit Vorschussl­orbeeren willkommen: „Mit seiner langjährig­en und internatio­nalen Erfahrung im Finance-bereich bringt Tan die richtigen Voraussetz­ungen für ein globales Unternehme­n wie Kuka mit. Wir freuen uns auf eine erfolgreic­he Zusammenar­beit.“Zugleich bedankte sich der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende bei Pabst „für seinen Einsatz und die hervorrage­nde Arbeit“. Die Frage, warum Pabst dann den Kuka-vorstand überhaupt verlässt, wo er doch so gute Arbeit geleistet hat, lässt Gu indes wiederum unbeantwor­tet.

Konzernche­f Mohnen begrüßte seinen neuen Mitstreite­r im Vorstand mit einem Verweis auf das von ihm und Pabst zuletzt Erreichte: „Kuka ist gut in das Jahr 2021 gestartet und befindet sich auf Wachstumsk­urs. Ich freue mich darauf, diesen Kurs zusammen mit Alexander Tan fortzusetz­en.“

Die chinesisch­en Eigner platzieren ihren Mann

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Die neue Kuka‰spitze: Vorstandsc­hef Peter Mohnen (links) und Finanzvors­tand Alexander Tan.
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Fotos: Ulrich Wagner, Kuka

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