Rätsel gelöst: Das ist der neue Kukafinanzchef
Robotik Mit dem Niederländer Alexander Tan ersetzt ein Vertrauter der chinesischen Eigentümer Vorstandsmitglied Andreas Pabst.
Was das für den Standort Augsburg heißt und wie Kuka-boss Peter Mohnen auf die Personalie reagiert
Augsburg Das Rätselraten um die künftige Personalpolitik im Topmanagement des Augsburger Roboterund Anlagenbauers ist beendet. Nach Wochen der Ungewissheit steht endgültig fest, wie das zweiköpfige Führungsgremium des Unternehmens ab 1. Juli aussieht. Seit 19. Mai war klar, dass der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Peter Mohnen vorzeitig bis Sommer 2024 verlängert wird, der bisherige Finanzvorstand Andreas Pabst aber seinen Posten räumen muss. Das führte zu Spekulationen um die Rolle des chinesischen Eigentümers Midea. Nun steht der neue Finanzboss fest, er heißt Alexander Tan und ist für die Mitarbeiter des Roboterbauers kein Unbekannter.
Für die Beschäftigten in Augsburg endet damit eine wochenlange Hängepartie. Noch wichtiger als der neue Finanzchef dürfte für sie aber die Nachricht sein, dass Mohnen länger im Amt bleibt, als die zwischen dem Maschinenbauer und dem chinesischen Großaktionär Midea geltende Investorenvereinbarung andauert. Schließlich läuft der Vertrag mit ungewöhnlich weitreichenden Garantien des dominierenden asiatischen Eigentümers bis Ende 2023. In dem vor fast fünf Jahren präsentierten Abkommen mit den Chinesen wurden für siebeneinhalb Jahre und damit außergewöhnlich lange weitreichende Standortund Jobgarantien zur Sicherheit der Mitarbeiter in Deutschland ausgehandelt. Auch bekannte sich der Haushaltsgeräte-konzern Midea zur Datensicherheit – was gerade deutschen Kuka-kunden aus der Autoindustrie wichtig ist – und sagte zu, das Maschinenbau-unternehmen nicht von der Börse zu nehmen.
Mohnen wiederum gilt gerade den Arbeitnehmervertretern als Garant für die Einhaltung dieser Investorenvereinbarung und damit für eine Absicherung des traditionsreichen Augsburger Standortes. Was auffällig ist: Auch wenn der Kukachef hunderte Arbeitsplätze in konjunkturell schwierigen Zeiten abgebaut hat, hielten ihm Vertreter des Betriebsrates und der Gewerkschaft IG Metall nach Informationen unserer Redaktion die Stange, auch als es um die Verlängerung seines Vertrages ging.
Die Augsburger Truppe steht hier hinter Mohnen und hat sich schon, als sich die Wege von Midea und dem einstigen Kuka-chef Till
Reuter trennten, für ihn als Nachfolger an der Unternehmensspitze eingesetzt. So wurde der frühere Finanzchef Mohnen Vorstandsvorsitzender und bildete mit seinem Vertrauten Andreas Pabst als neuem Finanzvorstand, und damit seinem Nachfolger in der Funktion, das
Spitzen-duo. Dass die Führungsriege plötzlich auseinandergerissen wird und Pabst schon zum Juli als CFO, also Chief Financial Officer, in die Sparte Robotics and Automation von Midea wechselt, löste umgehend Spekulationen aus. Wollen die Chinesen Mohnen einen Mideavertrauten an die Seite setzen? Ist das Teil des Deals für ein neues Vorstandsduo, also die Bedingung dafür, dass Mohnen bleiben darf?
Das Unternehmen selbst, aber auch die Arbeitnehmervertreter nehmen zu all diesen Fragen bis heute nicht Stellung. Daher wollen entsprechende Spekulationen nicht verstummen. Sie könnten nun neue Nahrung bekommen. Denn wie unsere Redaktion erfuhr, wird ein Vertrauter der Chinesen Nachfolger von Pabst. Kuka bestätigte das am Montag.
Der neue Finanzvorstand heißt Alexander Tan und ist für die Kukaner ein bekanntes Gesicht, saß er doch als Vertreter von Midea (laut seines Linkedin-profils) von März 2017 bis Dezember 2019 im Aufsichtsrat des Roboterbauers und war von Januar 2016 bis Januar 2017 Finanzvorstand des Midea-bereichs „International Business“. Insgesamt hat der Niederländer zwei Jahre und sieben Monate für die Midea-gruppe gearbeitet, ehe er im Juli 2018 als Finanzchef zu dem in Singapur ansässigen Lieferketten-spezialisten Goodpack weiterzog.
Der 50-Jährige ist in den Niederlanden aufgewachsen und gilt, wie sein Lebenslauf zeigt, als Finanzexperte, der sich sowohl in Asien wie auch in Europa gut auskennt, also perfekt in das Schema der Chinesen passt. Dabei konnte Tan über viele Jahre beim Weltkonzern Philips Managementerfahrungen sammeln, unter anderem als CFO im Bereich Autobeleuchtung. Kuka ist bekanntlich ein wichtiger Zulieferer der Autoindustrie.
Die Qualifikationen des neuen Mannes passen also exakt zu seiner Position in Augsburg. Dabei fiel auf, wie schnell es den Beteiligten in rund einem Monat glückte, einen neuen Finanzvorstand zu präsentieren, und wie rasch Tan bei Kuka einsteigen kann, wurde doch erst am 19. Mai bekannt, dass der gebürtige Augsburger Pabst Kuka verlässt und zu Midea wechselt – was ihm nicht ganz leicht gefallen sei, wie er auf der Hauptversammlung des Unternehmens durchaus emotional einräumte.
Den Chinesen ist es damit gelungen, erstmals einen Manager aus dem Midea-umkreis direkt im Vorstand des deutschen Tochterunternehmens zu platzieren. Ein erster Versuch endete noch damit, dass Chengmao Xu, ein gebürtiger Chinese, der einst auch im Kuka-aufsichtsrat für Midea saß, als neuer
Chief Development Officer, kurz CDO, unterhalb des Vorstandes angesiedelt wurde. Der Topmanager soll sich um Allianzen bei Entwicklungsprojekten kümmern und als eine Art Brückenbauer zwischen dem Hauptquartier in Augsburg und China arbeiten.
Mit Chengmao Xu und Alexander Tan hat der Großaktionär Midea, der 95 Prozent der Kuka-aktien kontrolliert, künftig also zwei Schlüsselpositionen im Management des Unternehmens in der Hand. Zugleich wird auch der Aufsichtsrat von einem Midea-mann angeführt. Der Chinese Andy Gu heißt als Chef des Kontrollgremiums den neuen Finanzvorstand mit Vorschusslorbeeren willkommen: „Mit seiner langjährigen und internationalen Erfahrung im Finance-bereich bringt Tan die richtigen Voraussetzungen für ein globales Unternehmen wie Kuka mit. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“Zugleich bedankte sich der Aufsichtsratsvorsitzende bei Pabst „für seinen Einsatz und die hervorragende Arbeit“. Die Frage, warum Pabst dann den Kuka-vorstand überhaupt verlässt, wo er doch so gute Arbeit geleistet hat, lässt Gu indes wiederum unbeantwortet.
Konzernchef Mohnen begrüßte seinen neuen Mitstreiter im Vorstand mit einem Verweis auf das von ihm und Pabst zuletzt Erreichte: „Kuka ist gut in das Jahr 2021 gestartet und befindet sich auf Wachstumskurs. Ich freue mich darauf, diesen Kurs zusammen mit Alexander Tan fortzusetzen.“
Die chinesischen Eigner platzieren ihren Mann