Reicht der Strom für Eautos?
Wissenschaftler schicken Brandbrief
München/karlsruhe Hat sich die Politik beim Beitrag des Elektroautos fürs Klima grundlegend verrechnet? Leider ja, sagen 170 Wissenschaftler aus aller Welt. „Die Zahlen suggerieren ein Einsparpotenzial, das wir nicht haben“, sagt Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) der dpa. Denn der Strommix sei schlicht falsch berechnet worden. „Die Frage ist nicht: Elektroauto oder Verbrenner. Die Frage ist: fossil oder nicht“, sagte Koch. In einem offenen Brief äußerten die Wissenschaftler ihre Bedenken. Denn die EU ist gerade dabei, ihre Co2-vorgaben für die neu zugelassenen Autos in Europa noch einmal zu verschärfen. Mit 453000 verkauften Elektro- und Plug-in-fahrzeugen im ersten Quartal ist Europa China mit 489 000 E-autos dicht auf den Fersen. Weil es letztlich um Klimaschutz geht, ist wichtig, woher der Strom für die E-autos eigentlich kommt. Koch und seine Kollegen sagen nun: Der Strombedarf wird noch mehr steigen – und dann stimmt die ganze Rechnung nicht mehr. Die Bundesregierung will bis 2030 nicht nur 10 Millionen Elektroautos auf der Straße haben, sondern auch Industrie und Heizung rasch umstellen. Der Strombedarf in Deutschland werde bis 2030 von 56 auf 57 Gigawatt zulegen, sagt Koch. Und es werde neben Ökostrom auch mehr Strom aus fossilen Kraftwerken brauchen. Das habe die Politik aber übersehen, auf jeden Fall nicht mitgerechnet. Dann könnten die realen Co2-emissionen viel höher sein als von der Politik veranschlagt – in der Summe sogar doppelt so hoch. Die EU solle ihre Haltung überdenken, so der Appell der Wissenschaftler. (dpa)