Bayern beim Impfen im Rückstand
Corona Geballte Kritik der Opposition vor der Kabinettssitzung
München Wunsch und Wirklichkeit klaffen in der Corona-politik der Staatsregierung aktuell ziemlich weit auseinander. Immer wieder fordert Ministerpräsident Markus Söder (CSU), das Impftempo zu erhöhen. Insbesondere im Kampf gegen die Delta-variante des Virus komme es auf jeden Tag an. Tatsächlich aber bleibt Bayern laut der Statistik des Robert-koch-instituts (RKI) im Vergleich mit anderen Bundesländern bisher hinter seinen Ansprüchen zurück. Bei den Zweitimpfungen liegt der Freistaat immerhin noch auf Rang 7. Bei den Erstimpfungen reicht es nur zum 15., also vorletzten Platz.
Anfang Juni schien der Rückstand noch erklärbar. In Bayern waren Pfingstferien, in den meisten anderen Ländern nicht. Da lag die Vermutung nahe, dass über die Hausärzte nicht so viel verimpft werden konnte, wie erhofft. Doch auch zwei Wochen später hat sich die Lage nicht wesentlich verbessert. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) verweist zwar darauf, dass die absoluten Zahlen mit zehn Millionen Impfungen „ein Meilenstein“seien, räumt aber ein: „Mit Blick auf den Bundesvergleich können wir bei den Impfungen momentan trotzdem nicht zufrieden sein.“Den Rückstand Bayerns könne er sich jedenfalls nur zum Teil erklären. „Was wir bekommen, das liefern wir aus und das wird auch verimpft“, sagt Holetschek.
Vor der Kabinettssitzung an diesem Dienstag kommt geballte Kritik von der Opposition im Landtag. Die Statistik des RKI sei „ein klarer Arbeitsauftrag an die Staatsregierung“, sagt Fdp-fraktionschef Martin Hagen. Spd-fraktionschef Florian von Brunn schimpft: „Herr Söder sollte sich lieber um mehr Impfungen in Bayern kümmern, anstatt Wahlkampf mit Herrn Laschet zu machen oder sich bei Em-spielen zur Schau zu stellen.“Und Grünenfraktionschef Ludwig Hartmann kritisiert, dass die Staatsregierung sich immer besser mache als sie tatsächlich ist: „Das ist Gift für das Vertrauen in Regierende und Demokratie“, sagt Hartmann. „Die Energie, die die Staatsregierung in geschönte Zahlen und wolkige Ankündigungen steckt, sollte sie besser in echte Verbesserungen für unser Land investieren.“