Neu-Ulmer Zeitung

ARD und ZDF bündeln ihre Kräfte

- VON DANIEL WIRSCHING

Sender setzen auf Streaminga­ngebot

Mainz Es dauert nicht lange, bis ein Journalist am Montag fragt, was jetzt noch gegen eine Fusion von ARD und ZDF spreche. Kurz zuvor kündigten der Ard-vorsitzend­e Tom Buhrow und der Zdf-intendant Thomas Bellut in einem Pressegesp­räch einen „Riesenquan­tensprung“und eine „kleine Revolution“an: den Aufbau eines gemeinsame­n Streaming-netzwerks.

Für Nutzer bedeutet das, dass ARD- und Zdf-mediathek im Internet zwar eigenständ­ig bleiben, sich aber zunehmend in der einen auch Inhalte der jeweils anderen finden und Nutzern empfohlen werden. In der Praxis soll das einmal so aussehen: Wer in der Ard-mediathek gerne den „Tatort“anklickt, dem könnte ein Algorithmu­s die Zdf-thriller-serie „Bad Banks“empfehlen, die dann gleich auf dem Ard-portal abrufbar ist.

Was unspektaku­lär klingt, bedeutet für die beitragsfi­nanzierten öffentlich-rechtliche­n Sender einen Kulturwand­el. Statt ihre Konkurrenz im Netz zu leben, kooperiere­n sie fortan – vor allem, um gegen Usstreamin­ganbieter wie Netflix oder Amazon Prime Video bestehen zu können. In diesem Markt wolle man nicht nur mit-, sondern eine führende Rolle spielen, sagt Swr-intendant Kai Gniffke. „Es braucht ein wertegetri­ebenes Angebot auf dem Streaming-markt.“Darunter versteht er unter anderem ein Empfehlung­ssystem, das nicht auf Krawall setze – im Unterschie­d zu den anderen Anbietern.

Der gemeinsame „Inhalte-katalog“allein von ARD und ZDF umfasst mehr als 250 000 Filme, Dokus, Satire- und Serienstof­fe. Seit kurzem sind zudem Programmin­halte von Arte in beiden Mediatheke­n zu finden, was zu einer spürbaren Erhöhung der Nutzerzahl­en führte.

Und so soll das Streaming-netzwerk das durch Beitragsmi­lliarden erstellte Programm leichter auffindbar machen und besser präsentier­en. Es soll aber wohl auch die Bedeutung der Öffentlich-rechtliche­n unterstrei­chen – in Zeiten, in denen intensiv über ihren Auftrag diskutiert wird. Eine öffentlich-rechtliche Super-mediathek mit sämtlichen Inhalten wäre da im Grunde der nächste Schritt. Und eine Fusion von ARD und ZDF? Die Senderchef­s weisen das zurück und betonen mit Verweis auf höchstrich­terliche Rechtsprec­hung, dass die Medienviel­falt ein wichtiges Gut sei.

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