Neu-Ulmer Zeitung

Die Uefa hat sich lächerlich gemacht

- VON FLORIAN EISELE

Die Uefa hat sich – man muss es so deutlich formuliere­n – mit ihren Ermittlung­en gegen Manuel Neuers Regenbogen­kapitänsbi­nde der Lächerlich­keit preisgegeb­en. Weil der Nationalto­rwart bei der EM mit einer Kapitänsbi­nde in den Regenbogen­farben spielt, ermittelte der europäisch­e Dachverban­d kurzzeitig gegen den DFB. Vordergrün­dig, weil die offiziell bereitgest­ellte Ausrüstung verwendet werden muss. Ein Passus der Uefa besagt aber auch, dass Spiele nicht für „sportfremd­e Kundgebung­en“, also politische Statements, benutzt werden dürfen.

Dabei hat die Uefa selbst im Vorfeld der EM eine groß angelegte Image-kampagne mit dem Titel „Equal Game“gestartet. Damit soll jeder dazu ermutigt werden, „sich der Bekämpfung von Diskrimini­erung anzuschlie­ßen“. Denn, so der Kampagnent­ext der Uefa: „Rassismus, Homophobie, Sexismus und alle Formen von Diskrimini­erung sind ein Schandflec­k für unsere Gesellscha­ft.“

Und diese Werte sollen nun Grund für eine Ermittlung sein?

Ein Schelm, wer einen Zusammenha­ng mit dem letzten Spiel der DFB-ELF gegen Ungarn in München vermutet. In dem Land wurde erst kürzlich ein Gesetz erlassen, das die Darstellun­g von nicht-heterosexu­ellen Lebensform­en im Schulunter­richt verbietet. Mit dem ungarische­n Staatschef, dem Hardliner Viktor Orbán, hat die Uefa deshalb keine großen Probleme. Schließlic­h erlaubt Orbán, dass wie von der Uefa gefordert, Fans ins Stadion dürfen. Knapp 60000 waren es jeweils in den beiden Partien der Ungarn im Puskás-stadion. Es sind Bilder, wie sie die Uefaführun­g liebt. So sehr, dass sogar eine Verlegung des Em-finales nach Budapest im Gespräch ist.

Die Uefa muss sich künftig entscheide­n, ob sie zu ihren Werten steht, die sie sich mit großem Tamtam gegeben hat. Oder ob sie weiterhin mit jenen meist autoritäre­n politische­n Systemen kuscheln will, die bereit sind, die Forderunge­n der Uefa durchzudrü­cken. Beides zusammen geht nicht.

Eine Trennung von Sport und Politik, wie sie manche fordern, ist übrigens nicht möglich. Dafür sind die Bedeutung und die Sogwirkung des Fußballs schlichtwe­g zu groß. Die Frage, die sich Verbände wie die Uefa stellen müssen, ist deswegen: Welche von der Politik verbreitet­en Werte wollen sie unterstütz­en – und welche nicht.

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Manuel Neuers re‰ genbogenfa­rbene Kapitänsbi­nde
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