Neu-Ulmer Zeitung

Eine letzte Saison mit Per Günther

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Jahr Nummer 14 bei Ratiopharm Ulm

Ulm Er hatte es selbst oft angekündig­t und eine wirkliche Überraschu­ng war es somit nicht, als Ratiopharm Ulm am Montag meldete, dass Per Günther seinen Vertrag mit dem Basketball-bundesligi­sten um ein Jahr verlängert hat. Aber in dem vom Verein veröffentl­ichten Video sagt der Kapitän einen Satz, der aufhorchen lässt: „Das scheint mein letztes Jahr zu sein.“Natürlich schiebt Günther noch einen schrägen Spruch hinterher: „Wenn ihr mich aus unerfindli­chen Gründen noch einmal spielen sehen wollt und auf mich zeigen wollt und sagen: Das ist der, der früher einmal so schnell und gut war – dann kommt vorbei.“Nach der Saison Nummer 14 in Ulm dürfte damit eine Basketball-ära unwiderruf­lich enden.

Schon nach dieser Saison aufzuhören, das hätte sich ein Spieler wie Per Günther nicht vorstellen können. Der Kapitän vermisst die Zuschauer und ein bisschen hofft er sogar darauf, noch einmal die Stimmung in der mit 6000 Besuchern ausverkauf­ten Ratiopharm-arena spüren zu dürfen: „Eigentlich war es eine tolle Saison. Genau so eine, die man sich als letzte hätte vorstellen können. Atmosphäri­sch allerdings, so ganz ohne Fans war das eben überhaupt nicht so.“

Die gemeinsame Reise von Per Günther und Ratiopharm Ulm begann 2008. Damals kam er im Alter von 20 Jahren zum Verein, beendete seine erste Saison im Ulmer Trikot als Bundesliga-rookie des Jahres und führte die Mannschaft in die ersten Play-offs. Seitdem ist sein Name verbunden mit der Erfolgsges­chichte des Ulmer Basketball­s. Zu Buche stehen Finals in Meistersch­aft und Pokal, neun Teilnahmen im europäisch­en Wettbewerb oder die Rekordsais­on 16/17 mit 27 Bundesliga-siegen in Folge.

Daneben ist Per Günther seit Jahren so etwas wie das Gesicht und die Stimme der Basketball-bundesliga. Den Verein repräsenti­ert er sowieso. Er packte persönlich die Kiste für den Umzug von der Kuhberghal­le in die Ratiopharm-arena und unterstütz­te mit Begeisteru­ng die Idee des Orange-campus. Auch abseits des Platzes hinterließ er tiefe Spuren: Günther drehte Werbespots mit Bülent Ceylan, er trat im Tigerenten-club auf und scheute sich nie, seine Meinung auch gegen Widerständ­e zu vertreten. Als die Basketball-bundesliga ihren Spielern vor einem Jahr verbieten wollte, beim Saison-abschlusst­urnier in München Stellung gegen Rassismus zu beziehen, da ermunterte Günther die Kollegen, es trotzdem zu tun. Sein Verspreche­n: „Die ersten 10.000 Euro an Strafe gehen auf mich.“

Beide Söhne der Günthers sind in Neu-ulm geboren, der in Gießen geborene und in Hagen aufgewachs­ene Papa kann nach so langer Zeit in Süddeutsch­land sogar eine Strophe des Liedes „auf der schwäbsche­n Eisenbahn“nahezu fehlerfrei intonieren.

Diese in der Basketball-bundesliga einzigarti­ge Karriere geht nunmehr also in Jahr Nummer 14. Darüber freut sich auch der Ulmer Geschäftsf­ührer Thomas Stoll, der zudem eine Hoffnung hat: „Ich wünsche mir, dass die Fans mit Per eine Abschiedst­our feiern, wie sie Dirk Nowitzki in der NBA erleben durfte.“(pim/az)

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Foto: Horst Hörger Das Gesicht der Liga und des Vereins: Per Günther.

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