Neu-Ulmer Zeitung

Welche Farben trägt die neue Regierung?

- VON STEFAN LANGE

Hintergrun­d Die Umfragen lassen fünf Koalitione­n nach der Bundestags­wahl zu. Doch ein Blick in die Wahlprogra­mme zeigt: So richtig passt es nur bei Konstellat­ionen, für die es aktuell wohl nicht reichen würde

Berlin Er sei, erklärte Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt vor Journalist­en in Berlin, schon sehr gespannt, „wie sich die Farbenspie­le in den nächsten Wochen weiter entwickeln werden“. Der erfahrene Abgeordnet­e meinte damit die Koalitions­optionen nach der Bundestags­wahl am 26. September. Wird es Schwarz-grün, Grün-rotrot oder eine andere Zusammenst­ellung mit der Farbe Gelb?

Viele Farbenspie­le sind derzeit denkbar. Sicher ist nur, dass die AFD nicht an einer Regierung beteiligt sein wird, denn alle anderen Parteien schließen eine Zusammenar­beit aus. Es gibt den derzeitige­n Umfragen zufolge fünf mögliche Koalitione­n. Pickt man sich die dominieren­den Themen Wirtschaft, Klima und Finanzen heraus, ergibt ein Blick in die Wahlprogra­mme, dass keine davon richtig passt. Eine Annäherung:

● Schwarz‰grün Beide Parteien sind sich im Ziel einig: Mehr Klimaschut­z muss unbedingt sein. Union und Grüne kündigen finanziell­e Belastunge­n an, denn sie wollen einen höheren Co2-preis. Gleichzeit­ig soll es Entlastung­en geben. Trotz Differenze­n in Details stimmt die große Klammer: Beide Parteien wollen Ökologie und Ökonomie miteinande­r koppeln. Mit Klimaschut­z soll sich Geld verdienen lassen. Anders bei der Steuerpoli­tik: Die Grünen wollen den Spitzenste­uersatz erhöhen und eine Vermögenst­euer einführen. CDU und CSU lehnen das ab und würden da mit Blick auf ihre Stammwähle­rschaft wohl auch keine Kompromiss­e machen. Die Wahrschein­lichkeit einer schwarz-grünen Koalition ist eher klein.

● Kenia‰koalition Bei der Keniakoali­tion käme zu Grünen und CDU/CSU noch die SPD hinzu. Die Sozialdemo­kraten sind ebenfalls für einen höheren Co2-preis, sie wollen gleichzeit­ig Entlastung­en und den

Strom billiger machen. Die SPD ist für eine Reaktivier­ung der Vermögenst­euer – eine Überschnei­dung mit den Grünen. Es gilt damit ein ähnliches Fazit wie bei Schwarzgrü­n: eher unwahrsche­inlich.

● Jamaika‰koalition Für eine Jamaika-koalition müssten sich Grüne und Union mit der FDP zusammentu­n. Oder besser gesagt: Union und FDP mit den Grünen. Denn die beiden erstgenann­ten Parteien sind die Wunschpart­ner. Den Umfragen zufolge reicht es für eine Zweierkoal­ition

nicht, doch CDU, CSU und FDP sind nicht weit davon entfernt. Mag es beim Klimaschut­z Parallelen zu den Grünen geben – die FDP will ebenfalls einen höheren Co2-preis und niedrigere Stromkoste­n –, steht die schwarz-gelbe Front beim Thema Steuern: Union und FDP wollen die Steuerlast für die Unternehme­n senken beziehungs­weise deckeln. Fazit: Schwarz-gelb immer. Jamaika eher nicht.

● Ampel‰koalition Die Ampel würde Grüne, SPD und FDP vereinen. Es gilt hier das, was auch für Kenia festzustel­len ist: Grüne und SPD könnten sich wohl zusammenra­ufen. Wie allerdings die FDP vor allem mit ihren steuerpoli­tischen Plänen in einer Ampel leuchten könnte, ist fraglich. Die liberale Position ist so zentral, dass Abstriche hier unwahrsche­inlich sind – hinter der Ampel steht ein dickes Fragezeich­en.

● Deutschlan­d‰koalition In Sachsenanh­alt wird die Deutschlan­d-koalition aus CDU, SPD und FDP gerade als eine Option diskutiert. Im Bund müsste sich die SPD inhaltlich ganz klein machen, damit die Polit-ehe mit Liberalen und Union klappt. Die oben beschriebe­nen Differenze­n zwischen Rot und Schwarzgel­b blieben erhalten. Allerdings ließen die Sozialdemo­kraten 2017 zentrale Forderunge­n wie die Bürgervers­icherung sausen, um an der Regierung beteiligt zu sein. Da Schwarz-rot bereits regiert hat und die FDP wiederum gut mit der Union kann, könnte die Deutschlan­dkoalition eine Option sein.

● R2G Eine Koalition aus Grünen, Linken und SPD – kurz R2G – geben die Umfragen nicht her. Es gibt aber bei Grün-rot-rot nicht nur viele Übereinsti­mmungen beim Klimaschut­z. Gerade im Bereich Finanzen und Wirtschaft sind überrasche­nd viele Schnittmen­gen. Sollten die drei Parteien ein wenig zulegen, wäre Grün-rot-rot denkbar – und in dieser Stichprobe die wohl wahrschein­lichste Regierungs­koalition.

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Foto: dpa Politische Farbenspie­le vor der heißen Wahlkampfp­hase.

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