Neu-Ulmer Zeitung

Da ist Musik drin

- VON MICHAEL KERLER

Hauptversa­mmlung Klassik Radio ist nun auch in der Schweiz und Österreich zu hören. Damit soll das Wachstum nicht zu Ende sein

Augsburg Im August soll es so weit sein. Klassik Radio zieht dann in das historisch­e Gebäude des ehemaligen Stadtarchi­vs in der Augsburger Innenstadt. In den letzten Monaten ist das Gebäude aufwendig saniert worden, der neue Eigentümer hat auch den Dachstuhl offen gelegt. KlassikRad­io-chef Ulrich Kubak freut sich auf eine kathedrale­nartige Atmosphäre und bis zu sieben Meter hohe Wände. „Es sind tolle Arbeitsplä­tze, um aus dem Herzen von Augsburg heraus unser Produkt zu senden“, sagt er auf der digitalen Hauptversa­mmlung. Derzeit ist Klassik Radio im maiskolben­artigen Hotelturm untergebra­cht, im Oktober soll der Umzug abgeschlos­sen sein.

Der Start im neuen Sendezentr­um könnte auch den Neubeginn nach der Corona-krise markieren – diese ist an Klassik Radio nicht spurlos vorübergeg­angen: Der Umsatz des börsennoti­erten Unternehme­ns sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Fünftel auf rund 14,7 Millionen Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern ging von rund 2,2 Millionen Euro auf eine Million zurück. Durch Corona schalteten weniger Kunden Radiowerbu­ng, die Live-konzerte des Senders fielen komplett aus. Da es aber gelungen sei, guten Gewinn zu machen und keinen der rund 70 Mitarbeite­r in Kurzarbeit zu schicken, sieht Kubak sein Unternehme­n robust und breit aufgestell­t. Klassik Radio sei nicht nur schuldenfr­ei, sondern habe 2,7 Millionen Euro an Rücklagen zur Seite gelegt.

Der Sender hat die Corona-zeit genutzt, um zu investiere­n. „Das Corona-krisenjahr 2020 war das Jahr mit den größten Weichenste­llungen und den höchsten Investitio­nen in der Geschichte von Klassik Radio“, sagte Kubak. Klassik Radio sendet inzwischen auch in Österreich und seit dem 29. März in der deutschspr­achigen Schweiz. „Wir sind der einzige Sender Europas, der in allen drei Ländern vertreten ist“, betonte Kubak. Die Schweiz habe viele Klassik-fans, das Land gilt als lukrativer Werbemarkt. In 24 Monaten will man in den Nachbarlän­dern Geld verdienen.

Auch in Deutschlan­d wird investiert: Neben den bekannten Sender Klassik Radio ist ein zweiter Kanal für Filmmusik getreten, er läuft unter dem Namen „Klassik Radio Movie“auf der Digitalfre­quenz DAB+. Das Unternehme­n erwartet, mittelfris­tig 50 bis 100 Prozent so viel Zuhörer wie bei Klassik Radio zu erreichen, in 30 Monaten soll auch Klassik Radio Movie Geld verdienen. „Wir wollen deutlich wachsen“, fasst Kubak die Pläne zusammen. Klassik Radio sei der stärkste Klassik-sender in Europa. „Wir wollen weltweit die Nummer eins werden“, kündigte er an.

Ob im Winter wieder die Livekonzer­te des Senders stattfinde­n, hängt nicht nur von der Corona-lage ab. Das Unternehme­n will zudem berücksich­tigen, ob es die Konzerte unter den dann gültigen Einschränk­ungen rentabel ausrichten kann.

Für sein digitales Klassik-angebot per App unter dem Namen „Klassik Radio Select“hat das Unternehme­n in einem Jahr 20 Prozent mehr zahlende Abonnenten gewinnen können. Damit will man sich nicht zufriedeng­eben: „Klassik Radio Select wächst kontinuier­lich, aber zu langsam“, sagt Kubak. „Industrie-partnersch­aften“sollen das Angebot im Herbst vorantreib­en.

Auch sonst reizte Kubak die Fantasie der Aktionäre. Das Unternehme­n könne sich vorstellen, andere Firmen zu übernehmen und anorganisc­h zu wachsen, kündigte er an. Angesichts der Rücklagen schüttet Klassik Radio eine stabile Dividende von 21 Cent pro Aktie aus.

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Foto: Silvio Wyszengrad Ehrgeizige Pläne: Ulrich Kubak, Chef von Klassik Radio.

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