Da ist Musik drin
Hauptversammlung Klassik Radio ist nun auch in der Schweiz und Österreich zu hören. Damit soll das Wachstum nicht zu Ende sein
Augsburg Im August soll es so weit sein. Klassik Radio zieht dann in das historische Gebäude des ehemaligen Stadtarchivs in der Augsburger Innenstadt. In den letzten Monaten ist das Gebäude aufwendig saniert worden, der neue Eigentümer hat auch den Dachstuhl offen gelegt. KlassikRadio-chef Ulrich Kubak freut sich auf eine kathedralenartige Atmosphäre und bis zu sieben Meter hohe Wände. „Es sind tolle Arbeitsplätze, um aus dem Herzen von Augsburg heraus unser Produkt zu senden“, sagt er auf der digitalen Hauptversammlung. Derzeit ist Klassik Radio im maiskolbenartigen Hotelturm untergebracht, im Oktober soll der Umzug abgeschlossen sein.
Der Start im neuen Sendezentrum könnte auch den Neubeginn nach der Corona-krise markieren – diese ist an Klassik Radio nicht spurlos vorübergegangen: Der Umsatz des börsennotierten Unternehmens sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Fünftel auf rund 14,7 Millionen Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern ging von rund 2,2 Millionen Euro auf eine Million zurück. Durch Corona schalteten weniger Kunden Radiowerbung, die Live-konzerte des Senders fielen komplett aus. Da es aber gelungen sei, guten Gewinn zu machen und keinen der rund 70 Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, sieht Kubak sein Unternehmen robust und breit aufgestellt. Klassik Radio sei nicht nur schuldenfrei, sondern habe 2,7 Millionen Euro an Rücklagen zur Seite gelegt.
Der Sender hat die Corona-zeit genutzt, um zu investieren. „Das Corona-krisenjahr 2020 war das Jahr mit den größten Weichenstellungen und den höchsten Investitionen in der Geschichte von Klassik Radio“, sagte Kubak. Klassik Radio sendet inzwischen auch in Österreich und seit dem 29. März in der deutschsprachigen Schweiz. „Wir sind der einzige Sender Europas, der in allen drei Ländern vertreten ist“, betonte Kubak. Die Schweiz habe viele Klassik-fans, das Land gilt als lukrativer Werbemarkt. In 24 Monaten will man in den Nachbarländern Geld verdienen.
Auch in Deutschland wird investiert: Neben den bekannten Sender Klassik Radio ist ein zweiter Kanal für Filmmusik getreten, er läuft unter dem Namen „Klassik Radio Movie“auf der Digitalfrequenz DAB+. Das Unternehmen erwartet, mittelfristig 50 bis 100 Prozent so viel Zuhörer wie bei Klassik Radio zu erreichen, in 30 Monaten soll auch Klassik Radio Movie Geld verdienen. „Wir wollen deutlich wachsen“, fasst Kubak die Pläne zusammen. Klassik Radio sei der stärkste Klassik-sender in Europa. „Wir wollen weltweit die Nummer eins werden“, kündigte er an.
Ob im Winter wieder die Livekonzerte des Senders stattfinden, hängt nicht nur von der Corona-lage ab. Das Unternehmen will zudem berücksichtigen, ob es die Konzerte unter den dann gültigen Einschränkungen rentabel ausrichten kann.
Für sein digitales Klassik-angebot per App unter dem Namen „Klassik Radio Select“hat das Unternehmen in einem Jahr 20 Prozent mehr zahlende Abonnenten gewinnen können. Damit will man sich nicht zufriedengeben: „Klassik Radio Select wächst kontinuierlich, aber zu langsam“, sagt Kubak. „Industrie-partnerschaften“sollen das Angebot im Herbst vorantreiben.
Auch sonst reizte Kubak die Fantasie der Aktionäre. Das Unternehmen könne sich vorstellen, andere Firmen zu übernehmen und anorganisch zu wachsen, kündigte er an. Angesichts der Rücklagen schüttet Klassik Radio eine stabile Dividende von 21 Cent pro Aktie aus.