Holetschek verspricht höheres Impftempo
Corona Vor allem die Pfingstferien haben Bayern im Vergleich zu anderen Ländern zurückgeworfen. Bis September sollen 85 Prozent der über 18-Jährigen vollen Schutz haben
München So ganz klar ist es offenbar immer noch nicht, warum Bayern bei den Impfungen im Vergleich zu anderen Ländern nach wie vor im Rückstand ist. Aktuell haben, wie Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstag nach der Sitzung des Ministerrats sagte, 48,1 Prozent der Bürger Bayerns eine Erst- und 31,1 Prozent eine Zweitimpfung erhalten. Insgesamt seien bereits mehr als zehn Millionen Dosen verimpft worden. Um möglichst bis zum Herbst eine Impfquote von 85 Prozent und damit eine weitgehende Herdenimmunität zu erreichen, wolle die Regierung jetzt mehr Gas geben. „Wir werden alles dafür tun, dass wir noch schneller vorankommen“, versicherte der Minister.
Dass die Ursachen für den Rückstand in Bayern zu suchen sind, ergibt sich aus den Zahlen des Robertkoch-instituts. Pro 100 Einwohner wurden bisher zum Beispiel nach Nordrhein-westfalen 88,7 Impfdosen geliefert und davon 84,6 verabreicht. Nach Bayern wurden pro 100 Einwohner 86,7 Impfdosen geliefert, aber nur 77,7 verabreicht.
Die Frage, warum es hier insgesamt langsamer geht als anderswo, ist aber offenkundig nicht so einfach zu beantworten. Die Experten im Gesundheitsministerium, so berichtet Holetschek auf Nachfrage unserer Redaktion, nennen mehrere mögliche Gründe.
Dass Bayern bei den Erstimpfungen auf den vorletzten Platz unter den 16 Bundesländern zurückgefallen ist, erklärt sich laut Holetschek noch relativ einfach dadurch, dass das Ministerium sich wegen der Gefährlichkeit
der Delta-variante zuletzt stark auf die Zweitimpfungen konzentriert hatte. Hier liegt der Freistaat ziemlich genau im Bundesdurchschnitt.
Als Hauptgrund für die vergleichsweise schlechte Gesamtbilanz werden die bayerischen Pfingstferien genannt, die es in den meisten anderen Bundesländern nicht gegeben hat. In dieser Zeit konnte offenbar ein Teil des vorhandenen Impfstoffs nicht verabreicht werden. Holetschek schätzt, dass es in der Ferienzeit etwa 300000 Impfungen weniger waren, als unter Normalbedingungen möglich gewesen wären. Das soll nun möglichst schnell aufgeholt werden. Allein in den 100 bayerischen Impfzentren sollen in den kommenden beiden Wochen 365000 Erstimpfungen verabreicht werden. Impfungen durch Hausund Betriebsärzte kämen da noch obendrauf.
Weitere mögliche Gründe für den relativen Rückstand Bayerns seien Lieferverzögerungen, in einigen Gegenden sei die Zahl der teilnehmenden Hausärzte knapp und möglicherweise habe es auch Meldeverzug gegeben. Darüber soll an diesem Mittwoch in der Steuerungsgruppe des Ministeriums erneut gesprochen werden. Die Fragen, die ihm regelmäßig in den Pressekonferenzen gestellt werden, so sagte Holetschek unserer Redaktion, stelle auch er jeden Tag aufs Neue.
Sein „klares Ziel“jedenfalls sei, bis zum September 85 Prozent der über 18-Jährigen in Bayern geimpft zu haben. Damit wäre ein vollständiger Impfschutz dieser Gruppe mit Erst- und Zweitimpfungen erreicht. „Das werden wir aus meiner Sicht auch hinkriegen“, sagte Holetschek. „Wir bemühen uns, den Impfstoff, der kommt, möglichst schnell in die Oberarme der Menschen zu kriegen.“Das sei das wirksamste und einzige Mittel im Kampf gegen die Pandemie.
Noch wenig Konkretes konnte Holetschek zur Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-variante sagen. Es sei festzustellen, dass diese Virusmutation auch bei uns zunehmend Fuß fasse. Das Infektionsgeschehen aber sei noch sehr diffus. Noch nicht geklärt ist nach den Worten des Ministers auch, wann die ersten Auffrischungsimpfungen nötig seien. Die Rede sei von acht Monaten oder einem Jahr nach der ersten vollständigen Impfung. Eine Empfehlung der Impfkommission liege aber noch nicht vor.