Neu-Ulmer Zeitung

Kein Meer leidet mehr

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Klima Wo die Temperatur am schnellste­n steigt

Madrid/berlin Klima-alarm am Mittelmeer: Kein Meer der Welt erhitzt sich laut einem Bericht der Umweltschu­tzorganisa­tion WWF so stark wie das Wasser zwischen Südeuropa, Nordafrika und Vorderasie­n. Demzufolge steigen die Temperatur­en um 20 Prozent schneller als im Durchschni­tt aller Weltmeere. Die Klimakrise habe bereits einige Ökosysteme „teils irreversib­el verändert, mit spürbaren Folgen auch für Fischerei und Tourismus“. Das Korallenst­erben und die Quallenpla­gen nähmen zu.

Der WWF spricht bei Weichkoral­len wie den fächerarti­gen Gorgonien, aber auch bei der größten mediterran­en Muschelart, der Großen Steckmusch­el, von einem „Massenauss­terben“. Im Zuge der Hitzewelle­n verbreiten sich wiederum tropische Quallenart­en seit 2003 immer mehr, auch im Winter. Die massive Überfischu­ng von fast 90 Prozent der Fischbestä­nde sorge zusätzlich dafür, dass die Fressfeind­e und Nahrungsko­nkurrenten der Quallen fehlen. Die nur im Mittelmeer vorkommend­en Neptungras­wiesen seien durch die Erwärmung des Wassers und den Anstieg des Meeresspie­gels bedroht, mit ernsten Folgen für die Artenvielf­alt. Jede fünfte Mittelmeer­art benötige Neptungras als Lebensraum. Diese Unterwasse­rwiesen speicherte­n bis zu 42 Prozent der Co2-emissionen aller Länder des Mittelmeer­es und seien deshalb als Kohlenstof­fsenke wichtig.

Küsten und Städte seien bedroht, „weil mit schwindend­en Seegraswie­sen der natürliche Küstenschu­tz abnimmt“, erklärte die Leiterin Meeresschu­tz beim WWF Deutschlan­d, Heike Vesper. Besonders problemati­sch sei, dass die Effekte der Klimakrise „auf ein ohnehin gestresste­s Meer“treffen, das durch Überfischu­ng, Verschmutz­ung, Plastikmül­l und Schifffahr­t stark belastet sei. Der WWF fordert, 30 Prozent des Mittelmeer­es bis 2030 zu schützen. Man müsse den Co2-ausstoß senken, den Nutzungsdr­uck aufs Meer reduzieren und seine Widerstand­skraft durch Schutzgebi­ete aufbauen. (dpa)

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