Neu-Ulmer Zeitung

Worthülsen statt Werte

- VON FLORIAN EISELE

Die Münchner Arena wird wegen des Votums der Uefa nicht in den Regenbogen­farben erstrahlen. Es wäre ein Zeichen des Verbandes gewesen, dass die Kampagne „Equal Game“, die sie sich vor der EM gegeben hat, mehr ist als ein schöner Schein. Und dass man für diese Werte einsteht, auch wenn es auch mal kritisch wird.

Wie so oft in der Vergangenh­eit galt aber die Devise: Solange es niemanden wehtut, tritt die Uefa für Respekt, Gleichbeha­ndlung und Inklusion ein – aber sobald davon die Geschäftsb­eziehungen dieses Verbandes tangiert werden, gibt es schnell einen Rückzieher.

Denn es wäre ja unpraktisc­h, einen so loyalen Verbündete­n wie den ungarische­n Staatschef Viktor

Orban zu verärgern. Der garantiert in Zeiten von Corona volle Stadien – und die Uefa beruft sich darauf, dass sie eine „politisch und religiös neutrale Organisati­on“sei. Jene Uefa, die – wenn es gerade passt – zum Kampf gegen „alle Formen von Diskrimini­erung“aufruft. Und der klar sein müsste, dass eben diese Diskrimini­erung oft von autoritäre­n Staatsregi­erungen wie der in Ungarn ausgeht.

Ein echtes Zeichen wäre es gewesen, wenn die Uefa Ungarn bei der Vergabe der EM nicht berücksich­tigt hätte. Aber dazu hätte es jenen Mut gebraucht, den man bei diesem Verband nur in den leeren Worthülsen einer Kampagne findet.

Die Regenbogen-aktionen der Bundesliga-klubs verdienen Anerkennun­g. Und sie zeigen, wie alleine die Uefa mit ihrer Entscheidu­ng dasteht.

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