Worthülsen statt Werte
Die Münchner Arena wird wegen des Votums der Uefa nicht in den Regenbogenfarben erstrahlen. Es wäre ein Zeichen des Verbandes gewesen, dass die Kampagne „Equal Game“, die sie sich vor der EM gegeben hat, mehr ist als ein schöner Schein. Und dass man für diese Werte einsteht, auch wenn es auch mal kritisch wird.
Wie so oft in der Vergangenheit galt aber die Devise: Solange es niemanden wehtut, tritt die Uefa für Respekt, Gleichbehandlung und Inklusion ein – aber sobald davon die Geschäftsbeziehungen dieses Verbandes tangiert werden, gibt es schnell einen Rückzieher.
Denn es wäre ja unpraktisch, einen so loyalen Verbündeten wie den ungarischen Staatschef Viktor
Orban zu verärgern. Der garantiert in Zeiten von Corona volle Stadien – und die Uefa beruft sich darauf, dass sie eine „politisch und religiös neutrale Organisation“sei. Jene Uefa, die – wenn es gerade passt – zum Kampf gegen „alle Formen von Diskriminierung“aufruft. Und der klar sein müsste, dass eben diese Diskriminierung oft von autoritären Staatsregierungen wie der in Ungarn ausgeht.
Ein echtes Zeichen wäre es gewesen, wenn die Uefa Ungarn bei der Vergabe der EM nicht berücksichtigt hätte. Aber dazu hätte es jenen Mut gebraucht, den man bei diesem Verband nur in den leeren Worthülsen einer Kampagne findet.
Die Regenbogen-aktionen der Bundesliga-klubs verdienen Anerkennung. Und sie zeigen, wie alleine die Uefa mit ihrer Entscheidung dasteht.