Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Fan als Kommentato­r

- VON JOHANNES GRAF

Bastian Schweinste­iger mag ein exzellente­r Kicker gewesen sein. Worauf sein Wirken als Tvexperte beruht, wird ein Geheimnis der ARD bleiben. Mit dem Experten verhält es sich letztlich wie mit dem Trainer: Wer eine ruhmreiche Länderspie­l-vita als Spieler vorweisen kann, muss nicht zwingend für andere Berufe im Fußball geeignet sein. Dass Freizeitex­perte Schweinste­iger sich staunend ob der Stimmung im Stadion mit den Dänen solidarisi­erte, darf ihm folglich verziehen werden. Tom Bartels hingegen ist auf seinem Gebiet ein Profi, der reichlich Expertise mitbringt. Im deutschen Sportferns­ehen zählt er zu den angesehens­ten Kommentato­ren. Meist trifft er den richtigen Ton, wenn ein Sportereig­nis verbal begleitet werden soll. Der 55-Jährige erhielt beispielsw­eise großes Lob, als er bei einem Gruppenspi­el der EM 2012 minutenlan­g schwieg und den Gesang von 20000 irischen Fans wirken ließ. In der Partie zwischen Dänemark und Russland allerdings vergaloppi­erte er sich ins Abseits. Nach Eriksens Zusammenbr­uch mit den dänischen Spielern zu sympathisi­eren, das mag all zu menschlich erscheinen. Bartels jedoch übertrieb. In einer Partie mit deutscher Beteiligun­g spricht nichts gegen ein gewisses Maß an Parteilich­keit, Bartels darf Fan sein, mancher wird das gar erwarten. Treffen Dänen, Russen oder Spanier aufeinande­r, sollte er im Sinne der Fairness aber neutral bleiben.

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