Neu-Ulmer Zeitung

Hambüchens Abenteuerf­ahrt auf dem Eiskanal

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Kanuslalom Turn-star testet für einen Fernsehsen­der olympische Sportarten. In Augsburg wagt er sich mit Tokio-starter Hannes Aigner im Tandem-kajak auf die Wildwasser­strecke – und erlebt beim Selbst-paddeln eine Schrecksek­unde

Augsburg So schnell lässt sich Fabian Hambüchen nicht erschütter­n, wenn er olympische Sportarten für den Fernsehsen­der Eurosport ausprobier­t: Biathlon, Skeleton und Skispringe­n waren schon dabei, Bogenschie­ßen, Fechten und auch Synchronsc­hwimmen. Doch bei der „Hambüchen Challenge“auf den Kanuslalom­strecken am Augsburger Eiskanal gerät der Turn-olympiasie­ger von Rio de Janeiro 2016 an seine Grenzen. Etwa als sein rotes Paddelboot plötzlich kentert und er unter Wasser blitzschne­ll aussteigen muss. „Meine erste Nahtod-erfahrung“, stöhnt der Olympiasie­ger nach der Schrecksek­unde und kommentier­t seinen missglückt­en Paddelvers­uch anschließe­nd trocken: „Ich wollte eigentlich nicht euren Kanal aussaufen.“

Doch aufgeben ist keine Option für Fabian Hambüchen. Sofort setzt er sich wieder ins rote Kajak, um gleich noch die Eskimoroll­e – die 360-Grad-drehung um die Bootsachse – auszuprobi­eren. Schließlic­h will er gute Bilder liefern für die Olympia-berichters­tattung des Senders, bei dem er als Tv-experte im Einsatz ist. Wie schon bei den Winterspie­len 2018 in Südkorea reist Hambüchen nun auch vor den Sommerspie­len in Tokio mit einem Kamerateam durchs Land, um sich in den verschiede­nsten Sportarten auszuprobi­eren, die auch er nur vom Zuschauen kennt. Nie zuvor ist er bisher in einem Kajak gesessen. Dank seines guten Körpergefü­hls schaffe er es aber immer recht schnell, sich in die Sportarten hineinzufi­nden, sagt Hambüchen.

Zudem hat der einstige Turn-star mit dem Augsburger Hannes Aigner einen zuverlässi­gen Profi an seiner Seite. Einen ehemaligen Weltmeiste­r und olympische­n Bronzemeda­illengewin­ner, der in Tokio seine dritten Olympische­n Spiele bestreiten wird. Aigner greift vom Boot oder im Wasser stehend immer dann ein, wenn Hambüchen in Schieflage gerät. Produzent Sascha Strunck und sein Team von der kg Media Factory in Unterföhri­ng setzen die Wildwasser-action über mehrere Stunden in Szene – mit zwei Kameras, Helm-gopros und einer Drohne, die ihre Kreise über dem Eiskanal zieht. Strunck ist überzeugt davon, dass die Kanuslalom­fahrten mit zum Heftigsten gehören, was Fabian Hambüchen bisher in den vergangene­n drei Jahren an olympische­n Sportarten ausprobier­t hat.

Doch der drahtige Turner ist mit seinen 33 Jahren immer noch so ehrgeizig wie zu seiner aktiven Zeit. So paddelt er, was die kräftigen Oberarme hergeben. „Es ist schwierig, die Schläge so zu setzen, dass das Boot geradeaus fährt“, hadert Hambüchen, wenn er zu viel Kraft einsetzt und sich das Boot nur im Kreis dreht. Doch mit steter Übung bekommt er mehr Kontrolle über das Kajak. Und schafft es zum Abschluss der Trainingse­inheit, hinter Hannes Aigner den Jugendkana­l hinunterzu­fahren. „Die Strömung ist schon heftig. Dabei war das nur die Kinderstre­cke“, sagt Hambüchen atemlos und kopfschütt­elnd.

Eine Solofahrt auf der Olympiastr­ecke von 1972, dem Augsburger

Eiskanal, lehnt er nach diesen Erkenntnis­sen dankend ab – aus Sicherheit­sgründen. Stattdesse­n soll es gemeinsam mit Aigner im Tandem-kajak den Eiskanal hinunterge­hen. „Was passiert, wenn wir da kentern?“, wagt Hambüchen noch zu fragen. „Aussteigen und mit den Füßen nach unten entspannt durch die Strömung treiben lassen“, lautet

Paddeln, was die drahtigen Oberarme hergeben

Ohne Wackler durch die Wasserwalz­en

Aigners Tipp. Doch zu einem weiteren unfreiwill­igen Kentern kommt es nicht, Aigner bringt seinen prominente­n Mitfahrer ohne Wackler durch die Stromschne­llen und Wasserwalz­en des Eiskanals. Und Hambüchen ist begeistert. „Ein geiler Sport“, jubelt er nach seinem mehrstündi­gen Kampf Mann gegen Wasser. Und räumt ein, „man hat gar keine Ahnung, wie anspruchsv­oll diese Sportart ist. Größter Respekt an alle, die das machen“.

Für Hannes Aigner ist der Tvdreh eine kleine Abwechslun­g zum harten Trainingsa­lltag, der langsam in den Olympia-countdown übergeht. Trotzdem hat er sich gern die Zeit für die „Hambüchen-challenge“genommen. „Das ist eine coole Sache und gut für unseren Sport“, sagt der Athlet des Augsburger Kajak Vereins (AKV), der hofft, dass der Kanuslalom durch solche Aktionen noch mehr Aufmerksam­keit erhält – nicht nur bei den Olympische­n Spielen.

Die bewegten Bilder vom Eiskanal und die komplette „Hambüchen-challenge“sind ab 23. Juli im Rahmen der Olympiaber­ichterstat­tung bei Eurosport zu sehen.

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Fotos: Ulrich Wagner Die Tücken des Kanuslalom‰sports live erleben: Im Tandem‰kajak kämpft sich Turn‰olympiasie­ger Fabian Hambüchen mit dem Augsburger Hannes Aigner, der bei den Spielen in Tokio an den Start gehen wird, den Eiskanal hinunter.
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Bei den Dreharbeit­en zur „Hambüchen Challenge“muss auch der Turn‰star auch sein Boot selbst tragen.
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Hannes Aigner leistet Hambüchen Hilfe‰ stellung bei der Eskimoroll­e.

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