Hambüchens Abenteuerfahrt auf dem Eiskanal
Kanuslalom Turn-star testet für einen Fernsehsender olympische Sportarten. In Augsburg wagt er sich mit Tokio-starter Hannes Aigner im Tandem-kajak auf die Wildwasserstrecke – und erlebt beim Selbst-paddeln eine Schrecksekunde
Augsburg So schnell lässt sich Fabian Hambüchen nicht erschüttern, wenn er olympische Sportarten für den Fernsehsender Eurosport ausprobiert: Biathlon, Skeleton und Skispringen waren schon dabei, Bogenschießen, Fechten und auch Synchronschwimmen. Doch bei der „Hambüchen Challenge“auf den Kanuslalomstrecken am Augsburger Eiskanal gerät der Turn-olympiasieger von Rio de Janeiro 2016 an seine Grenzen. Etwa als sein rotes Paddelboot plötzlich kentert und er unter Wasser blitzschnell aussteigen muss. „Meine erste Nahtod-erfahrung“, stöhnt der Olympiasieger nach der Schrecksekunde und kommentiert seinen missglückten Paddelversuch anschließend trocken: „Ich wollte eigentlich nicht euren Kanal aussaufen.“
Doch aufgeben ist keine Option für Fabian Hambüchen. Sofort setzt er sich wieder ins rote Kajak, um gleich noch die Eskimorolle – die 360-Grad-drehung um die Bootsachse – auszuprobieren. Schließlich will er gute Bilder liefern für die Olympia-berichterstattung des Senders, bei dem er als Tv-experte im Einsatz ist. Wie schon bei den Winterspielen 2018 in Südkorea reist Hambüchen nun auch vor den Sommerspielen in Tokio mit einem Kamerateam durchs Land, um sich in den verschiedensten Sportarten auszuprobieren, die auch er nur vom Zuschauen kennt. Nie zuvor ist er bisher in einem Kajak gesessen. Dank seines guten Körpergefühls schaffe er es aber immer recht schnell, sich in die Sportarten hineinzufinden, sagt Hambüchen.
Zudem hat der einstige Turn-star mit dem Augsburger Hannes Aigner einen zuverlässigen Profi an seiner Seite. Einen ehemaligen Weltmeister und olympischen Bronzemedaillengewinner, der in Tokio seine dritten Olympischen Spiele bestreiten wird. Aigner greift vom Boot oder im Wasser stehend immer dann ein, wenn Hambüchen in Schieflage gerät. Produzent Sascha Strunck und sein Team von der kg Media Factory in Unterföhring setzen die Wildwasser-action über mehrere Stunden in Szene – mit zwei Kameras, Helm-gopros und einer Drohne, die ihre Kreise über dem Eiskanal zieht. Strunck ist überzeugt davon, dass die Kanuslalomfahrten mit zum Heftigsten gehören, was Fabian Hambüchen bisher in den vergangenen drei Jahren an olympischen Sportarten ausprobiert hat.
Doch der drahtige Turner ist mit seinen 33 Jahren immer noch so ehrgeizig wie zu seiner aktiven Zeit. So paddelt er, was die kräftigen Oberarme hergeben. „Es ist schwierig, die Schläge so zu setzen, dass das Boot geradeaus fährt“, hadert Hambüchen, wenn er zu viel Kraft einsetzt und sich das Boot nur im Kreis dreht. Doch mit steter Übung bekommt er mehr Kontrolle über das Kajak. Und schafft es zum Abschluss der Trainingseinheit, hinter Hannes Aigner den Jugendkanal hinunterzufahren. „Die Strömung ist schon heftig. Dabei war das nur die Kinderstrecke“, sagt Hambüchen atemlos und kopfschüttelnd.
Eine Solofahrt auf der Olympiastrecke von 1972, dem Augsburger
Eiskanal, lehnt er nach diesen Erkenntnissen dankend ab – aus Sicherheitsgründen. Stattdessen soll es gemeinsam mit Aigner im Tandem-kajak den Eiskanal hinuntergehen. „Was passiert, wenn wir da kentern?“, wagt Hambüchen noch zu fragen. „Aussteigen und mit den Füßen nach unten entspannt durch die Strömung treiben lassen“, lautet
Paddeln, was die drahtigen Oberarme hergeben
Ohne Wackler durch die Wasserwalzen
Aigners Tipp. Doch zu einem weiteren unfreiwilligen Kentern kommt es nicht, Aigner bringt seinen prominenten Mitfahrer ohne Wackler durch die Stromschnellen und Wasserwalzen des Eiskanals. Und Hambüchen ist begeistert. „Ein geiler Sport“, jubelt er nach seinem mehrstündigen Kampf Mann gegen Wasser. Und räumt ein, „man hat gar keine Ahnung, wie anspruchsvoll diese Sportart ist. Größter Respekt an alle, die das machen“.
Für Hannes Aigner ist der Tvdreh eine kleine Abwechslung zum harten Trainingsalltag, der langsam in den Olympia-countdown übergeht. Trotzdem hat er sich gern die Zeit für die „Hambüchen-challenge“genommen. „Das ist eine coole Sache und gut für unseren Sport“, sagt der Athlet des Augsburger Kajak Vereins (AKV), der hofft, dass der Kanuslalom durch solche Aktionen noch mehr Aufmerksamkeit erhält – nicht nur bei den Olympischen Spielen.
Die bewegten Bilder vom Eiskanal und die komplette „Hambüchen-challenge“sind ab 23. Juli im Rahmen der Olympiaberichterstattung bei Eurosport zu sehen.