Zoff im Handball
Verbandsvize greift
Klub scharf an
Berlin Hart, härter, Hanning: Mit einer in dieser Form unvergleichlichen Attacke hat der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) den Bundesligisten MT Melsungen angegriffen. „Ich finde es erschreckend, dass Melsungen viele deutsche Nationalspieler für viel Geld gekauft hat, aber die Mentalität im Verein nicht mitgewachsen ist“, sagte Bob Hanning der Deutschen Presse-agentur (dpa). „Es hat sich kein Spieler, seit er in Melsungen ist, verbessert. Im besten Fall haben sie stagniert.“
Die Reaktion auf die scharfe Kritik des 53-Jährigen, der neben seinem DHB-AMT als Geschäftsführer der Füchse Berlin arbeitet, folgte nur wenige Stunden später. „Diese Art von öffentlicher Negativdarstellung eines Handball-bundesligisten durch einen hohen Dhb-funktionsträger ist bislang ohne Beispiel“, sagte Mt-vorstand Axel Geerken in einer Stellungnahme der Nordhessen. „Bob Hannings Äußerungen kommen einem direkten Angriff, einem Offensivfoul auf unseren Verein und auf unsere Spieler gleich.“
Am Mittwoch dürfte der Schlagabtausch sogar in die nächste Runde gehen: Dann spielen Melsungen und Berlin am Abend (19 Uhr/sky) in der Bundesliga gegeneinander.
Kurz vor dem Ende der Saison läuft die MT aber (mal wieder) ihren sportlichen Zielen hinterher, obwohl der Kader in der Vergangenheit mit teils hochkarätigen Profis verstärkt wurde. Die Qualifikation für den Europapokal wurde verpasst. Aktuell stehen sechs deutsche Nationalspieler unter Vertrag: Silvio Heinevetter, Julius Kühn, Finn Lemke, Kai Häfner, Tobias Reichmann und Timo Kastening.
„Ich habe die Sorge, dass die Mentalität, die sich in Melsungen etabliert hat, den Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gefährden kann“, sagte Hanning. „Ich glaube, dass dort eine unglaubliche Zufriedenheit herrscht und dass man nirgendwo mehr Geld verdienen kann als deutscher Nationalspieler. Und das färbt sich meiner Ansicht nach aufs Spielfeld ab. Die MT hat gefühlt 60 Millionen Euro verbrannt, um dann nicht mal in Europa zu spielen.“(dpa)