„Passt immer auf, wo ihr hinwerft!“
Speerwerfer Johannes Vetter ist in seiner Sportart Nummer eins der Weltrangliste. Bei den Olympischen Spielen will er ganz vorn dabei sein. Warum er den Speer so weit werfen kann
Johannes, konntest du schon immer so gut werfen?
Johannes Vetter: Ich hatte schon immer einen guten Armzug. Gerade in der Grundschule war ich immer ein begnadeter Schlagball-werfer. Also, es kommt nicht von irgendwo her, ja.
Wie wirft man Gegenstände besonders weit?
Johannes: Wie das geht, kann ich gar nicht so genau beschreiben. Ich glaube, die Übung macht’s. Wenn ihr irgendwo an einem See steht oder irgendwo im Wald, versucht einfach mal, einen Stein oder Stock zu werfen. Versucht vielleicht Ziele zu treffen, versucht Spaß daran zu haben. Bei mir waren es beim Wandern immer Tannenzapfen und so weiter. Aber passt immer auf, wo ihr hinwerft!
Kannst du mit links und rechts gleich gut werfen?
Johannes: Natürlich nicht. Meine Arme sind links und rechts gleich groß ausgeprägt. Aber es sieht bei mir links doch schon sehr unkoordiniert aus. Wie weit ich mit links werfe, habe ich noch nie probiert. Das Speerwerfen ist eine technisch sehr anspruchsvolle Disziplin. Viele Kräfte wirken da zusammen. Daher ist mir die Verletzungsgefahr ein bisschen zu groß.
Wieso hast du dich damals für die Sportart Speerwerfen entschieden?
Johannes: Das ist so ein Prozess, der ab einem gewissen Alter anfängt, meistens in der Pubertät. Da schaut man sich an, wo die Talente des Athleten oder der Athletin liegen. Bei mir lagen die Talente im Wurfbereich. Wir hatten damals keine Trainer, die Diskus, Hammer oder Kugel gelehrt haben. Es gab nur Speerwerfen. Da lag es auf der Hand, wohin ich gehe. Auch von meiner körperlichen Entwicklung her und meinen Eigenschaften im Wurf lag der Fokus dann auch nicht mehr im Sprint- oder Sprungbereich, sondern beim Speerwerfen.
Werfen kann sehr gefährlich sein. Wie machst du es, dass du niemanden triffst?
Johannes: Das beruht auf gegenseitigem Vertrauen. Bei Wettkämpfen müssen die Kampfrichter natürlich aufpassen, wo ich den Speer hinwerfe.
Und ich versuche auch, den Speer in den vorgegebenen Bereich zu werfen. Gott sei Dank kommt es sehr selten zu Unfällen, da der Bereich schon sehr weitflächig ist und alle aufeinander achtgeben.
Du hast zum Glück bis jetzt noch nie jemanden mit deinem Speer getroffen?
Johannes: Nein, bis auf einen Schneemann habe ich noch niemanden getroffen.
Interview: Ulrike John, dpa