Neu-Ulmer Zeitung

Die Feuerwehr war im Dauereinsa­tz

- VON MICHAEL KROHA UND THOMAS HECKMANN

Unwetter Straßen, Keller und Unterführu­ngen stehen unter Wasser – in ein Wohnhaus schlägt der Blitz ein.

Das ist die Bilanz des Gewitters am Montagaben­d im Raum Ulm und Neu-ulm. Die Einsatzkrä­fte bekamen viel zu tun

Landkreis Neu‰ulm/ulm Es ist 21.36 Uhr und in Pfuhl knallt es gewaltig. In einem Wohnhaus in der Ulrichstra­ße schlägt der Blitz ein. „Am Dach haben wir Rauch aufsteigen sehen“, berichtet Rudolf Erne, Nachbar und gleichzeit­ig der Vermieter des betroffene­n Gebäudes. Er ruft die Feuerwehr. Die eilt herbei und kontrollie­rt mit einer Drehleiter das Dach. Schnell steht fest: Größere Schäden sind nicht entstanden, verletzt wurde niemand. Lediglich ein paar Sicherunge­n und Glühbirnen seien durchgebra­nnt. Die Region rund um Ulm und Neuulm kam bei dem Unwetter am Samstag noch weitestgeh­end glimpflich davon. Die Feuerwehr war dennoch im Dauereinsa­tz.

Die Integriert­e Rettungsle­itstelle (ILS) Donau/iller in Krumbach zählte am Dienstagmo­rgen insgesamt 23 Einsätze im kompletten Landkreis Neu-ulm. „Glück gehabt“, sagt Wolfgang Lemke, Schichtfüh­rer bei der ILS, am Dienstagmo­rgen. Doch die Zahlen waren da vermutlich auch nicht vollständi­g. Eine nachträgli­che Dokumentat­ion soll folgen. Er geht davon aus, dass die Feuerwehre­n vor Ort zum Teil direkt alarmiert wurden und die Kräfte von Einsatz zu Einsatz beziehungs­weise von Haus zu Haus gingen, um das Wasser aus den Kellern zu pumpen. Auch der Pfuhler Einsatz taucht beispielsw­eise in der Statistik nicht auf.

Die Einsätze, erklärt Lemke, hätten sich hauptsächl­ich im Bereich Neu-ulm und den Stadtteile­n abgespielt. Auch Senden sei betroffen gewesen, allerdings nicht so stark wie noch in der Nacht von Sonntag auf Montag. In Ay kümmerte sich die Feuerwehr um Baustellen­absicherun­gen, die umgefallen waren und so den Gehweg blockierte­n. Der südliche Landkreis blieb weitestgeh­end verschont. In Illertisse­n waren es lediglich Bauzäune, die der Sturm umwehte.

Der häufigste Einsatzgru­nd aber: überschwem­mte Straßen, vollgelauf­ene Keller und Unterführu­ngen.

Ecke Schwabenst­raße/kantstraße beim Neu-ulmer Hallenbad stand unter Wasser. So auch die eine oder andere B10-unterführu­ng an der Europastra­ße sowie die Unterführu­ng im Starkfeld zwischen Pfaffenweg und Max-eyth-straße. In der Augsburger Straße in Offenhause­n musste eine Wohnung von der Feuerwehr geöffnet werden, weil Wasser ins Haus gelaufen war – die Bewohner aber im Urlaub waren. Auch im Café d’art in der Augsburger Straße in Neu-ulm lief der Keller voll. In Ludwigsfel­d war vereinzelt in Haushalten der Strom weg.

Stärker vom Unwetter betroffen war auch die Stadt Ulm und der benachbart­e Alb-donau-kreis. Dort wurden die Feuerwehre­n zu insgesamt 500 Einsätzen gerufen. Insbesonde­re in Wiblingen und Unterweile­r drang Wasser in die Keller. So musste die Feuerwehr am Wiblinger Tannenplat­z ein brennendes Auto in einer Tiefgarage löschen. Jedoch war auch hier die Garage mit Wasser geflutet. Da nicht sicher war, ob das Wasser nicht auch noch durch einen beschädigt­en Verteilerk­asten unter Strom steht, musste abgewartet werden, bis ein Energiever­sorger die Tiefgarage vom Stromnetz getrennt hatte.

Um die 70 Bewohner mussten nach Polizeiang­aben ihre Wohnungen verlassen. Etwa 25 davon wurden in einem Bus vom Bevölkedie rungsschut­z versorgt. Auch Notfallsee­lsorger waren im Einsatz. Die Schadenshö­he ist noch unklar. Neben einigen beschädigt­en Autos kann auch noch ein Gebäudesch­aden entstanden sein. Nach Abschluss der Löscharbei­ten konnten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurück.

Die Unterführu­ng an der Neuen Straße in Richtung Ehinger Tor war überschwem­mt. Dort stand das Wasser zeitweise einen halben Meter hoch. Städtische Mitarbeite­r wollten gerade die Straße für den Verkehr sperren, da fuhr noch ein Auto durch. Der Fahrer hatte es eilig, denn sein Elternhaus hinter Ehingen wurde durch das Unwetter beschädigt. Er wollte schauen, was die Feuerwehr dort bisher tun konnte. Doch weit war er nicht gekommen: Er blieb in der Unterführu­ng in den Wassermass­en stecken.

Auch für die Straßenbah­nen der Linien 1 und 2 war kein Durchkomme­n mehr. Ein Schienener­satzverkeh­r mit Bussen wurde eingesetzt. Das Abpumpen dauerte noch bis zum Dienstagmi­ttag an. Während Fußgänger, Nahverkehr und Radfahrer passieren konnten, war für Autofahrer gesperrt. Die Folge war ein Verkehrsch­aos in der Ulmer Innenstadt. Beeinträch­tigt war auch der Bahnverkeh­r zwischen Ulm und Sigmaringe­n. Wegen umgestürzt­er Bäume wurde die Strecke gesperrt.

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Fotos (2): Thomas Heckmann Ein Audi ist am Montagaben­d während eines starken Unwetters in einer überflutet­en Unterführu­ng in Ulm stecken geblieben. Stel‰ lenweise stand das Wasser in der Unterführu­ng fast einen halben Meter hoch.
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Foto: Michael Kroha In Pfuhl schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein.
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Noch ist unklar, warum ein Pkw in einer Tiefgarage in Flammen aufging.
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MITTWOCH, 23. JUNI 2021

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