Die Feuerwehr war im Dauereinsatz
Unwetter Straßen, Keller und Unterführungen stehen unter Wasser – in ein Wohnhaus schlägt der Blitz ein.
Das ist die Bilanz des Gewitters am Montagabend im Raum Ulm und Neu-ulm. Die Einsatzkräfte bekamen viel zu tun
Landkreis Neuulm/ulm Es ist 21.36 Uhr und in Pfuhl knallt es gewaltig. In einem Wohnhaus in der Ulrichstraße schlägt der Blitz ein. „Am Dach haben wir Rauch aufsteigen sehen“, berichtet Rudolf Erne, Nachbar und gleichzeitig der Vermieter des betroffenen Gebäudes. Er ruft die Feuerwehr. Die eilt herbei und kontrolliert mit einer Drehleiter das Dach. Schnell steht fest: Größere Schäden sind nicht entstanden, verletzt wurde niemand. Lediglich ein paar Sicherungen und Glühbirnen seien durchgebrannt. Die Region rund um Ulm und Neuulm kam bei dem Unwetter am Samstag noch weitestgehend glimpflich davon. Die Feuerwehr war dennoch im Dauereinsatz.
Die Integrierte Rettungsleitstelle (ILS) Donau/iller in Krumbach zählte am Dienstagmorgen insgesamt 23 Einsätze im kompletten Landkreis Neu-ulm. „Glück gehabt“, sagt Wolfgang Lemke, Schichtführer bei der ILS, am Dienstagmorgen. Doch die Zahlen waren da vermutlich auch nicht vollständig. Eine nachträgliche Dokumentation soll folgen. Er geht davon aus, dass die Feuerwehren vor Ort zum Teil direkt alarmiert wurden und die Kräfte von Einsatz zu Einsatz beziehungsweise von Haus zu Haus gingen, um das Wasser aus den Kellern zu pumpen. Auch der Pfuhler Einsatz taucht beispielsweise in der Statistik nicht auf.
Die Einsätze, erklärt Lemke, hätten sich hauptsächlich im Bereich Neu-ulm und den Stadtteilen abgespielt. Auch Senden sei betroffen gewesen, allerdings nicht so stark wie noch in der Nacht von Sonntag auf Montag. In Ay kümmerte sich die Feuerwehr um Baustellenabsicherungen, die umgefallen waren und so den Gehweg blockierten. Der südliche Landkreis blieb weitestgehend verschont. In Illertissen waren es lediglich Bauzäune, die der Sturm umwehte.
Der häufigste Einsatzgrund aber: überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller und Unterführungen.
Ecke Schwabenstraße/kantstraße beim Neu-ulmer Hallenbad stand unter Wasser. So auch die eine oder andere B10-unterführung an der Europastraße sowie die Unterführung im Starkfeld zwischen Pfaffenweg und Max-eyth-straße. In der Augsburger Straße in Offenhausen musste eine Wohnung von der Feuerwehr geöffnet werden, weil Wasser ins Haus gelaufen war – die Bewohner aber im Urlaub waren. Auch im Café d’art in der Augsburger Straße in Neu-ulm lief der Keller voll. In Ludwigsfeld war vereinzelt in Haushalten der Strom weg.
Stärker vom Unwetter betroffen war auch die Stadt Ulm und der benachbarte Alb-donau-kreis. Dort wurden die Feuerwehren zu insgesamt 500 Einsätzen gerufen. Insbesondere in Wiblingen und Unterweiler drang Wasser in die Keller. So musste die Feuerwehr am Wiblinger Tannenplatz ein brennendes Auto in einer Tiefgarage löschen. Jedoch war auch hier die Garage mit Wasser geflutet. Da nicht sicher war, ob das Wasser nicht auch noch durch einen beschädigten Verteilerkasten unter Strom steht, musste abgewartet werden, bis ein Energieversorger die Tiefgarage vom Stromnetz getrennt hatte.
Um die 70 Bewohner mussten nach Polizeiangaben ihre Wohnungen verlassen. Etwa 25 davon wurden in einem Bus vom Bevölkedie rungsschutz versorgt. Auch Notfallseelsorger waren im Einsatz. Die Schadenshöhe ist noch unklar. Neben einigen beschädigten Autos kann auch noch ein Gebäudeschaden entstanden sein. Nach Abschluss der Löscharbeiten konnten die Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurück.
Die Unterführung an der Neuen Straße in Richtung Ehinger Tor war überschwemmt. Dort stand das Wasser zeitweise einen halben Meter hoch. Städtische Mitarbeiter wollten gerade die Straße für den Verkehr sperren, da fuhr noch ein Auto durch. Der Fahrer hatte es eilig, denn sein Elternhaus hinter Ehingen wurde durch das Unwetter beschädigt. Er wollte schauen, was die Feuerwehr dort bisher tun konnte. Doch weit war er nicht gekommen: Er blieb in der Unterführung in den Wassermassen stecken.
Auch für die Straßenbahnen der Linien 1 und 2 war kein Durchkommen mehr. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde eingesetzt. Das Abpumpen dauerte noch bis zum Dienstagmittag an. Während Fußgänger, Nahverkehr und Radfahrer passieren konnten, war für Autofahrer gesperrt. Die Folge war ein Verkehrschaos in der Ulmer Innenstadt. Beeinträchtigt war auch der Bahnverkehr zwischen Ulm und Sigmaringen. Wegen umgestürzter Bäume wurde die Strecke gesperrt.