In Ulm gibt es jetzt Bitcoins aus dem Automaten
Finanzen Es ist die einzige Maschine zwischen Stuttgart und München, in der sich die Kryptowährung kaufen lässt
Ulm Was in den USA und Kanada an fast jeder Ecke steht, ist in Ulm noch außergewöhnlich: Bitcoin-geldautomaten. Laut dem Portal Coinatmradar gibt es im Süden der Republik lediglich eine niedrige zweistellige Zahl solcher Geräte. Das nächste davon in Stuttgart.
Aber warum gibt es jetzt ausgerechnet einen solchen Automaten in einem kleinen Handyladen in der Ulmer Karlstraße? „Wir liegen verkehrsgünstig“, sagt der Inhaber des Ladens, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. So habe der Hersteller, die Us-firma General Bytes, der nach eigenen Angaben Weltmarktführer als „Provider“von derartigen Automaten, angefragt, ob hier ein Automat aufgestellt werden könne. „Auf Probe.“Nach vier Wochen soll entschieden werden, ob der Automat zu einer dauerhaften Einrichtung wird. Werbung brauche der kleine Ulmer Laden dafür nicht. Denn Bitcoinanleger würden derartige Maschinen ohnehin über spezielle Apps finden. Deswegen will der Mann, der eigentlich Satellitenschüsseln, Bustickets und Handyzubehör verkauft auch nicht, dass der Namen seines Geschäfts in der Karlstraße genannt wird.
Möglicherweise liegt das auch am nach wie vor etwas zweifelhaften Ruf der Kryptowährung. In Kreisen klassischer Banker galt (und gilt in Teilen) die Anlage in Bitcoins vor allem als Weg, um Geld zu waschen. Erst im vergangenen Jahr musste ein Anbieter in Deutschland nach einer Entscheidung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) seine Automaten wieder abbauen, davon auch einen in Ulm.
Der bestehende Ulmer Bitcoinautomat
mit dem Namen BATMTWO macht es auch für Laien leicht, in diese seltsame Währung zu investieren. Der Nutzer muss sich als erstes entscheiden, ob er maximal 5000 Euro oder mehr als 20.000 Euro in Bitcoins stecken will. Dann muss ein Nutzerkonto („Wallet auf deinem Smartphone“) angelegt werden. Der Kunde muss sich nicht, wie sonst üblich, bei einer Exchange Börse anmelden, sondern kann binnen Minuten loslegen. Der Atmbetreiber verdient, in dem er Gebühren pro Transaktion einbehält. Gerade die Schnelligkeit dieser Automaten in einem Markt mit ständigem Auf und Ab gilt als Erfolgsgeheimnis.
„Kryptowährungen sind keine Währungen im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr Spekulationsobjekte mit extrem hohen Risiken für Anleger. Eine Geldanlage in Bitcoins können wir grundsätzlich nicht empfehlen“, sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter im Bereich Banken und Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-württemberg.
Bitcoins können also als Investitionsobjekt sowie auch für Zahlungen im Internet verwendet werden. Eine
Besonderheit des Bitcoins ist, dass er als virtuelle Währung im Gegensatz zu herkömmlichen Währungen nicht von einer Zentralbank, sondern als Open-source-softwareprojekt durch angeblich öffentlich nachvollziehbaren Programmcode kontrolliert wird. Ein Modell, das den Vorstellungen des klassischen Bankwesens zuwiderläuft. „Ob das Bitcoin-netzwerk überhaupt über die Voraussetzungen verfügt, den Status eines globalen, allgemein akzeptierten und alltäglichen Zahlungsmittels zu erringen, ist noch lange nicht geklärt“, sagt Wolfgang Kaimer, der Sprecher der Vr-bank Neu-ulm.
Bisher basierten Kryptowährungen, insbesondere Bitcoins, ausschließlich auf Vertrauen. Eine Notenbank ist hierbei nicht involviert. Angesichts der vorherrschenden Rahmenbedingungen und der Schwachstellen vorhandener Lösungsansätze für die begrenzten Verarbeitungskapazitäten der Bitcoin-blockchain, sei daher eine Nutzung der führenden Kryptowährung als alltägliches Zahlungsmittel nicht absehbar.
Grundsätzlich ablehnend sei die Haltung der Vr-bank zu Zahlungsmitteln
der Zukunft aber nicht, so Kaimer. Wenn der Rechtsrahmen stimme. Vonseiten der Notenbanken würden derzeit Projekte zur Einführung digitaler Zentralbankwährungen durchgeführt. Zum aktuellen Zeitpunkt lasse sich aber lediglich feststellen, dass es weltweit weiterhin nur das durch die Notenbanken garantierte Währungssystem gibt. Mit einer absehbaren Ausnahme: El Salvadors Parlament hat vor wenigen Tagen als erstes Land ein Gesetz für die Nutzung der Kryptowährung Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel verabschiedet. Das Gesetz soll 90 Tage nachdem es im Amtsblatt erscheint, in Kraft treten.
Kaufen kann man die Bitcoins dennoch in Ulm in der Karlstraße. Aber Warteschlangen vor dem Automaten gebe es nicht. Wahrscheinlich schrecken die Schwankungen ab: Die weltweit bekannteste Digitalwährung hat am Sonntag ihre Verluste ausgebaut. Der Kurs rutschte um sechs Prozent auf 33.337 Dollar und sank damit auf den niedrigsten Stand seit dem 9. Juni. Anfang der Woche hatte der Bitcoin noch mehr als 40.000 Dollar (etwa 33.000 Euro) gekostet.