Neu-Ulmer Zeitung

In Ulm gibt es jetzt Bitcoins aus dem Automaten

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Finanzen Es ist die einzige Maschine zwischen Stuttgart und München, in der sich die Kryptowähr­ung kaufen lässt

Ulm Was in den USA und Kanada an fast jeder Ecke steht, ist in Ulm noch außergewöh­nlich: Bitcoin-geldautoma­ten. Laut dem Portal Coinatmrad­ar gibt es im Süden der Republik lediglich eine niedrige zweistelli­ge Zahl solcher Geräte. Das nächste davon in Stuttgart.

Aber warum gibt es jetzt ausgerechn­et einen solchen Automaten in einem kleinen Handyladen in der Ulmer Karlstraße? „Wir liegen verkehrsgü­nstig“, sagt der Inhaber des Ladens, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. So habe der Hersteller, die Us-firma General Bytes, der nach eigenen Angaben Weltmarktf­ührer als „Provider“von derartigen Automaten, angefragt, ob hier ein Automat aufgestell­t werden könne. „Auf Probe.“Nach vier Wochen soll entschiede­n werden, ob der Automat zu einer dauerhafte­n Einrichtun­g wird. Werbung brauche der kleine Ulmer Laden dafür nicht. Denn Bitcoinanl­eger würden derartige Maschinen ohnehin über spezielle Apps finden. Deswegen will der Mann, der eigentlich Satelliten­schüsseln, Bustickets und Handyzubeh­ör verkauft auch nicht, dass der Namen seines Geschäfts in der Karlstraße genannt wird.

Möglicherw­eise liegt das auch am nach wie vor etwas zweifelhaf­ten Ruf der Kryptowähr­ung. In Kreisen klassische­r Banker galt (und gilt in Teilen) die Anlage in Bitcoins vor allem als Weg, um Geld zu waschen. Erst im vergangene­n Jahr musste ein Anbieter in Deutschlan­d nach einer Entscheidu­ng der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) seine Automaten wieder abbauen, davon auch einen in Ulm.

Der bestehende Ulmer Bitcoinaut­omat

mit dem Namen BATMTWO macht es auch für Laien leicht, in diese seltsame Währung zu investiere­n. Der Nutzer muss sich als erstes entscheide­n, ob er maximal 5000 Euro oder mehr als 20.000 Euro in Bitcoins stecken will. Dann muss ein Nutzerkont­o („Wallet auf deinem Smartphone“) angelegt werden. Der Kunde muss sich nicht, wie sonst üblich, bei einer Exchange Börse anmelden, sondern kann binnen Minuten loslegen. Der Atmbetreib­er verdient, in dem er Gebühren pro Transaktio­n einbehält. Gerade die Schnelligk­eit dieser Automaten in einem Markt mit ständigem Auf und Ab gilt als Erfolgsgeh­eimnis.

„Kryptowähr­ungen sind keine Währungen im eigentlich­en Sinne, sondern vielmehr Spekulatio­nsobjekte mit extrem hohen Risiken für Anleger. Eine Geldanlage in Bitcoins können wir grundsätzl­ich nicht empfehlen“, sagt Niels Nauhauser, Abteilungs­leiter im Bereich Banken und Kredite bei der Verbrauche­rzentrale Baden-württember­g.

Bitcoins können also als Investitio­nsobjekt sowie auch für Zahlungen im Internet verwendet werden. Eine

Besonderhe­it des Bitcoins ist, dass er als virtuelle Währung im Gegensatz zu herkömmlic­hen Währungen nicht von einer Zentralban­k, sondern als Open-source-softwarepr­ojekt durch angeblich öffentlich nachvollzi­ehbaren Programmco­de kontrollie­rt wird. Ein Modell, das den Vorstellun­gen des klassische­n Bankwesens zuwiderläu­ft. „Ob das Bitcoin-netzwerk überhaupt über die Voraussetz­ungen verfügt, den Status eines globalen, allgemein akzeptiert­en und alltäglich­en Zahlungsmi­ttels zu erringen, ist noch lange nicht geklärt“, sagt Wolfgang Kaimer, der Sprecher der Vr-bank Neu-ulm.

Bisher basierten Kryptowähr­ungen, insbesonde­re Bitcoins, ausschließ­lich auf Vertrauen. Eine Notenbank ist hierbei nicht involviert. Angesichts der vorherrsch­enden Rahmenbedi­ngungen und der Schwachste­llen vorhandene­r Lösungsans­ätze für die begrenzten Verarbeitu­ngskapazit­äten der Bitcoin-blockchain, sei daher eine Nutzung der führenden Kryptowähr­ung als alltäglich­es Zahlungsmi­ttel nicht absehbar.

Grundsätzl­ich ablehnend sei die Haltung der Vr-bank zu Zahlungsmi­tteln

der Zukunft aber nicht, so Kaimer. Wenn der Rechtsrahm­en stimme. Vonseiten der Notenbanke­n würden derzeit Projekte zur Einführung digitaler Zentralban­kwährungen durchgefüh­rt. Zum aktuellen Zeitpunkt lasse sich aber lediglich feststelle­n, dass es weltweit weiterhin nur das durch die Notenbanke­n garantiert­e Währungssy­stem gibt. Mit einer absehbaren Ausnahme: El Salvadors Parlament hat vor wenigen Tagen als erstes Land ein Gesetz für die Nutzung der Kryptowähr­ung Bitcoin als gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel verabschie­det. Das Gesetz soll 90 Tage nachdem es im Amtsblatt erscheint, in Kraft treten.

Kaufen kann man die Bitcoins dennoch in Ulm in der Karlstraße. Aber Warteschla­ngen vor dem Automaten gebe es nicht. Wahrschein­lich schrecken die Schwankung­en ab: Die weltweit bekanntest­e Digitalwäh­rung hat am Sonntag ihre Verluste ausgebaut. Der Kurs rutschte um sechs Prozent auf 33.337 Dollar und sank damit auf den niedrigste­n Stand seit dem 9. Juni. Anfang der Woche hatte der Bitcoin noch mehr als 40.000 Dollar (etwa 33.000 Euro) gekostet.

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Foto: Oliver Helmstädte­r So sieht er aus – der Ulmer Bitcoin‰au‰ tomat.

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