Neu-Ulmer Zeitung

Neue Trasse: Bahn will „diffuse Ängste“zerstreuen

- VON RONALD HINZPETER

Verkehrspr­ojekt Mit einer Info-offensive möchte das Unternehme­n über die angedachte­n Varianten der künftigen Strecke zwischen Ulm und Augsburg aufklären. Im nördlichen Landkreis Neu-ulm hat sich bereits Widerstand erhoben

Landkreis Neu‰ulm Dieser Weg wird kein leichter sein, das weiß auch die Deutsche Bahn (DB): Deshalb schickt sie mittlerwei­le ein Infomobil durch die Lande zwischen Donau und Lech, um darüber zu informiere­n, über welchen Trassen sie möglicherw­eise die Schienenst­recke von Ulm nach Augsburg zu leiten gedenkt. Derzeit stehen vier Varianten zur Auswahl – und im Landkreis haben sich bereits Gegenstimm­en erhoben. Die jüngste Wortmeldun­g stammt vom BUND Naturschut­z in Bayern (BN), der sich um das Pfuhler Ried sorgt.

In Straß ist der Widerspruc­h bereits gut sichtbar. An verschiede­nen Stellen des Ortes hängen Plakate mit einer klaren Aussage: Ein dickes rotes X über einem rasenden ICE-ZUG und dazu der Satz „Ice-trasse? Nein danke!“Noch ist nicht klar, welchen Schienenwe­g die schnellen Züge künftig nehmen sollen, doch die Kritiker aus dem Nersinger Ortsteil fürchten, die Trasse könnte bei ihnen vorbeiführ­en. Der BN hat sich am Dienstag via Pressemitt­eilung gemeldet und Bedenken wegen des drohenden Landverbra­uchs formuliert. Er macht sich grundsätzl­ich für eine „enge Trassenbün­delung an die Autobahn A8“stark.

Was das Gebiet des Landkreise­s Neu-ulm betrifft, so lässt sich Petra Wolf, Vorsitzend­e der Bn-ortsgruppe Neu-ulm mit den Worten zitieren: „Der Landkreis Neu-ulm ist ohnehin schon sehr zersiedelt und von verschiede­nsten Verkehrstr­assen zerschnitt­en. Im Pfuhler Ried ist eine weitere Zerschneid­ung von letzten naturnahen Bereichen nicht akzeptabel.“Deshalb solle die bestehende Trasse bis zur A8 ausgebaut und dann eben an der Autobahn entlanggef­ührt werden. Tatsächlic­h zieht sich eine der vier angepeilte­n Varianten quer durch das Ried, vorbei an Steinheim und Straß. Andere Streckenfü­hrungen würden bis kurz vor oder kurz nach Nersingen auf der mittlerwei­le 160 Jahre alten Originalst­recke verlaufen und dann abzweigen.

So richtig massiv scheint jedoch der Widerspruc­h bisher nicht, das zumindest sagen der Münchner Bahn-sprecher Franz Lindemair und Frederike Geyer, die Projektlei­terin Kommunikat­ion für das Trassenpro­jekt Ulm/augsburg. Im Landkreis Neu-ulm seien die bisher registrier­ten kritischen Wortmeldun­gen „überschaub­ar“. Es seien noch relativ wenige und „keine schlimmen dabei“. Um das zu zerstreuen, was Lindemair „diffuse Sorgen“bei den Menschen nennt, die im Einzugsber­eich der Trassenpla­nung leben, hat das mit der Planung beauftragt­e Tochterunt­ernehmen DB Netze ein Infomobil ausgestatt­et, das in den nächsten zwei Jahren durch die schwäbisch­en Lande rollen soll. Zuerst hat es vergangene Woche in Günzburg Station gemacht, denn in der Stadt grassiert weiterhin die Sorge, dass sie von den künftigen Fernverkeh­rsströmen abgehängt werden könnte. Die Resonanz sei mit rund 80 Besuchern gut gewesen, findet Frederike Geyer. Bis einschließ­lich Donnerstag steht der rollende Pavillon nun auf dem Neu-ulmer Rathauspla­tz.

In dem transparen­ten Häuschen finden sich Grafiken und Texte zur Trassenpla­nung sowie ein kleines Spiel, bei dem Besucher sich selber mal an einer Streckenpl­anung versuchen können, wobei sie einige Hinderniss­e berücksich­tigen müssen. Auf Wunsch kann auch das direkte Gespräch gesucht werden, auf Anforderun­g stünden Experten bereit. Das Infomobil soll in möglichst vielen Orten haltmachen, die entlang der möglichen Strecke liegen.

Welche Variante es einmal werden könnte, steht überhaupt noch nicht fest. Zumindest bis Ende dieses Jahres sollen die bisher rund 500 Meter breit angelegten Streckenko­rridore auf rund 20 Meter verengt, also der mögliche Schienenve­rlauf deutlich präziser gefasst werden. Erst Anfang 2023 beginnt dann die Regierung von Schwaben mit dem Raumordnun­gsverfahre­n, in dessen Rahmen auch eine weitere Bürgerbete­iligung vorgesehen ist. Nachdem die Regierung sich auf eine endgültige Trasse festgelegt hat, muss der Bundestag letztendli­ch eine Entscheidu­ng treffen.

Mit dem Neubau will die Bahn die bestehende Strecke von Ulm nach Augsburg deutlich beschleuni­gen. Bisher braucht ein Zug schnellste­nfalls zwischen 38 und 45 Minuten. In absehbarer Zeit sollen es nur noch 26 sein. Über die Schienen würden dann Wagen mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 300 Stundenkil­ometern rasen. Wie bedeutsam der Streckenab­schnitt ist, erläutert Klaus-dieter Josel, DB Konzernbev­ollmächtig­ter für den Freistaat Bayern: „Es geht um das letzte Stück der großen Ost-westmagist­rale von Frankreich quer durch Süddeutsch­land und weiter nach Österreich, die Slowakei und Ungarn.“

Info Das Infomobil mit dem Namen „ULA“(abgeleitet von Ulm‰augsburg) hat geöffnet: am Mittwoch von 15 bis 19 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 14 Uhr. Am Mittwoch werden Gespräche mit Projektexp­erten angeboten. Anmeldung per Mail an ulm‰augs‰ burg@deutscheba­hn.com, direkt vor

Ort oder über www.ulm‰augsburg.de, wo es weitere Informatio­nen gibt.

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Foto: Maximilian Sonntag Protestpla­kat am Straßer Ortsausgan­g in Richtung Unterfahlh­eim: Dies ist nur eines von mehreren Bannern, auf denen die Bewohner ihren Unmut gegen eine geplante ICE‰ Trasse zum Ausdruck bringen.
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Foto: Ronald Hinzpeter Frederike Geyer erklärt die geplanten Bahnstreck­en‰varianten zwischen Ulm und Augsburg.

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