Neue Trasse: Bahn will „diffuse Ängste“zerstreuen
Verkehrsprojekt Mit einer Info-offensive möchte das Unternehmen über die angedachten Varianten der künftigen Strecke zwischen Ulm und Augsburg aufklären. Im nördlichen Landkreis Neu-ulm hat sich bereits Widerstand erhoben
Landkreis Neuulm Dieser Weg wird kein leichter sein, das weiß auch die Deutsche Bahn (DB): Deshalb schickt sie mittlerweile ein Infomobil durch die Lande zwischen Donau und Lech, um darüber zu informieren, über welchen Trassen sie möglicherweise die Schienenstrecke von Ulm nach Augsburg zu leiten gedenkt. Derzeit stehen vier Varianten zur Auswahl – und im Landkreis haben sich bereits Gegenstimmen erhoben. Die jüngste Wortmeldung stammt vom BUND Naturschutz in Bayern (BN), der sich um das Pfuhler Ried sorgt.
In Straß ist der Widerspruch bereits gut sichtbar. An verschiedenen Stellen des Ortes hängen Plakate mit einer klaren Aussage: Ein dickes rotes X über einem rasenden ICE-ZUG und dazu der Satz „Ice-trasse? Nein danke!“Noch ist nicht klar, welchen Schienenweg die schnellen Züge künftig nehmen sollen, doch die Kritiker aus dem Nersinger Ortsteil fürchten, die Trasse könnte bei ihnen vorbeiführen. Der BN hat sich am Dienstag via Pressemitteilung gemeldet und Bedenken wegen des drohenden Landverbrauchs formuliert. Er macht sich grundsätzlich für eine „enge Trassenbündelung an die Autobahn A8“stark.
Was das Gebiet des Landkreises Neu-ulm betrifft, so lässt sich Petra Wolf, Vorsitzende der Bn-ortsgruppe Neu-ulm mit den Worten zitieren: „Der Landkreis Neu-ulm ist ohnehin schon sehr zersiedelt und von verschiedensten Verkehrstrassen zerschnitten. Im Pfuhler Ried ist eine weitere Zerschneidung von letzten naturnahen Bereichen nicht akzeptabel.“Deshalb solle die bestehende Trasse bis zur A8 ausgebaut und dann eben an der Autobahn entlanggeführt werden. Tatsächlich zieht sich eine der vier angepeilten Varianten quer durch das Ried, vorbei an Steinheim und Straß. Andere Streckenführungen würden bis kurz vor oder kurz nach Nersingen auf der mittlerweile 160 Jahre alten Originalstrecke verlaufen und dann abzweigen.
So richtig massiv scheint jedoch der Widerspruch bisher nicht, das zumindest sagen der Münchner Bahn-sprecher Franz Lindemair und Frederike Geyer, die Projektleiterin Kommunikation für das Trassenprojekt Ulm/augsburg. Im Landkreis Neu-ulm seien die bisher registrierten kritischen Wortmeldungen „überschaubar“. Es seien noch relativ wenige und „keine schlimmen dabei“. Um das zu zerstreuen, was Lindemair „diffuse Sorgen“bei den Menschen nennt, die im Einzugsbereich der Trassenplanung leben, hat das mit der Planung beauftragte Tochterunternehmen DB Netze ein Infomobil ausgestattet, das in den nächsten zwei Jahren durch die schwäbischen Lande rollen soll. Zuerst hat es vergangene Woche in Günzburg Station gemacht, denn in der Stadt grassiert weiterhin die Sorge, dass sie von den künftigen Fernverkehrsströmen abgehängt werden könnte. Die Resonanz sei mit rund 80 Besuchern gut gewesen, findet Frederike Geyer. Bis einschließlich Donnerstag steht der rollende Pavillon nun auf dem Neu-ulmer Rathausplatz.
In dem transparenten Häuschen finden sich Grafiken und Texte zur Trassenplanung sowie ein kleines Spiel, bei dem Besucher sich selber mal an einer Streckenplanung versuchen können, wobei sie einige Hindernisse berücksichtigen müssen. Auf Wunsch kann auch das direkte Gespräch gesucht werden, auf Anforderung stünden Experten bereit. Das Infomobil soll in möglichst vielen Orten haltmachen, die entlang der möglichen Strecke liegen.
Welche Variante es einmal werden könnte, steht überhaupt noch nicht fest. Zumindest bis Ende dieses Jahres sollen die bisher rund 500 Meter breit angelegten Streckenkorridore auf rund 20 Meter verengt, also der mögliche Schienenverlauf deutlich präziser gefasst werden. Erst Anfang 2023 beginnt dann die Regierung von Schwaben mit dem Raumordnungsverfahren, in dessen Rahmen auch eine weitere Bürgerbeteiligung vorgesehen ist. Nachdem die Regierung sich auf eine endgültige Trasse festgelegt hat, muss der Bundestag letztendlich eine Entscheidung treffen.
Mit dem Neubau will die Bahn die bestehende Strecke von Ulm nach Augsburg deutlich beschleunigen. Bisher braucht ein Zug schnellstenfalls zwischen 38 und 45 Minuten. In absehbarer Zeit sollen es nur noch 26 sein. Über die Schienen würden dann Wagen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern rasen. Wie bedeutsam der Streckenabschnitt ist, erläutert Klaus-dieter Josel, DB Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern: „Es geht um das letzte Stück der großen Ost-westmagistrale von Frankreich quer durch Süddeutschland und weiter nach Österreich, die Slowakei und Ungarn.“
Info Das Infomobil mit dem Namen „ULA“(abgeleitet von Ulmaugsburg) hat geöffnet: am Mittwoch von 15 bis 19 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 14 Uhr. Am Mittwoch werden Gespräche mit Projektexperten angeboten. Anmeldung per Mail an ulmaugs burg@deutschebahn.com, direkt vor
Ort oder über www.ulmaugsburg.de, wo es weitere Informationen gibt.