So wird der Sommer im Soundgarten klingen
Ausgehen Im Biergarten des Ulmer Roxy bahnt sich ein Sommer mit Musik und Literatur an – und der Tanz kehrt in das
Kulturzentrum zurück. Was das Roxy-team plant und welche Künstler hier den Sound in den Garten bringen
Ulm Bunte Sonnensegel hängen zwischen den jungen Bäumen, Biertischgarnituren verteilen sich zwischen den Gastro-büdchen und der Strandbar mit Strohdach. Keine Frage, hier im Biergarten des Ulmer Roxy hat der Sommer ein Zuhause. Und tatsächlich hat das Kulturzentrum große Pläne, für diesen Garten vor der eigenen Klub-haustüre – Corona zum Trotz. Eine Mischung aus Pop, Hiphop, Rock, aber auch Literatur und Tanz, von „Die Happy“bis zur Science-fiction und Poesie – das alles soll hier im „Soundgarten“zu erleben sein. Ein Programm vom 1. Juli bis zum 18. September.
Christian Grupp hat die Pause ausgezählt: 223 Tage sei das Roxy 2020 geschlossen gewesen, „zwei Drittel des Jahres“, erzählt der Roxy-chef. Doch ein Biergartenprogramm konnte zumindest den Sommer retten. 2020 besuchten etwa 16.500 Menschen den Soundgarten neben der großen Werkhalle – 94 Tage hatte er geöffnet. Jetzt, 2021, kann das Roxy wieder 500 Sitzplätze im Schatten der Bäume anbieten – für Kultur mit Biergarten-flair.
Headliner – das sind Künstler, die einem ganzen Programm ihren Stempel aufdrücken, große Nummern von Rang. Aber: „Dieses Jahr sind alle Headliner“, findet Stephan Kolb, Roxy-veranstaltungsmanager. Solidarität sei in der Krise so wichtig, es gehe darum, vielen Künstlern Chancen zu bieten. Trotzdem, ein paar Glanzlichter unter den mehr als 63 Programmpunkten hebt Kolb gerne hervor.
„Georg auf Lieder“ist einer, der sich schon in den Fußstapfen von Konstantin Wecker bewegt – der Deutschpop-liedermacher spielt am 10. Juli im Soundgarten. Metal, Rock und Grunge hat in Ulm einen Namen: „Die Happy“. Die Band, die Anfang des Jahrtausends in die Charts einstieg, gibt ein Heimspiel im Roxy-garten, am 4. September. Auf Spuren von Nat King Cole und anderen Jazz-legenden wandelt dagegen Hugh Coltman – und formt daraus seinen ureigenen Sound. Zu erleben ist der Brite in Ulm am 6. August. Poetisch wird es mit der Berliner Liedermacherin Dota, die am 1. August den neuen Monat anklingen lässt – 2019 gewann sie den Deutschen Kleinkunstpreis. Mindestens so poetisch: Nora Gomringer, Lyrikerin und Ex-jurorin beim Ingeborg-bachmann-preis, liest im Rahmen der Literaturwoche Donau am 17. August, sie widmet einen Abend der tragischen Us-poetin Sylvia Plath. Und am 14. Juli huldigt ein Event dem Science-fiction-fantasten Stanislaw Lem, zum 100. Geburtstag. Titel: „Robotermärchen“.
Das Roxy blickt auch über den eigenen Biergartenzaun hinaus. Drei öffentliche Plätze mitten in Ulm möchte das Roxy ab dem 23. Juli kapern, mit dem Projekt „Balagan!“der Berliner Choreografin Helena Waldmann. Eine Aufforderung zum Tanz – für Zuschauer und vor allem für etwa 20 Bürger und Bürgerinnen, die hier mitwirken dürfen. Und Tanzkultur versprechen auch die Coreo-labs, ab dem 23. Juli. Zielpunkt dieses langen Roxy-sommers soll die Kulturnacht sein – am 18. September soll der Biergarten an diesen Festtag noch einmal öffnen.
Als Kolb im November begann, diesen Sommer zu planen, „da war die Stimmung noch depressiv“, erinnert er sich – Krisenlaune bei Künstlern, Agenturen, Veranstaltern. Aber jetzt stehen alle Signale auf Neubeginn – und „alle haben Bock“, sagt Kolb. „Der Soundgarten ist auch ein wichtiger Baustein in unserer Finanzierung“, erklärt Grupp. Kostenlos ist der Eintritt zu den Events im Garten – das ermöglicht nicht nur die Förderung durch die Stadt Ulm. 20 Förder-anträge habe das Roxy seit Pandemie-beginn gestellt, sagt Grupp. Zehn waren erfolgreich. Hilfen flossen unter anderem aus Programmen wie „Neustart Kultur“– seit Beginn der Pandemie insgesamt „eine knappe Million“, sagt Grupp. Diese Summe investiert das Roxy in Corona-maßnahmen, Umbauten, Streaming-technik – und Künstler.
Bei all dieser Hilfe fühlt sich das Roxy verpflichtet, ein sattes Programm zu bieten und Künstler zu fördern. Der Eintritt ist gratis, aber Kolb versichert: „Es spielt hier kein Künstler umsonst.“Die Gagen seien fest vereinbart und „angemessen“. Die Planung fordert trotzdem Flexibilität - auch vom Publikum. Wenn das Wetter nicht mitspielt, finden die Veranstaltung in die Werkhalle statt – dann auch mit Eintrittspreis und Corona-testpflicht. 240 Plätze sind – nach aktuellem Stand der Regeln – in der Halle erlaubt, erzählt Grupp. „Die Werkhalle steht quasi auf Standby“, sagt Grupp.
Dabei hat Sicherheit Vorrang: Kontaktdaten notiert das Roxy, auch über die Luca-app. Künstler müssen sich an die Corona-regeln halten. „Unser Personal im Biergarten wird jeden Tag getestet“, beteuert Roxysprecher Henning Reinholz.
Die Biergarten-saison blüht auf, aber das Roxy-team blickt auch schon voraus in den Herbst. Das
Programm für 2022 sei auf dem Papier schon fast fertig und geplant, sagt Grupp – aber so vieles bleibt ungewiss. Auch 2021 musste das Roxy schon 120 Veranstaltungen wegen der Pandemie verschieben. Grupp bleibt vorsichtig und prüft jeden Tag mit seinem Team, welche Pläne standhalten, Änderung sind immer möglich. Wenn er an den Herbst 2021 denkt, sagt der Roxy-chef: „Ich wage keine Prognosen.“Aber jetzt konzentriert sich das Roxy auf Sommer, Kultur und Biergarten-gefühle.
Kontakt Programm und aktuelle Infos veröffentlicht das Roxy unter www.roxy.ulm.de. Geöffnet ist der Soundgarten Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr, sonntags ab 15 Uhr.