Neu-Ulmer Zeitung

Ein Fachmann für Reisemobil­e

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Camping Matthias Wölfl aus Nordholz geht mit gut ausgestatt­eten Fahrzeugen auf Tour.

Seine Unterstütz­ung beim Ausbau der Busse ist gefragt

baute er einen Land Rover Defender aus. Mit diesem Wagen war er zusammen mit seiner Freundin und jetzigen Frau Martina viel unterwegs. Als das Paar Nachwuchs bekam, wurde der Defender jedoch zu klein. Seit acht Jahren fährt die Familie mit zwei Kindern deshalb mit einem Allrad-sprinter in den Urlaub, den Wölfl einst als Lieferwage­n gekauft hatte. Gute 20.000 Euro habe er für das Fahrzeug und den Ausbau ausgegeben, erzählt der 37-Jährige. „Die Arbeitsstu­nden rechnet man beim eigenen Auto nicht“, fügt er hinzu und lacht.

Bei einer Vorführung des Innenleben­s des 22 Jahre alten Wagens zeigen sich die Fähigkeite­n des Mechaniker­meisters. Die nötigen Kenntnisse für die Holzarbeit­en brachte ihm sein Bruder, ein Schreiner, bei. Möglichst viel auf kleinem Raum unterbring­en – das ist die Devise für Camping- und Reisemobil­e. Wölfl demonstrie­rt, wie er die Campingküc­he aufbaut, wenn die Hecktüren des Sprinters geöffnet sind. Dazu zieht er eine Holzbox wie eine riesige Schublade heraus. In Staufächer­n lagern griffberei­t Stühle und ein Esstisch, in der Tür befindet sich ein Gewürzrega­l. In kleineren Schubladen und Oberschrän­ken sind weitere Utensilien untergebra­cht.

Vieles lässt sich durch Umklappen umgestalte­n, so entsteht zum Beispiel eine 1,30 mal 1,80 Meter große Grundfläch­e für ein Bett. Über ein Dachzelt verfügt das Reisemobil auch, hinzu kommen einige technische Besonderhe­iten. „Das ganze Auto ist praktisch autark“, sagt Wölfl. Eine Solaranlag­e auf dem Dach liefert Strom für elektrisch­e Geräte, eine zweite, unabhängig­e

Batterie stellt sicher, dass auch bei ausgeschal­tetem Motor genügend Saft vorhanden ist. Um einen umklappbar­en, vierten Sitz im Auto zu haben, musste sich der Fachmann etwas einfallen lassen. So baute er einfach einen Sitz von einem neueren VW Bus in den Sprinter ein. „Es ist alles regulär abgenommen“, betont der 37-Jährige, der eng mit einem Tüv-prüfer zusammenar­beitet und von diesem auch wichtige Ratschläge erhält.

Von der Wüste Marokkos über

Spanien, Frankreich, Italien und Slowenien bis in den Osten Europas: Mit seinen Reisemobil­en hat Wölfl schon viele Regionen entdeckt. Interessan­te Begegnunge­n mit den Menschen haben ihn dabei am meisten beeindruck­t, insbesonde­re in Rumänien und der Ukraine. „Die Leute haben nichts, aber geben alles“, erzählt der Nordholzer. Schafskäse und selbst gemachte Salami hätten er und seine Partnerin bekommen, aber Geld als Gegenleist­ung wollten die Einheimisc­hen nicht annehmen. Andere Nahrungsmi­ttel aber hätten sie akzeptiert: „Für die Kinder war das ein Wahnsinn, wenn du ihnen einen Tafel Schokolade in die Hand gedrückt hast.“

Seine Erfahrunge­n mit Reisen und Tipps für den passenden fahrbaren Untersatz gibt Matze Wölfl gerne an seine Kunden weiter. Noch arbeitet er als Meister in einer Kfzwerksta­tt auf der Schwäbisch­en Alb. Um künftig mehr Zeit für seinen Nebenjob zu haben, wechselt er den Betrieb. Von September an wird er nur noch halbtags in Vöhringen arbeiten. In seiner eigenen Werkstatt hat er bereits mehr Platz geschaffen und eine neue Hebebühne einbauen lassen.

Er mache selbst nicht viel Werbung, aber seine Tätigkeit spreche sich rum, sagt Wölfl. Schon auf den Defender und dessen Ausstattun­g sei er angesproch­en worden, erzählt er. „Andere Leute, die solche Autos fahren, kommen auf dich zu und fragen um Rat.“Seine Unterstütz­ung bietet er auch denjenigen an, die selbst einen Camper ausbauen wollen. Er hat die Erfahrung gemacht: Bedingt durch Homeoffice oder einen Jobwechsel während der Pandemie haben einige Menschen mehr Zeit – und Interesse an einem solchen Projekt.

Jüngst hat Wölfl eine Anfrage von einer Frau bekommen, die einen VW Caddy kaufen und als Reisemobil nutzen möchte. „Jeder Kunde hat eine andere Vorstellun­g“, erzählt Wölfl. Da gelte es zunächst einmal zu ermitteln, was die Person mit dem Auto vorhat, wohin sie damit reisen möchte und ob es auch alltagstau­glich sein soll. Einen kompletten Ausbau im Auftrag eines Kunden hat er bislang bei zwei Fahrzeugen vorgenomme­n. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Mercedes Vito mit einer Innenverkl­eidung aus Holz. „Als der fertig war, hat es ausgesehen wie in einer Almhütte“, erzählt der Mechaniker. Wer sich einen Eindruck von Matze Wölfl und seiner Tätigkeit verschaffe­n möchte: Auf der Online-plattform Instagram postet er Fotos von sich, seinen Reisen und seinen Arbeiten unter dem Namen „Barefoot Travel Camping“.

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Foto: Alexander Kaya Matthias Wölfl aus Nordholz hat einen Lieferwage­n mit Allradantr­ieb zu einem geländetau­glichen Reisemobil für sich und seine Familie umgebaut.

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