Ein Schwörmontag der Rekorde liegt hinter Ulm
Bilanz Die zweite Ausgabe des Stadtfeiertags unter Corona-bedingungen erreicht bislang nicht gekannte Tiefstwerte
Ulm Wer am Schwörmontag in der Ulmer Friedrichsau unterwegs war, hatte durchaus viele feiernde Menschen gesehen. Aus vielerlei Gründen war der Nabada-lose Feiertag dann aber doch irgendwie ein ganz normaler Montag.
Der Pressesprecher der Polizei Ulm kramt lange in den schriftlichen Hinterlassenschaften der Nachtschicht des Schwörmontags, um überhaupt ein Vergehen zu finden. Eine Beleidigung zum Nachteil eines Polizeibeamten ist dann das Gravierendste, was Joachim Schulz findet. Und dann gab es noch einige Ermahnungen wegen Ruhestörung. Ob diese den teilweise mächtigen rollenden Musikanlagen geschuldet sind, die am Schwörmontag am Abend insbesondere das Gelände des ehemaligen Bärenzwingers beschallten, sei aus den Aufzeichnungen der Beamten nicht zu entnehmen. Gemeldete Fälle von Körperverletzung: null. Verstöße gegen die Sperrstundenregelung? Fehlanzeige.
„Es war weniger los als einem normalen Wochenende, es war weniger Besucheraufkommen“, sagt Schulz. „Aus unserer Sicht ist es unscheinbar verlaufen.“
Auch der Schwörmontag im vergangenen Jahr war ruhig, doch selbst 2020 hatten es die Beamten mit einer Schlägerei zu tun. Eine Unsicherheit ob dieser ruhigen Bilanz gebe es allerdings noch: Womöglich meldeten Kollegen der Nachtschicht bei Dienstbeginn Vorfälle nach.
Nicht in der Statistik der Ulmer Polizei tauchen Vorfälle am Hauptbahnhof auf, weil hier die Bundespolizei zuständig ist. Und die hatte durchaus zu tun. Ein 20-jähriger Mann wurde in der Nacht von Schwörmontag auf Dienstag vorläufig festgenommen, nachdem er mehrere Polizisten angegriffen hatte. Der Mann wurde gegen 1.30 Uhr durch eine Streife der Bundespolizei augenscheinlich stark alkoholisiert und schlafend am Bahnsteig 2 des Ulmer Hauptbahnhofes angesprochen.
Nachdem der 20-Jährige zunächst nicht auf die Ansprache reagierte, griff er nach Angaben der Bundespolizei die eingesetzten Beamten unvermittelt an und versuchte den Kopf eines Polizisten mit der Faust zu treffen. Dies konnte jedoch durch eine Ausweichbewegung und den Einsatz von Pfefferspray verhindert und der Tatverdächtige im Anschluss zu Boden gebracht werden. Da der aggressive Mann heftigen Widerstand leistete, wurde er mit Unterstützung der Landespolizei gefesselt und auf das Bundespolizeirevier Ulm verbracht.
Nach dem Einsatz mussten der Angreifer selbst sowie drei Polizisten wegen leichter Augenreizungen von hinzugerufenen Sanitätern behandelt werden, heißt es. Der mit 1,8 Promille alkoholisierte 20-Jährige verbrachte die Nacht danach im Polizeigewahrsam und konnte die Dienststelle am Morgen wieder verlassen. Der Mann gilt als polizeibekannt, heißt es. Fraglich ist, ob dieser Vorfall überhaupt im Zusammenhang
mit der Schwörmontagsparty steht.
Das Rote Kreuz hatte ziemlich wenig zu tun: „Insgesamt war es ein sehr ruhiger Schwörmontag“, sagt Einsatzleiter Manuel Königsdorfer. Der Ortsverein Ulm hatte etwa zehn Patienten zu versorgen: Wegen Kreislaufproblemen aufgrund der Hitze etwa, kleineren Schnittwunden oder auch zu viel Alkohol. „Das übliche Patientenklientel.“Es sei etwas mehr los gewesen als im vergangenen Jahr, doch kein Vergleich mit normalen Schwörmontagen.
Auch die Entsorgungsbetriebe der Stadt Ulm (EBU) hatten vergleichsweise wenig zu tun, wie Roland Bock, der zuständige Sachgebietsleiter, sagt. Von 5.30 bis 7 Uhr am Morgen befreiten seine Mitarbeiter mit der Hilfe von vier Kehrmaschinen und drei Fahrzeugen die Stadt von 2,5 Tonnen Müll. An normalen Schwörmontagen fallen in Ulm 16 bis 20 Tonnen Müll an.