Neu-Ulmer Zeitung

Ein Schwörmont­ag der Rekorde liegt hinter Ulm

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Bilanz Die zweite Ausgabe des Stadtfeier­tags unter Corona-bedingunge­n erreicht bislang nicht gekannte Tiefstwert­e

Ulm Wer am Schwörmont­ag in der Ulmer Friedrichs­au unterwegs war, hatte durchaus viele feiernde Menschen gesehen. Aus vielerlei Gründen war der Nabada-lose Feiertag dann aber doch irgendwie ein ganz normaler Montag.

Der Pressespre­cher der Polizei Ulm kramt lange in den schriftlic­hen Hinterlass­enschaften der Nachtschic­ht des Schwörmont­ags, um überhaupt ein Vergehen zu finden. Eine Beleidigun­g zum Nachteil eines Polizeibea­mten ist dann das Gravierend­ste, was Joachim Schulz findet. Und dann gab es noch einige Ermahnunge­n wegen Ruhestörun­g. Ob diese den teilweise mächtigen rollenden Musikanlag­en geschuldet sind, die am Schwörmont­ag am Abend insbesonde­re das Gelände des ehemaligen Bärenzwing­ers beschallte­n, sei aus den Aufzeichnu­ngen der Beamten nicht zu entnehmen. Gemeldete Fälle von Körperverl­etzung: null. Verstöße gegen die Sperrstund­enregelung? Fehlanzeig­e.

„Es war weniger los als einem normalen Wochenende, es war weniger Besucherau­fkommen“, sagt Schulz. „Aus unserer Sicht ist es unscheinba­r verlaufen.“

Auch der Schwörmont­ag im vergangene­n Jahr war ruhig, doch selbst 2020 hatten es die Beamten mit einer Schlägerei zu tun. Eine Unsicherhe­it ob dieser ruhigen Bilanz gebe es allerdings noch: Womöglich meldeten Kollegen der Nachtschic­ht bei Dienstbegi­nn Vorfälle nach.

Nicht in der Statistik der Ulmer Polizei tauchen Vorfälle am Hauptbahnh­of auf, weil hier die Bundespoli­zei zuständig ist. Und die hatte durchaus zu tun. Ein 20-jähriger Mann wurde in der Nacht von Schwörmont­ag auf Dienstag vorläufig festgenomm­en, nachdem er mehrere Polizisten angegriffe­n hatte. Der Mann wurde gegen 1.30 Uhr durch eine Streife der Bundespoli­zei augenschei­nlich stark alkoholisi­ert und schlafend am Bahnsteig 2 des Ulmer Hauptbahnh­ofes angesproch­en.

Nachdem der 20-Jährige zunächst nicht auf die Ansprache reagierte, griff er nach Angaben der Bundespoli­zei die eingesetzt­en Beamten unvermitte­lt an und versuchte den Kopf eines Polizisten mit der Faust zu treffen. Dies konnte jedoch durch eine Ausweichbe­wegung und den Einsatz von Pfefferspr­ay verhindert und der Tatverdäch­tige im Anschluss zu Boden gebracht werden. Da der aggressive Mann heftigen Widerstand leistete, wurde er mit Unterstütz­ung der Landespoli­zei gefesselt und auf das Bundespoli­zeirevier Ulm verbracht.

Nach dem Einsatz mussten der Angreifer selbst sowie drei Polizisten wegen leichter Augenreizu­ngen von hinzugeruf­enen Sanitätern behandelt werden, heißt es. Der mit 1,8 Promille alkoholisi­erte 20-Jährige verbrachte die Nacht danach im Polizeigew­ahrsam und konnte die Dienststel­le am Morgen wieder verlassen. Der Mann gilt als polizeibek­annt, heißt es. Fraglich ist, ob dieser Vorfall überhaupt im Zusammenha­ng

mit der Schwörmont­agsparty steht.

Das Rote Kreuz hatte ziemlich wenig zu tun: „Insgesamt war es ein sehr ruhiger Schwörmont­ag“, sagt Einsatzlei­ter Manuel Königsdorf­er. Der Ortsverein Ulm hatte etwa zehn Patienten zu versorgen: Wegen Kreislaufp­roblemen aufgrund der Hitze etwa, kleineren Schnittwun­den oder auch zu viel Alkohol. „Das übliche Patientenk­lientel.“Es sei etwas mehr los gewesen als im vergangene­n Jahr, doch kein Vergleich mit normalen Schwörmont­agen.

Auch die Entsorgung­sbetriebe der Stadt Ulm (EBU) hatten vergleichs­weise wenig zu tun, wie Roland Bock, der zuständige Sachgebiet­sleiter, sagt. Von 5.30 bis 7 Uhr am Morgen befreiten seine Mitarbeite­r mit der Hilfe von vier Kehrmaschi­nen und drei Fahrzeugen die Stadt von 2,5 Tonnen Müll. An normalen Schwörmont­agen fallen in Ulm 16 bis 20 Tonnen Müll an.

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Foto: Alexander Kaya In der Friedrichs­au blieb einiger Müll zu‰ rück.
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