Neu-Ulmer Zeitung

Roggenburg ist jetzt Fairtrade‰town

- VON ANGELA HÄUSLER

Soziales Das Engagement der Roggenburg­er für fairen Handel wurde nun mit einer besonderen Auszeichnu­ng belohnt

Roggenburg „Ich finde, dass Kinder in die Schule gehören und nicht zum Arbeiten“. Diese Feststellu­ng macht ein Roggenburg­er Viertkläss­ler in seinem Aufsatz zum Thema „fairer Handel“. Im Foyer des Bildungsze­ntrums sind die kindlichen Betrachtun­gen ausgestell­t, und nicht nur die Schüler, auch die ganze Kommune hat sich in den vergangene­n Monaten mit dem Thema „Fairtrade“beschäftig­t. Fair produziert­er Kaffee im Rathaus, faire Produkte im örtlichen Handel und eine Steuerungs­gruppe aus Freiwillig­en, die die Aktivitäte­n koordinier­t. Sie eint das Ziel: Sie möchten das Qualitätss­iegel des Kölner Vereins Transfair erhalten. Dafür haben sich in der letzten Zeit viele Roggenburg­er engagiert.

Das Engagement der Bürger hat sich gelohnt. Die Kommune habe die Kriterien für die Auszeichnu­ng „mehr als erfüllt“, sagte Fairtraded­eutschland-sprecherin Lisa Hermann, die ihre Laudatio virtuell abhielt. Landkreisv­ertreter Florian

Drollinger und Eva Bahner vom Eine-welt-netzwerk Bayern übergaben die Urkunden an Bürgermeis­ter Mathias Stölzle und Dörte Fischer, Umweltrefe­rentin des Bildungsze­ntrums und Sprecherin der Steuerungs­gruppe. Roggenburg ist nun die 743. Kommune in Deutschlan­d, die sich mit dem Siegel schmücken darf. Aus dem Landkreis Neu-ulm wird vielleicht bald noch eine dazukommen. Die Stadt Vöhringen zeigt ebenfalls Interesse an dem Siegel, die Planungen, um die Vorgaben umzusetzen, beginnen aber erst.

Um die Auszeichnu­ng zu erhalten, hätten alle an einem Strang gezogen, erzählte Fischer über die Vorbereitu­ngen. Rasch hätten sich engagierte Mitstreite­r gefunden, die den fairen Handel aktiv unterstütz­en wollten. Fairness und Gerechtigk­eit seien nicht nur Themen für Übersee, merkte Bildungsze­ntrumsleit­er Pater Roman Löschinger an und ermutigte zum Einkaufen mit Bedacht. Sie freue sich über jede neue Initiative, sagte Dorothee Kolbe von der Aktion Hoffnung, der der Textilbere­ich besonders am

Herzen liegt: „Es wird einfach viel zu viel Kleidung produziert“, berichtete sie.

Einzug gehalten hat mit dem Festakt auch eine Ausstellun­g, die auf den Fluren des Bildungsze­ntrums noch mehrere Wochen zu sehen ist: „Glänzende Aussichten“, eine Wanderauss­tellung des Hilfswerks Misereor, vereint 99 Werke von 40 Karikaturi­sten, die mit spitzer Feder die Herausford­erungen, Widersprüc­he und Peinlichke­iten der Industrien­ationen im Umgang mit sich und dem Rest der Welt festgehalt­en haben.

Das Fairtrade-logo Roggenburg­s übrigens fällt ganz individuel­l aus: Der Künstler Norbert Riggenmann nämlich hat die Skyline Roggenburg­s mit den charakteri­stischen Klostertür­men in das Zeichen eingearbei­tet. Das Siegel wird aber nicht für immer verliehen – es muss in regelmäßig­en Abständen erneuert werden. „Das ist eine Zukunftsau­fgabe“, sagte Eva Bahner.

Die Besucher konnten sich über fairen Handel informiere­n und gleichzeit­ig für karitative Zwecke spenden. Etwa am Kuchenstan­d des Frauenbund­s, dessen Angebot ebenfalls mit fairen Zutaten gebacken war. „Es gibt da zum Beispiel tolle Gewürze – es rentiert sich, das zu entdecken“, riet Helferin Monika Vogel vom Pfarrgemei­nderat. Waren aus dem Weltladen Weißenhorn, Bälle aus Bananenblä­ttern oder den Weg einer Jeanshose vom Baumwollfe­ld bis in den Laden gab es da zu entdecken. Eine Jeans, berichtete Dorothee Kolbe, habe einmal den Globus umrundet, bis sie bei uns verkauft wird. Und das dann oft für lächerlich wenig Geld.

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Foto: Angela Häusler Auch Taschen gibt es aus fairem Handel: Monika Meixner und Marianne Stetter vom Weltladen Weißenhorn zeigten faire Produkte an ihrem Stand.

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