Roggenburg ist jetzt Fairtradetown
Soziales Das Engagement der Roggenburger für fairen Handel wurde nun mit einer besonderen Auszeichnung belohnt
Roggenburg „Ich finde, dass Kinder in die Schule gehören und nicht zum Arbeiten“. Diese Feststellung macht ein Roggenburger Viertklässler in seinem Aufsatz zum Thema „fairer Handel“. Im Foyer des Bildungszentrums sind die kindlichen Betrachtungen ausgestellt, und nicht nur die Schüler, auch die ganze Kommune hat sich in den vergangenen Monaten mit dem Thema „Fairtrade“beschäftigt. Fair produzierter Kaffee im Rathaus, faire Produkte im örtlichen Handel und eine Steuerungsgruppe aus Freiwilligen, die die Aktivitäten koordiniert. Sie eint das Ziel: Sie möchten das Qualitätssiegel des Kölner Vereins Transfair erhalten. Dafür haben sich in der letzten Zeit viele Roggenburger engagiert.
Das Engagement der Bürger hat sich gelohnt. Die Kommune habe die Kriterien für die Auszeichnung „mehr als erfüllt“, sagte Fairtradedeutschland-sprecherin Lisa Hermann, die ihre Laudatio virtuell abhielt. Landkreisvertreter Florian
Drollinger und Eva Bahner vom Eine-welt-netzwerk Bayern übergaben die Urkunden an Bürgermeister Mathias Stölzle und Dörte Fischer, Umweltreferentin des Bildungszentrums und Sprecherin der Steuerungsgruppe. Roggenburg ist nun die 743. Kommune in Deutschland, die sich mit dem Siegel schmücken darf. Aus dem Landkreis Neu-ulm wird vielleicht bald noch eine dazukommen. Die Stadt Vöhringen zeigt ebenfalls Interesse an dem Siegel, die Planungen, um die Vorgaben umzusetzen, beginnen aber erst.
Um die Auszeichnung zu erhalten, hätten alle an einem Strang gezogen, erzählte Fischer über die Vorbereitungen. Rasch hätten sich engagierte Mitstreiter gefunden, die den fairen Handel aktiv unterstützen wollten. Fairness und Gerechtigkeit seien nicht nur Themen für Übersee, merkte Bildungszentrumsleiter Pater Roman Löschinger an und ermutigte zum Einkaufen mit Bedacht. Sie freue sich über jede neue Initiative, sagte Dorothee Kolbe von der Aktion Hoffnung, der der Textilbereich besonders am
Herzen liegt: „Es wird einfach viel zu viel Kleidung produziert“, berichtete sie.
Einzug gehalten hat mit dem Festakt auch eine Ausstellung, die auf den Fluren des Bildungszentrums noch mehrere Wochen zu sehen ist: „Glänzende Aussichten“, eine Wanderausstellung des Hilfswerks Misereor, vereint 99 Werke von 40 Karikaturisten, die mit spitzer Feder die Herausforderungen, Widersprüche und Peinlichkeiten der Industrienationen im Umgang mit sich und dem Rest der Welt festgehalten haben.
Das Fairtrade-logo Roggenburgs übrigens fällt ganz individuell aus: Der Künstler Norbert Riggenmann nämlich hat die Skyline Roggenburgs mit den charakteristischen Klostertürmen in das Zeichen eingearbeitet. Das Siegel wird aber nicht für immer verliehen – es muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden. „Das ist eine Zukunftsaufgabe“, sagte Eva Bahner.
Die Besucher konnten sich über fairen Handel informieren und gleichzeitig für karitative Zwecke spenden. Etwa am Kuchenstand des Frauenbunds, dessen Angebot ebenfalls mit fairen Zutaten gebacken war. „Es gibt da zum Beispiel tolle Gewürze – es rentiert sich, das zu entdecken“, riet Helferin Monika Vogel vom Pfarrgemeinderat. Waren aus dem Weltladen Weißenhorn, Bälle aus Bananenblättern oder den Weg einer Jeanshose vom Baumwollfeld bis in den Laden gab es da zu entdecken. Eine Jeans, berichtete Dorothee Kolbe, habe einmal den Globus umrundet, bis sie bei uns verkauft wird. Und das dann oft für lächerlich wenig Geld.