Die Spatzen schwitzen im Allgäu
Trainingslager Der SSV Ulm 1846 Fußball bereitet sich in Sulzberg bei Kempten auf die neue Regionalliga-saison vor. Zweimal täglich bittet Trainer Thomas Wörle auf den Platz
Sulzberg/ulm Es hätte nicht besser laufen können. Noch vor einer Woche war der Himmel über Sulzberg im Allgäu grau und wolkenverhangen. Es regnete in Strömen, der Fußballplatz des örtlichen Turnund Sportvereins war unbespielbar. Zu Wochenbeginn zeigte sich das 5000-Einwohner-dorf, knapp zehn Kilometer südlich von Kempten, von seiner sonnigen Seite. Pünktlich zum Auftakt des Trainingslagers des Regionalligisten SSV Ulm 1846 Fußball.
Bereits zum siebten Mal sind die Spatzen zu Gast im Oberallgäu. In einem Ort, der für Urlauber einiges zu bieten hat. Einen Campingplatz, einen großen Badesee, eine Burgruine und eine Sportanlage mit Bergpanorama zum Beispiel. Normalerweise sind Spiel- und Trainingsplatz das Zuhause der Sulzberger Kreisklasse-kicker. In dieser Woche beackern die Ulmer Fußballer den Rasen. Zweimal täglich. Die silbernen Kleinbusse mit dem groß aufgedruckten Vereinslogo und der Münster-silhouette fallen auf in der Gemeinde. Für Bernd Schramm, Abteilungsleiter des TSV Sulzberg, ist es eine Ehre, Gastgeber zu sein. Er sagt: „Wir haben uns natürlich darum gekümmert, dass der Platz in bestem Zustand ist.“Schramm selbst ist gerne Zaungast beim Training. „Es kommen immer wieder Zuschauer vorbei. Zu sehen, wie Profis trainieren, ist schon interessant“, erzählt er.
Ssv-vorstand Anton Gugelfuß hat den Kontakt ins Allgäu vor vielen Jahren geknüpft. Seit 2014 sind die Spatzen hier. Nur im letzten Jahr fiel der Trip coronabedingt aus. Die Ulmer genießen die Umgebung und die kurzen Wege vom Hotel zum Sportgelände. „Hier in Sulzberg passt einfach immer alles. Es ist wichtig, dass man sich auch in einem Trainingslager wohlfühlt“, meint Gugelfuß.
Für Thomas Wörle, den neuen Coach des SSV Ulm 1846 Fußball, sind die gemeinsamen Tage eine gute Möglichkeit, seine Spieler besser kennenzulernen. Nach den ersten vier Einheiten zieht er eine positive Zwischenbilanz: „Wir haben gute Bedingungen. Zu Beginn haben wir ein bisschen Fußball-tennis gespielt, um reinzukommen. Die letzten Einheiten waren dann durchaus intensiv. Aber die Mannschaft zieht voll mit, es macht Spaß. Wir sind auf einem guten Weg.“
Bis Freitag ist der Regionalligist noch in Sulzberg, am Samstag steht bereits das erste Pflichtspiel der neuen Saison auf dem Programm. Der SSV ist in der ersten Runde des württembergischen Verbandspokals zu Gast beim TSV Nusplingen im Zollernalbkreis. Der Landesligist spricht von einem „Traumlos“, für den Titelverteidiger aus Ulm wird es nach den Strapazen dieser Woche kein Spaziergang.
Die Tage im Allgäu sind eng getaktet. Nach dem Frühstück im Hotel, einer familiengeführten 3-Sterne-unterkunft am Ortsrand, geht es zunächst um Prävention, dann zur ersten Einheit auf den Platz. „Nach dem Essen ist Mittagsruhe angesagt, die wir aber auch brauchen, weil wir intensiv arbeiten“, sagt Wörle. Nachmittags geht es ein weiteres Mal auf den Trainingsplatz, abends folgen Besprechungen. Mal als Einzelgespräche, mal in Gruppen je nach Position oder mit der gesamten Mannschaft. Wörle sagt: „Ein Trainingslager ist für solche Dinge sehr wertvoll. Keiner muss nach dem Training wieder weg, alle bleiben vor Ort.“Man pflege einen offenen Umgang miteinander. Der Zusammenhalt soll am Mittwochnachmittag bei einem Teamevent weiter gestärkt werden.
Mit dabei ist auch Neuzugang Phil Harres. Von Ulm hat er bislang nicht viel gesehen. Am Montagvormittag hat der Verein die Verpflichtung des Stürmers bekannt gegeben. Für den 19-Jährigen, der für zwei Jahre vom Zweitligisten Dynamo Dresden ausgeliehen wird, ging es direkt ins Trainingslager. „Ich war nur am Vorabend noch kurz in Ulm.
Dann ging alles ziemlich schnell. Die Jungs hier haben mich aber gut aufgenommen. Ich denke, dass der Wechsel zum SSV für mich der beste Weg ist. Es hätte mir ja nichts gebracht, wenn ich in Dresden nur auf der Bank gesessen wäre. Hier erhoffe ich mir viel Einsatzzeiten“, sagt Harres. In den Übungseinheiten zeigt der großgewachsene Blondschopf schon einmal, was von ihm zu erwarten ist. Technisch macht er einen starken Eindruck. Und in Sachen Fitness ist er vielen seiner Mitspieler wohl schon ein Stück voraus. Der 19-Jährige meint lachend: „Das ist für mich nach den vergangenen Wochen bei Dynamo jetzt schon meine zweite intensive Vorbereitung auf die neue Saison.“