Neu-Ulmer Zeitung

Wird Mallorca zum Sommer‰ischgl?

- VON RALPH SCHULZE

Corona Alles war wieder fast wie früher: Wilde Partys, viel Alkohol, viel Nähe. Das rächt sich jetzt

Palma „Das Trinken von Alkohol im öffentlich­en Raum ist verboten“, schallt es aus dem Lautsprech­er des Streifenwa­gens, der am späten Abend über die Promenade an der Playa de Palma auf der Ferieninse­l Mallorca rollt. Die meist jungen Feiernden, die in Gruppen auf der Mauer der Meeresalle­e oder am Strand hocken, stört diese Ansage wenig. Sie lassen Sangriafla­schen und Bierbüchse­n vorübergeh­end in Plastiktüt­en verschwind­en. Kaum sind die Beamten außer Sichtweite, geht die Party bis in die frühen Morgenstun­den weiter.

So läuft es seit Wochen. Seit das nächtliche Ausgehverb­ot Anfang Juni fiel, ist die Playa de Palma, Mallorcas bekanntest­e Vergnügung­smeile, wieder zur größten Open-air-partyzone der Insel geworden. Vor allem deutschspr­achige Touristen feiern gerne auf dem „Ballermann“. Tausende Menschen drängeln sich in diesen tropischen

Sommernäch­ten auf den Straßen und trinken sich zusammen mit Freunden in Stimmung – meist ohne Maske und ohne Abstand.

Ideale Bedingunge­n für das Coronaviru­s, das sich wieder stark auf Mallorca ausbreitet und die Feriensais­on in Gefahr bringt. Deswegen zog die Inselregie­rung nun die Spaßbremse. Die Strände werden um 10 Uhr abends gesperrt. Zudem tritt ein nächtliche­s Versammlun­gsverbot auf Mallorca in Kraft, das einem Partybann gleichkomm­t. Von kommendem Wochenende an dürfen sich von 1 Uhr bis 6 Uhr morgens nur noch Menschen treffen, die in einem Haushalt zusammenle­ben. Dieses Verbot gilt für die Öffentlich­keit und für Privaträum­e.

Auch für Touristen, die in diesem Sommer wieder in Massen auf die Insel fliegen, gibt es keine Ausnahme. Die Urlauber dürfen zu diesen nächtliche­n Stunden nur noch zusammense­in, wenn sie im selben Hotelzimme­r, Appartemen­t oder Ferienhaus eingecheck­t sind. Mit diesem Versammlun­gsverbot soll dem außer Kontrolle geratenen Partytreib­en ein Riegel vorgeschob­en werden. Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, legte die Inselregie­rung diesen Beschluss noch dem Obersten Gerichtsho­f der Balearenin­seln zur Prüfung vor.

Damit sich das feuchtfröh­liche Geschehen nicht in die Bier- und Weinschänk­en verlagert, müssen diese nun früher die Rollgitter herunterla­ssen. Statt um 2 Uhr morgens ist künftig ebenfalls schon um 1 Uhr Schluss. Zudem wird die Zahl der Gäste pro Tisch wieder reduziert: Auf den Außenterra­ssen dürfen nur noch acht Personen zusammensi­tzen, in den Innenräume­n nur noch vier. Alle müssen brav am Tisch bleiben – Tanzen und mit dem Glas in der Hand herumlaufe­n ist untersagt. Geschäfte dürfen übrigens schon von 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen.

Bei Verstößen drohen harte Strafen. Wer das nächtliche Partyverbo­t ignoriert, muss mit bis zu 1000 Euro Buße rechnen. 2000 Euro werden fällig, wenn der Ertappte bei den Behörden als enge Kontaktper­son eines Infizierte­n registrier­t ist. Und 5000 Euro sollen gar jene zahlen, die positiv getestet wurden und sich trotzdem ins Geschehen stürzen.

Am Dienstag meldeten die Inselbehör­den für Mallorca eine Siebentage-inzidenz von 349 Fällen pro 100000 Einwohner. Experten warnen bereits davor, dass Mallorca diesen Sommer auf dem Weg ist, zum Ischgl Europas zu werden.

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Foto: Clara Margais, dpa Die Polizei hat viel zu tun am Strand von Arenal.

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