Neu-Ulmer Zeitung

Senden vertagt Entscheidu­ng zu Luftfilter­n

- VON ANGELA HÄUSLER

Corona Die Stadträte konnten sich noch nicht zum Ankauf von Geräten für Schulen durchringe­n. Wo sie Probleme sehen

Senden Auch der Sendener Stadtrat befasste sich am Dienstagab­end zum wiederholt­en Mal mit dem Kauf von Luftreinig­ungsgeräte­n für die örtlichen Schulen und Kitas. Ein Beschluss darüber ist aber noch nicht gefasst: Vor der Anschaffun­g soll ein Fachbüro Situation und Räumlichke­iten beurteilen. Die Hoffnungen mancher Eltern zerschlage­n sich dabei wieder: Es sei ohnehin unrealisti­sch, zu erwarten, dass bis zum September alle Klassenräu­me mit der Technik ausgestatt­et werden könnten, sagte Bürgermeis­terin Claudia Schäfer-rudolf.

„Die Verunsiche­rung ist riesig – und seitens der Politik werden leider Aussagen getätigt, die nicht geeignet sind, die Debatte sachlich zu führen“, kommentier­te Schäfer-rudolf die aktuelle Diskussion um die Förderung der Luftreinig­ungsgeräte. In einer Konferenz mit dem Experten Heinz-jörn Moriske vom Umweltbund­esamt sei unlängst deutlich geworden, dass die mobilen Geräte, falsch aufgestell­t, sogar zur Ausbreider Erreger beitragen könnten. Daher brauche es Fachleute, die die Räumlichke­iten in Augenschei­n nehmen und in Sachen Technik neutral beraten, meinte sie: „Wir sollten uns die Zeit nehmen und nicht irgendeine Maßnahme ergreifen, die das Risiko am Ende noch erhöhen könnte.“Schon vom Vergabever­fahren her sei es außerdem nicht möglich, die Technik zum neuen Schuljahr installier­t zu haben.

Auch die Sendener Rätinnen und Räte tun sich schwer mit der Entscheidu­ng für oder gegen den Kauf, der die Kommune, Fördergeld hin oder her, Hunderttau­sende Euro kosten wird. Die diesbezügl­iche Förderung des Freistaats Bayern für mobile Luftreinig­ungsgeräte habe bei den Eltern große Erwartungs­haltung geweckt, so Geschäftsb­ereichslei­ter Walter Gentner. Er stellte die Bedingunge­n der nun bereits dritten Förderwell­e heraus: Anders als bisher können nun Geräte für fast alle Schul- und Kita-räume gefördert werden. Bezahlen will das Land bis zu 50 Prozent der Anschaffun­gskosten, maximal 1750 pro Raum. Die Unterhalts­kosten würden nach derzeitige­m Stand nicht bezuschuss­t. Führende Aerosol-experten betonen, dass die Geräte nur ergänzend zur Fensterlüf­tung betrieben werden sollten, so Gentner. Statte man die Schulen aus, sei zu überlegen, auch andere öffentlich­e Räume, etwa den Seniorentr­eff oder das Jugendcafé, mit solchen Geräten zu versorgen.

Eine zweite Möglichkei­t, die Luft von Erregern zu befreien, sind raumluftte­chnische Anlagen, kurz Rlt-anlagen, die Raumluft nach außen und Frischluft nach innen bringen. Sie werden vom Bund gefördert – mit bis zu 80 Prozent der Kosten, maximal 500.000 Euro.

Senden hätte 109 Schulräume und 46 Kita-räume mit entspreche­nden Geräten auszurüste­n, rechnete Gentner vor. Für den Kauf der mobilen Geräte rechnet die Stadt mit Gesamtkost­en von 560.000 Euro, sie erhielte also maximal 280.000 Euro Fördermitt­el. Dazu kämen jährliche Betriebsko­sten von 80.000 Euro, die sie selbst bezahlen muss.

Baut man hingegen die fest instaltung lierten Rlt-anlagen ein, würde das pro Raum mit 15.000 bis 18.000 Euro zu Buche schlagen – es ergäbe sich eine Gesamtinve­stition von 2,9 Millionen Euro, abzüglich der Förderung hätte die Stadt noch 580.000 Euro zu tragen. Das Geld könnte aber erst im Haushalt 2022 eingeplant werden. Zudem sei zu befürchten, dass die Lieferzeit­en lang werden, sagte Gentner.

Aktionismu­s nannte das Förderpake­t Csu-fraktionsc­hef Theo Walder. Er war dafür, Anlagen nur für Räume anzuschaff­en, wo es auch wirklich notwendig sei. Die Freien Wähler seien „ganz klar für die Rlt-anlagen“, sagte Hans-manfred Allgaier (CFW/FWG), denn die seien auch langfristi­g die wirtschaft­lichere Alternativ­e. Die Investitio­n sei zwar hoch, diene aber der Gesundheit der Kinder.

„Man suggeriert den Eltern jetzt, es gäbe dadurch wieder regulären Schulunter­richt, wälzt aber die Anschaffun­g auf die Kommunen ab“, kritisiert­e Maren Bachmann für die SPD, das sei der falsche Ansatz. Zudem gebe es Anbieter, die dezentraeu­ro le Lüftungste­chnik installier­en, auch das solle in die Überlegung­en einfließen, sagte sie. Es werde durch die Gerätschaf­ten womöglich eine trügerisch­e Sicherheit aufgebaut, so Heinz-peter Ehrenberg (Grüne). Auch er präferiert­e die Rlt-anlagen, sie seien wirtschaft­lich und ökologisch am sinnvollst­en. Auch Biss-sprecher Dietmar Roschkar wollte dem Verwaltung­svorschlag zustimmen. Zu lange dauerte das alles Xaver Merk (Die Linke): „Wir sind 7 bis 9 Monate zu spät dran“, meinte er. Und: Es müsse nun so schnell wie möglich vorangehen.

An den Fachplaner­n führe kein Weg vorbei, meinte die Bürgermeis­terin und gab zu bedenken, dass es bisher keinerlei politische Zusagen gebe, dass die Schulen mit der neuen Lüftungste­chnik auch wieder geöffnet werden. Die Entscheidu­ng fiel am Ende einstimmig: Die Stadt wird ein Gutachten erstellen lassen und erst im Anschluss daran die Förderung beantragen. Die Mittel dafür sollen in einen Nachtragsh­aushalt oder in den Haushalt fürs kommende Jahr eingeplant werden.

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