Fernsehcouch und Abenteuer
Ferien und Urlaub, das sind die entscheidenden Stichwörter für die Verpflichtung zu sommerlicher Erholung. Aber der ständig rackernde Mensch scheint nicht fähig zu sein, die Kunst der Entspannung zu erlernen. Viele Landsleute gehen auf strapaziöse Fernreisen, sehen in Naturschutzparks den Löwen beim Schlafen und Verdauen zu und informieren dann ihren Freundeskreis ein Jahr lang über die erlebten Abenteuer. Noch mehr Mitbürger sitzen verdauend und manchmal schlafend vor dem Fernseher. Aber sie ärgern sich nicht nur über das Gesamtprogramm, sondern auch über Abseits-, Elfmeter- und demnächst über Olympia-entscheidungen. Dann diskutieren sie ein Jahr lang ohne sichtbare Entspannung die erlebten Bildschirm-abenteuer.
Wahrscheinlich haben die eiszeitlichen Vorfahren unsere Vorstellungen von einem erfüllten Leben geprägt. Mit ihren Schlägereien, mit ihrem Vertrauen in die Kraft der Axt, mit ihren Sprüngen an den
Hals fremder Jäger haben sie uns die Botschaft hinterlassen, dass Dramatik zum menschlichen Dasein gehört. Deshalb ist auch der Mensch von heute erst zufrieden, wenn er sogar auf der Fernsehcouch - in empörte Emotion versetzt wird. Schon Friedrich Nietzsche kannte diesen Zusammenhang, als er in seinem Buch „Morgenröte“den Satz niederschrieb: „Es ist ein Abenteuer zu leben.“