Evobus fährt weiter auf Sicht
Bilanz Reisebusse bleiben Ladenhüter. Das Neu-ulmer Werk setzt weiter auf Kurzarbeit
Neuulm Im Gegensatz zu den Märkten für normale Autos („Personenkraftwagen“) und Lastern leidet die gesamte Busbranche auch im zweiten Quartal 2021 noch sehr stark unter den Auswirkungen der Pandemie. Till Oberwörder, Leiter der Daimler Bussparte und Vorsitzender der Evobus-geschäftsführung, spricht von einem „nach wie vor kaum vorhandenen Reisebusgeschäft“. Das ist natürlich für das Werk in Neu-ulm, der Heimat der Reisebusmarke Setra, besonders bitter.
Erfreulich sei hingegen die „leichte Markterholung in Brasilien, Argentinien und Mexiko“, wodurch die Bussparte beim Verkauf von Fahrgestellen im Vergleich zum Vorjahr wieder zugelegt habe. Oberwörder weiter: „Alles in allem rechnen wir in diesem Jahr weiterhin mit einem herausfordernden Marktumfeld, weshalb wir weiterhin auf Sicht fahren.“Das bedeutet weiterhin Kurzarbeit im Neu-ulmer Werk. Zumindest teilweise.
Kurzarbeit in Neu-ulm betrifft direkte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion sowie jene indirekten Mitarbeiter, deren Tätigkeiten vom Reisebusprogramm abhängig sind, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Die Umfänge der Kurzarbeit seien jedoch sehr unterschiedlich und bereichsabhängig. Bereiche, wie die Sitzfertigung oder die Lackierung, die für den gesamten westeuropäischen Produktionsverbund und somit auch für den Stadtbus arbeiten, sind davon also kaum betroffen.
In Neu-ulm werde entsprechend der Auftragslage in Produktionsblocks gearbeitet, in denen eingegangene Kundenaufträge erledigt werden. Auch aktuell. Seit Ende April bis Ende Juli werde in einem Produktionsblock produziert. Das heißt: Die Produktion in Neu-ulm wurde vorübergehend hochgefahren, um Reise- und Überlandbusse zu fertigen. Dafür werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch zeitweise aus der Kurzarbeit geholt. Ein nächster Produktionsblock ist ab Ende August geplant.
Der Absatz der Daimler Bussparte stieg so um 52 Prozent auf 4700 ((zweites Quartal 2020: 3100) Einheiten. Detaillierte Zahlen zur Reisebussparte gibt Daimler nicht heraus. Klar ist aber: Dafür sind Stadtbusse verantwortlich. Bei den weiteren veröffentlichten Ziffern werden Trucks und Busse sogar zusammen gezählt.
Der Absatz des Geschäftsfelds „Daimler Trucks & Buses“legte im zweiten Quartal um 91 Prozent auf 116.800 (zweites Quartal 2020: 61.000) Fahrzeuge zu. Der Umsatz betrug 10,0 Milliarden Euro (zweites Quartal 2020: 6,2 Milliarden Euro). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern belief sich auf 819 Millionen Euro (weites Quartal 2020: minus 756 Millionen Euro). Die Umsatzrendite steig auf 8,2 Prozent (zweites Quartal 2020: minus 12,2 Prozent).
Um „Wert für die Aktionäre zu schaffen und die Profitabilität weiter zu erhöhen“, wie es Daimler formuliert, beabsichtigt der Stuttgarter Konzern, wie berichtet, zwei eigenständige Unternehmen mit Fokus auf Pkw und Vans sowie auf Lkw und Busse zu schaffen. Angestrebt wird die Übertragung einer bedeutenden Mehrheitsbeteiligung an Daimler Truck an die Daimler-aktionäre. Die Transaktion und die Notierung von Daimler Truck an der Frankfurter Wertpapierbörse liegen laut Daimler-mitteilung im Zeitplan und sollen vor Jahresende abgeschlossen sein. Das Projekt befinde sich in der Vorbereitungs- und Prüfungsphase. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst soll die Zustimmung der Aktionäre der Daimler AG zu diesem historischen strategischen Schritt eingeholt werden.