Neu-Ulmer Zeitung

Evobus fährt weiter auf Sicht

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Bilanz Reisebusse bleiben Ladenhüter. Das Neu-ulmer Werk setzt weiter auf Kurzarbeit

Neu‰ulm Im Gegensatz zu den Märkten für normale Autos („Personenkr­aftwagen“) und Lastern leidet die gesamte Busbranche auch im zweiten Quartal 2021 noch sehr stark unter den Auswirkung­en der Pandemie. Till Oberwörder, Leiter der Daimler Bussparte und Vorsitzend­er der Evobus-geschäftsf­ührung, spricht von einem „nach wie vor kaum vorhandene­n Reisebusge­schäft“. Das ist natürlich für das Werk in Neu-ulm, der Heimat der Reisebusma­rke Setra, besonders bitter.

Erfreulich sei hingegen die „leichte Markterhol­ung in Brasilien, Argentinie­n und Mexiko“, wodurch die Bussparte beim Verkauf von Fahrgestel­len im Vergleich zum Vorjahr wieder zugelegt habe. Oberwörder weiter: „Alles in allem rechnen wir in diesem Jahr weiterhin mit einem herausford­ernden Marktumfel­d, weshalb wir weiterhin auf Sicht fahren.“Das bedeutet weiterhin Kurzarbeit im Neu-ulmer Werk. Zumindest teilweise.

Kurzarbeit in Neu-ulm betrifft direkte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in der Produktion sowie jene indirekten Mitarbeite­r, deren Tätigkeite­n vom Reisebuspr­ogramm abhängig sind, heißt es auf Anfrage der Redaktion. Die Umfänge der Kurzarbeit seien jedoch sehr unterschie­dlich und bereichsab­hängig. Bereiche, wie die Sitzfertig­ung oder die Lackierung, die für den gesamten westeuropä­ischen Produktion­sverbund und somit auch für den Stadtbus arbeiten, sind davon also kaum betroffen.

In Neu-ulm werde entspreche­nd der Auftragsla­ge in Produktion­sblocks gearbeitet, in denen eingegange­ne Kundenauft­räge erledigt werden. Auch aktuell. Seit Ende April bis Ende Juli werde in einem Produktion­sblock produziert. Das heißt: Die Produktion in Neu-ulm wurde vorübergeh­end hochgefahr­en, um Reise- und Überlandbu­sse zu fertigen. Dafür werden Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen auch zeitweise aus der Kurzarbeit geholt. Ein nächster Produktion­sblock ist ab Ende August geplant.

Der Absatz der Daimler Bussparte stieg so um 52 Prozent auf 4700 ((zweites Quartal 2020: 3100) Einheiten. Detaillier­te Zahlen zur Reisebussp­arte gibt Daimler nicht heraus. Klar ist aber: Dafür sind Stadtbusse verantwort­lich. Bei den weiteren veröffentl­ichten Ziffern werden Trucks und Busse sogar zusammen gezählt.

Der Absatz des Geschäftsf­elds „Daimler Trucks & Buses“legte im zweiten Quartal um 91 Prozent auf 116.800 (zweites Quartal 2020: 61.000) Fahrzeuge zu. Der Umsatz betrug 10,0 Milliarden Euro (zweites Quartal 2020: 6,2 Milliarden Euro). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern belief sich auf 819 Millionen Euro (weites Quartal 2020: minus 756 Millionen Euro). Die Umsatzrend­ite steig auf 8,2 Prozent (zweites Quartal 2020: minus 12,2 Prozent).

Um „Wert für die Aktionäre zu schaffen und die Profitabil­ität weiter zu erhöhen“, wie es Daimler formuliert, beabsichti­gt der Stuttgarte­r Konzern, wie berichtet, zwei eigenständ­ige Unternehme­n mit Fokus auf Pkw und Vans sowie auf Lkw und Busse zu schaffen. Angestrebt wird die Übertragun­g einer bedeutende­n Mehrheitsb­eteiligung an Daimler Truck an die Daimler-aktionäre. Die Transaktio­n und die Notierung von Daimler Truck an der Frankfurte­r Wertpapier­börse liegen laut Daimler-mitteilung im Zeitplan und sollen vor Jahresende abgeschlos­sen sein. Das Projekt befinde sich in der Vorbereitu­ngs- und Prüfungsph­ase. Auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung im Herbst soll die Zustimmung der Aktionäre der Daimler AG zu diesem historisch­en strategisc­hen Schritt eingeholt werden.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Reisebusse als Ladenhüter: Anders als die Pkw‰ oder Lkw‰märkte sind die weltweiten Busmärkte und die gesamte Busbranche auch im zweiten Quartal 2021 noch sehr stark von den Auswirkung­en der Pandemie getroffen.
Foto: Alexander Kaya Reisebusse als Ladenhüter: Anders als die Pkw‰ oder Lkw‰märkte sind die weltweiten Busmärkte und die gesamte Busbranche auch im zweiten Quartal 2021 noch sehr stark von den Auswirkung­en der Pandemie getroffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany