DAV verliert Geld, Mitglieder und Spitzensportler
Versammlung In der Sektion Neu-ulm ändert sich nicht nur wegen Corona viel. Unter Mitgliedern kommt
wegen einer Beitragserhöhung vereinzelt Unmut auf. Bald soll ein Generationswechsel folgen
Neuulm Bei der Mitgliederversammlung der Dav-sektion Neuulm sind vereinzelte kritische Stimmen laut geworden: Der Vorstand hatte den Mitgliedsbeitrag für Vollzahler um 17 Euro auf 79 Euro erhöht. Die Mehrheit teilte den Unmut aber nicht. Wie der Vorsitzende Dieter Danks betonte, sei die Versammlung im 120. Geschäftsjahr der Neu-ulmer Sektion nicht nur wegen des Jubiläums eine besondere: „Sie musste zweimal verschoben werden, es ist die erste unter Corona-bedingungen und sie findet in unserer Kletterhalle, also an einem ungewohnten Ort statt. Zudem ist jetzt Klettern erstmals eine olympische Disziplin.“
Besonders war die Versammlung noch aus anderen Gründen: Es gab Wechsel im Vorstand, wobei sich Dieter Danks bereit erklärte, den Vorsitz weitere zwei Jahre zu führen, was bei der Wahl dann auch bestätigt wurde. Vor der Wahl hatte er im Mitgliedermagazin noch angekündigt, es sei Zeit für einen Generationswechsel im Vorstand. Interessenten sollten sich bei ihm melden.
Nun bleibt Dieter Danks doch für die nächsten beiden Jahre Vorsitzender („Dann werde ich 75 und höre auf.“). Zum neuen zweiten Vorsitzenden wurde Frank Rödel gewählt, nachdem Werner Kühl diesen Posten aufgab und nun Beisitzer ist. Anstelle von Hans Rauth ist nun Jan Terboven Schatzmeister, Dolf Delp Schriftführer und Florian Kraus Jugendreferent. Zum neuen Mitglied im Ehrenrat wurde Gerhard Haußmann bei nur einer Enthaltung gewählt. Neue Beisitzer
Christa Zoller und Rainer Fuchs. Die Kritiker der Beitragserhöhung bewarben sich nicht um ein solches Amt.
Der bisherige Schatzmeister Hans Rauth versicherte mit Blick auf das finanzielle Minus: „Es hätte uns schlimmer treffen können. Wir erhielten vom Landkreis und der Stadt Neu-ulm Unterstützung, vom Bund sollen in den nächsten Monaten noch 80.000 Euro kommen, wobei wir auf die Erste Hilfe sieben Monate warten mussten.“Die 80.000 Euro sind ins Gesamtergebnis bereits eingerechnet. „Corona“, so Rauth weiter, „hat eine Delle hinterlassen, aber grundsätzlich ist der Verein auf einem guten Weg.“Es gab wegen Corona ein Minus von rund 36.400 Euro. Einen Verlust gibt es nicht nur bei den Finanzen. Der Leiter der Inline-abteilung, Bernd Zörlein, erklärte wie zuvor schon Danks, dass die alpinen Slalomfahrer, die Weltklasse darstellen, wie auch die Speedskater wegen Benachteiligung durch den Verband zum Jahresende ihre Aktivitäten einstellen werden.
Da es im vergangenen Jahr wegen Corona keine Mitgliederversammlung gab, hatte der Vorstand von seinem Recht Gebrauch gemacht, für dieses Jahr eine Beitragserhöhung zu beschließen, um die Liquidität des Vereins aufrecht zu erhalten. Nun sollte diese Erhöhung rückwirkend von der Versammlung beschlossen werden. Die paar Kritisind ker, die sich zu Wort meldeten, wiesen auf die Austritte von Mitgliedern, etwa 600 mehr als sonst, in letzter Zeit und auf das hohe Defizit der Kletterhalle hin, die Rauth mit 150.000 Euro netto bezifferte. Es sei allerdings nicht bekannt, warum diese Mitglieder den Verein verlassen hätten, so Zörlein. „Wer nicht klettern kann, geht vielleicht.“Ein Dav-ler meinte, er hätte lieber 100 Euro gespendet, als eine Beitragserhöhung hinzunehmen. Ein anderer bemängelte, die Kletterhalle sei für den Verlust und damit die nicht zu akzeptierende Beitragserhöhung verantwortlich.
Die Halle musste, wie Geschäftsführer Moritz Kaltenbacher darstellte, wegen Corona vom 16. März bis 8. Juni 2020 und vom 2. November 2020 bis 1. Juni 2021 geschlossen bleiben, es war phasenweise nur Klettern an den Außenwänden möglich und die Westwand musste erneuert werden. Dieter Danks wies darauf hin, dass die Halle, Sparkassendome genannt, sonst den größten Umsatz im Verein mache. „Wohlhabende erklären oft, dass 17 Euro mehr Beitrag im Jahr für sie nicht tragbar seien“, echauffierte sich der Vorsitzende.
Insgesamt hat der Verein jetzt 8445 Mitglieder, wobei die Vollzahler im Jahr nun 79 Euro Beitrag entrichten müssen. Dieter Danks weiß, dass andere Vereine zum Teil deutlich mehr Beitrag verlangen. Bernd Zörlein erklärte: „Mir tun ein paar Euro mehr für den Verein, der unheimlich viel bietet, nicht weh“und Mitglied Günter Kammerer forderte die Versammlung nachhaltig auf, der Beitragserhöhung zuzustimmen. Was diese dann auch bei drei Gegenstimmen vollzog. Beschlossen wurde auch, dass die Mitgliedsbeiträge im Jahr 2022 gleich bleiben sollen.
Bei zwei Enthaltungen wurde von der Versammlung auch dem Haushaltsplan 2021 zugestimmt, in dem ein Jahresminus von null bis maximal 12.000 Euro prognostiziert wird. In seinen Berichten über die einzelnen Gruppen freute sich Moritz Kaltenbacher, dass es viele Aktivitäten gegeben habe, wobei er die der Jugendgruppen besonders hervorhob. Die Feier zum 120-jährigen Bestehen der Sektion Neu-ulm ist für den 25. Oktober geplant, am 28. Oktober sollen zum zehnjährigen Bestehen der Kletterhalle auch die Jubilare und Sportler geehrt werden.