Er will’s in Nürnberg wissen
Fußball Für Pius Krätschmer aus Pfuhl beginnt am Wochenende mit dem „Club“die Saison in der 2. Bundesliga. Auf eine Partie freut sich der Ex-ulmer heuer ganz besonders
Nürnberg/pfuhl Als Pius Krätschmer den bayerischen Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05 im September 2020 verlassen hat, wurde er mit Lob geradezu überhäuft. Man verliere „einen Spieler mit unfassbarer Qualität“, sagte Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf über den 24-jährigen Innenverteidiger aus Pfuhl. Sein Trainer Tobias Strobl meinte, es falle nicht leicht, Krätschmer „als Menschen und Freund gehen zu lassen, weil er charakterlich eine wichtige Rolle gespielt hat“. Krätschmer selbst wirkt fast ein bisschen verlegen, wenn er all das hört. Dann hält er im Gespräch kurz inne, überlegt und sagt selbstbewusst: „Das ist natürlich schön zu hören. Aber genau das sind wahrscheinlich auch die Gründe, warum der 1. FC Nürnberg auf mich aufmerksam geworden ist.“Beim fränkischen Fußball-zweitligisten gehört er seit fast einem Jahr zum Profi-kader. Anstrengende Wochen samt Trainingslager in Südtirol liegen hinter Krätschmer. Am kommenden Sonntag beginnt für ihn und seine Nürnberger mit einem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue die Saison in der 2. Bundesliga.
Mit dem Wechsel zum traditionsreichen „Club“tauchte Krätschmer in eine neue Fußball-welt ein. Alles noch größer, alles noch professioneller als an seinen bisherigen Stationen. „Das war schon ein großer Schritt, den ich machen durfte. Jetzt versuche ich, mich durchzukämpfen und im Geschäft zu bleiben“, sagt der 24-Jährige.
Daheim beim TSV Pfuhl hat für ihn damals alles angefangen. Im Alter von acht Jahren wechselte er zunächst zum SSV Ulm 1846 und nach der C-jugend weiter ins Internat des SC Freiburg. „Mit 15 von zu Hause weg, das war am Anfang nicht immer einfach. Aber man gewöhnt sich dran, wird schnell eigenständig, lernt das Geschäft und viele Leute kennen. Das hat mich immer weitergebracht“, erzählt er. Von Januar 2016 bis Juli 2017 folgten eineinhalb Jahre beim Karlsruher SC, dann entschied er sich für den Regionalligisten TSV 1860 Rosenheim. Aus persönlichen Gründen. „Weil ich eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation angefangen habe. Ich wollte mir noch ein zweites Standbein neben dem Sport aufbauen“, sagt Krätschmer. Schon damals überzeugte er die Menschen im Umfeld von seinen Qualitäten. In Schweinfurt reifte der junge Kicker zum Profi. „Es war eine sehr schöne Zeit. Ich habe nicht nur sportlich einen Schritt nach vorne gemacht, sondern bin auch als Person gewachsen“, sagt der gebürtige Ulmer, dessen aktuellen Marktwert das Branchenportal transfermarkt.de auf 200000 Euro schätzt.
Schließlich kam der 10. Mai 2021. Ein Auswärtsspiel des 1. FC Nürnberg beim Hamburger SV. Krätschmer wurde in der 84. Minute eingewechselt. Sein erster Einsatz in der 2. Bundesliga. Er sagt rückblickend: „Auf diesen Moment habe ich seit meiner Kindheit hingearbeitet. Es war schon ein Traum, der da in Erfüllung gegangen ist. Aber ich stecke mir immer neue Ziele und strebe den bestmöglichen Erfolg an. Die Türen beim Club sind offen für junge Spieler. Ich versuche, durchzugehen. Mal schauen, wie es sich in dieser Saison entwickelt.“Die vielen Eindrücke und Erfahrungen aus den verschiedenen Klubs, für die er bereits gespielt hat, sollen ihm auf diesem Weg helfen. Er weiß um seine Stärken, nennt aber auch unumwunden seine Schwächen. Der 24-Jährige erklärt: „Der Spielaufbau, meine technischen Fähigkeiten, mein guter linker Fuß. All das ist gut. Körperlich will und muss ich aber noch ein bisschen zulegen.“
Dass es in der ersten Runde des Dfb-pokals mit dem 1. FC Nürnberg nun ausgerechnet in die Heimat geht, freut den Pfuhler ganz besonders. Nach der Auslosung hat er etliche Nachrichten von Freunden und Bekannten aufs Handy bekomme. Viele von ihnen wollen am 7. August selbst ins Donaustadion zum Duell mit dem Viertligisten SSV Ulm 1846 Fußball kommen.
Krätschmer erzählt: „Früher war ich da bei den Heimspielen noch Balljunge. Es ist schön, wieder nach Hause zu kommen. Das wird ein cooler Moment.“
Ohnehin ist die Bindung in die Heimat noch stark. Die Familie besucht er regelmäßig, mit Freunden trifft er sich, wenn in der Sommerund Winterpause genügend Zeit dafür ist. Dann geht’s zusammen entweder in die Innenstadt oder auf die Donauwiese. „Das ist schon ein toller Platz. Da lässt es sich aushalten“, sagt er. Aber Nürnberg, meint er im selben Atemzug, könne da ganz gut mithalten. Krätschmer meint lachend: „Eine Top-stadt. Da habe ich eine gute Wahl getroffen.“