Neu-Ulmer Zeitung

So kommt der Impfbus im Kreis Neu‰ulm an

- VON QUIRIN HÖNIG

Pandemie Das Vakzinmobi­l soll Menschen schnell und unkomplizi­ert eine Immunisier­ung gegen Corona verschaffe­n –

ohne aufwendige Terminvere­inbarung. Das funktionie­rt bisher recht gut

Vöhringen Es ist nur ein kleiner Stich und schon ist Julia Hornung geimpft. Nur wenige Minuten dauert der gesamte Prozess im Impfbus von Huber Health Care, von der Registrier­ung bis zur Verabreich­ung des Vakzins. Und das ohne Termin. „Deswegen bin ich hergekomme­n“, sagt die Pfuhlerin. Man sei hier viel schneller an die Reihe als beim Arzt oder im Impfzentru­m. Eigentlich wollte sie schon am Vortag zum Piksen kommen, als der Bus auf dem Petrus-platz in Neu-ulm stand. Weil ihr das zeitlich nicht ausging, ist sie nun zusammen mit ihrem Partner zur Sonderimpf­aktion nach Vöhringen gefahren.

Hornung bekam den Impfstoff von Johnson & Johnson. Obwohl im Bus auch das Vakzin von Biontech/ Pfizer verabreich­t wird, herrscht rege Nachfrage nach dem „Stoff“aus USA, da hier nur eine Dosis benötigt wird. „Ich denke das ist urlaubsbed­ingt, dass der Eine oder Andere noch schnell die vollständi­ge Impfung möchte“, sagt Siegfried Selig, der Impf-koordinato­r des Landkreis Neu-ulm. Grundsätzl­ich könnten Impflinge ihr bevorzugte­s Vakzin wählen, erklärt er, die schlussend­liche Entscheidu­ng treffe aber der Arzt vom Dienst, da er das Risiko einschätze­n könne.

Zu einer solchen Sonderimpf­aktion kann jeder kommen, der noch nicht geimpft wurde oder bereits die erste Dosis Astrazenec­a oder Biontech/pfizer erhalten habe, sagt Selig. Wenn jedoch die erste Dosis von Moderna stammte, könne nicht im Bus geimpft werden. Dieses Vakzin werde nicht verwendet, da es sich nicht im Bus transporti­eren lasse. Wer Moderna benötige, könne aber beim Hauptimpfz­entrum in Neuulm vorbeischa­uen. Da inzwischen auch Kinder und Jugendlich­e ab zwölf Jahren eine Immunisier­ung erhalten, können auch diese mit mindestens einem Sorgeberec­htigten beim Bus vorbeikomm­en. 16und 17-Jährige benötigen lediglich eine Einverstän­dniserklär­ung von ihren Eltern.

Ein Vorteil des Vakzinmobi­ls von Huber Health Care sei, dass es durch den regelmäßig­en Ortswechse­l mehr Menschen erreicht. „Wir hoffen mit diesen Aktionen möglichst viele Menschen zu einer Impfung motivieren zu können“, sagt Dr. Peter Czermak, Ärztlicher Leiter der Impfzentre­n, laut einer Mitteilung des Landratsam­tes. „Die Impfung ist nach wie vor ein bedeutende­s und wirksames Mittel zur Eindämmung der Corona-pandemie – auch gerade mit Blick auf die Deltavaria­nte.“Am heutigen Freitag steht der Bus bei der Opti-wohnwelt in Neu-ulm und am Samstag bei Möbel Inhofer in Senden.

Bei jedem Sonder-stopp werden im Durchschni­tt zwischen 50 und 100 Dosen verabreich­t, schätzt Selig. Er bezeichnet die Aktion als „sehr erfolgreic­h.“Auch das Landratsam­t ist zufrieden. 200 Personen haben die bisherigen vier Busstopps in Neu-ulm sowie in Senden besucht. Insgesamt kamen 92 Menschen zur Erstimpfun­g und 54 Personen zur zweiten. Johnson & Johnson wurde 54 Mal verabreich­t. Vereinzelt seien auch Personen vorbeigeko­mmen, die erst noch skeptisch und unsicher waren. Sie suchten das und informiert­en sich, bevor sie sich dann zu einer Impfung entschloss­en haben. Da Vöhringen kleiner ist als Senden oder Neuulm, erwartet Koordinato­r Selig kein so großes Aufkommen an Impfwillig­en wie an den vorherigen Stationen. „Aber es geht schon gut zu“, sagt er. Die meiste Zeit warten zwei oder drei Personen vor dem Bus.

Der Ablauf im Vakzinmobi­l ist der gleiche wie in den stationäre­n Zentren. Die Interessen­ten müssen zunächst einen Anamese-bogen über ihre gesundheit­liche Verfassung ausfüllen, dann werden sie bei einem Arztgesprä­ch über die möglichen Nebenwirku­ngen aufgeklärt und wenn alles passt, wird die Spritze gesetzt. Zum Abschluss gibt es den Eintrag im Impfpass, sowie das Zertifikat für den digitalen Nachweis. Weil wegen der jüngst festgestel­lten Kühlschran­k-panne beim Pfuhler Hausarzt Christian Kröner bei manchen Zweifel aufkommen könnten, versichert Selig: „Bei uns ist gewährleis­tet, dass es zu keiner Unterbrech­ung der Kühlkette kommt.“Im Temperatur­schrank werde minütlich geprüft, ob dort die richtige Temperatur herrscht.

Insgesamt gab es nach Angaben des Landratsam­t im Kreis Neu-ulm bis jetzt 180.427 Impfungen, davon 57,3 Prozent Erstimmuni­sierungen und 45,3 Prozent Zweitimmun­isierungen. Seit ein paar Wochen ist die Nachfrage nach dem ersten Stich zurückgega­ngen, momentan werden vor allem zweite Dosen verabreich­t. Die drei Zentren im Landkreis – Neu-ulm, Weißenhorn und Illertisse­n – bleiben vorerst noch geöffnet. Allerdings soll wegen der gesunkenen Nachfrage nach Terminen der Betrieb herunterge­fahren werden. Die Verträge zu den Impfzentre­n laufen noch bis Ende September. Wie es danach weiter geht, hängt von den Vorgaben der Bundesregi­erung und vom Freistaat Bayern sowie den Finanzieru­ngszusagen ab.

In den Impfzentre­n sind inzwigespr­äch schen auch Erstimpfun­gen ohne Registrier­ung und ohne Terminvere­inbarung möglich. Ebenfalls aufgehoben wurde die Zuständigk­eit des Impfzentru­ms nach dem jeweiligen Wohnort. Das heißt, jeder kann sich jetzt in einem Impfzentru­m im Landkreis Neu-ulm impfen lassen – unabhängig von seinem Wohnort.

Auch Kamuran Yapici aus Vöhringen hat sich im mobilen Impfzentru­m lassen. Er bekam seine zweite Dosis Biontech. Die erste wurde Yapici von seinem Hausarzt verabreich­t. Wäre er nicht zum Bus gegangen, hätte er noch eine Woche auf seine zweite Dosis warten müssen und damit eine weiter Woche auf vollen Schutz. Jetzt kann der Urlaub kommen. Wohin es geht? „Wir sind noch unschlüssi­g“, sagt er. „Entweder Italien, Kroatien oder die Türkei.“Er kann die Impfung im Bus nur empfehlen, sagt er.

Internet Unter augsburger‰allgemei‰ ne.de/neu‰ulm gibt es eine Bildergale‰ rie und ein Video zum Artikel.

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Foto: Alexander Kaya Das mobile Impfzentru­m war am Donnerstag vor dem Wolfgang‰eychmüller‰haus in Vöhringen.

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