So hart trifft die Pandemie die Jugend
Familie Jelka Ackermann arbeitet in Weißenhorn als Sozialarbeiterin auch mit Jugendlichen.
Sie berichtet, wie schwer die Corona-zeit für die jungen Erwachsenen ist
Weißenhorn Seit mehr als 14 Monaten müssen die Menschen mit den Einschränkungen durch die Coronapandemie zurechtkommen. Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen waren verschieden betroffen. Die Weißenhorner Streetworkerin Jelka Ackermann berichtet, wie sich Corona auf die Jugendlichen in der Fuggerstadt ausgewirkt hat.
Sie bekommt durch ihre Arbeit die Auswirkungen der Pandemie auf die jungen Erwachsenen direkt mit. Sie zieht ein bedenkliches Fazit. „Die ohnehin unsichere Zeit als Jugendlicher oder junger Erwachsener wird mehr denn je als perspektivlos erlebt“, sagt Ackermann. Das hat viele Gründe.
Auch Jugendliche stellen sich Fragen, die vielen Erwachsenen bekannt vorkommen: „Gibt es irgendwann wieder „Normalität“? Wie sieht meine Zukunft in einem Leben mit dem Coronavirus aus?“Befriedigende
Antworten gibt es darauf noch nicht.
Länger als ein ganzes Jahr mussten die Jugendlichen auf vieles verzichten: Freizeiteinrichtungen waren und sind teils noch geschlossen, Gruppentreffen nicht erlaubt. Wer keinen oder wenig Zugang zu den sozialen Medien hat, blieb außen vor. Ackermann weist an dieser Stelle auf das „Recht auf Spiel und Freizeit“hin, dass Kindern und Jugendlichen in der UN Kinderrechtskonvention eigentlich zugesichert wird.
Eingeschränkt sieht Ackermann auch das Recht auf Bildung sowie das auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, die ebenfalls in der Kinderrechtskonvention verankert sind.
Unter den Einschränkungen war es nicht möglich, Bildung adäquat anzubieten und anzunehmen, berichtet die Sozialarbeiterin weiter. Online-formate wie Homeschooling machten einiges möglich, aber die persönliche Begleitung und Anleitung habe doch sehr gefehlt. Gelitten hätten darunter auch Eltern, die neben ihren beruflichen Verpflichtungen mit der Betreuung ihrer Kinder manchmal auch an ihre Grenzen stießen.
Junge Menschen seien in den negativen Auswirkungen der Pandemie auf ihre eigene Zukunft im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen am stärksten betroffen, erklärt die Streetworkerin. Zwischen 14 und 20 Jahren stünden die Planung ihrer eigenen Zukunft und die Ausbildungssuche an. Dass kaum Praktika möglich waren, macht diese ohnehin nicht leichte Entscheidung noch schwerer.
Ackermann beschreibt zudem, wie wichtig der Kontakt mit Gleichaltrigen in der Jugend ist: In echten sozialen Interaktionen außerhalb des Elternhauses probieren sich Jugendliche aus, erfahren und lernen, wie ihre Rolle für das eigene Leben und als Mitglied der Gesellschaft aussehen kann, mit voller Verantwortung für das eigene Handeln.
Auf vieles mussten die Jugendlichen länger als ein Jahr verzichten. „Ein Zeitraum, der für diese Altersgruppe sehr lang ist“, sagt Ackermann. Sie stellt sich die Frage, was die Pandemie für die Zukunft von Kindern und Jugendlichen bedeutet. Können prägende Erlebnisse im alltäglichen Miteinander nachgeholt werden? (AZ)