Reporterin beschmiert sich mit Schlamm
TV Wie Susanna Ohlen erklärt, warum sie so aus dem zerstörten Bad Münstereifel berichtete
Bad Münstereifel Eine Reporterin, die aus einem Flutgebiet berichtet, sich mit Schlamm beschmiert – und dann auf Sendung geht? Rtl-journalistin Susanna Ohlen hat das nun zugegeben und zugleich um Entschuldigung gebeten.
Auf Instagram schrieb sie, sie habe am Montag einen „schwerwiegenden Fehler“gemacht. Nachdem sie an den vorherigen Tagen bereits privat geholfen habe, „habe ich mich vor den anderen Hilfskräften an diesem Morgen geschämt, in sauberem Oberteil vor der Kamera zu stehen“. Daraufhin habe sie sich, ohne zu überlegen, Schlamm auf die Kleidung geschmiert.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde die Szene am Donnerstag durch ein im Internet kursierendes, von einem anonymen Nutzer eingestelltes Video. Es ging viral – wurde also hunderttausendfach angesehen, geteilt und diskutiert.
In dem 40-sekündigen Clip aus dem von den Wassermassen schwer zerstörten Bad Münstereifel ist Ohlen mit zwei Kollegen ihres Kamerateams in der Altstadt neben einem Geschäft für „Antik & Dekor“zu sehen. Er wurde mutmaßlich aus einem oberen Stockwerk eines gegenüberliegenden Hauses aufgenommen. Ohlen steht mit dem Rücken zum Filmenden. Einer ihrer Kollegen fährt sich durch die Haare, der andere schaut auf sein Handy. Dass sich Ohlen bückt und nach dem Schlamm vor sich auf dem Boden greift, bekommen die beiden nicht mit. Im Videoclip ist an dieser Stelle eine Art Schnaufen oder leises, ungläubiges Lachen zu hören. Als einer aus dem RTL-TEAM nach oben blickt, scheint eine geöffnete Fensterhälfte zugemacht zu werden – wohl aus Sorge vor Entdeckung.
RTL wusste früh von der Schlamm-aktion und distanzierte sich, damit konfrontiert, am Donnerstag öffentlich von Ohlen. „Das Vorgehen unserer Reporterin widerspricht eindeutig journalistischen Grundsätzen und unseren eigenen Standards. Wir haben sie daher direkt am Montag, nachdem wir davon erfahren haben, beurlaubt“, erklärte der Kölner Privatsender.
In der Nacht auf Freitag schrieb Ohlen: „Mir als Journalistin hätte das niemals passieren dürfen. Als
Mensch, dem das Leid aller Betroffenen zu Herzen geht, ist es mir passiert. Ich bitte um Verzeihung.“
Nachdem sich die 39-Jährige mit Schlamm beschmiert hatte, berichtete sie für das Rtl-magazin „Guten Morgen Deutschland“live mit Handschuhen und einer Schaufel in der Hand; die Ärmel ihrer Bluse hochgekrempelt, ihr weißes Shirt dreckig. In den Trümmern seien teilweise Glasscherben, sagte sie. In der „Bauchbinde“, einer Einblendung am unteren Bildrand, wurde sie als „Freiwillige Helferin“bezeichnet. Die Moderatorin im Studio bedankte sich anschließend „für diese emotionalen Eindrücke“. Ohlen ist nach eigenen Angaben eng mit Bad Münstereifel verbunden, Familienmitglieder leben dort.
Die Reaktionen auf ihre Entschuldigung fielen am Freitag vielfach negativ aus. In sozialen Medien wurde sie als unglaubwürdig bezeichnet. Der Vorwurf blieb: Ohlen habe die ohnehin dramatische Situation weiter dramatisieren und sich selbst in Szene setzen wollen. Zuvor hatten rechte und verschwörungsgläubige Nutzerinnen und Nutzer Ohlens Schlamm-schalte zum Anlass genommen, Medien pauschal als „Lügenpresse“zu diffamieren.
Auch die Bild berichtete über die Rtl-reporterin – was nicht nur in Branchenkreisen kritische Verweise auf deren eigene teils dramatisierende Berichterstattung („Todesflut“) zur Folge hatte. So waren eine Reporterin und ein Reporter am Samstag aus Ahrweiler auf „Bild Live“zu sehen: „bis zum Bauchnabel“im Matschwasser stehend, zwischen entwurzelten Bäumen und zerbeulten Autos. Die Reporterin hielt dabei ein Schminktäschchen hoch, das sie „gerade“aus dem Wasser gezogen hätte.