Zukunft des Hallenareals bewegt die Menschen
Bürgerversammlung In Gerlenhofen kommen mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger ins Zelt auf dem Sportplatz an der Grundschule. Am Ende des Abends setzen sie ein klares Zeichen
Gerlenhofen Es war wohl eine der ungewöhnlichsten Bürgerversammlungen, die es in Neu-ulm jemals gab. In einem mächtigen Zelt auf dem Sportplatz der Grundschule in Gerlenhofen und auf der Außenfläche hatte die Stadt Stühle für 520 Bürgerinnen und Bürger aufgestellt – und mehr als 300 waren besetzt. Damit war das Zelt rappelvoll. Für die Teilnehmenden ging es nur um ein Thema: Was wird aus dem Areal der alten Mehrzweckhalle? Am Ende wurde über zwei Beschlussvorschläge des Fördervereins Seniorenzentrum Gerlenhofen abgestimmt – beide fielen durch.
Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Versammlung sah man überall kleine Grüppchen in Richtung Sportplatz laufen, wo sich die Bürgerinnen und Bürger erst mal registrieren mussten und wo sich das Zelt mehr und mehr füllte. Die Stimmung war ausgelassen, die Leute ratschten und lachten. Dann ging es los. „Ich bin wirklich schwer beeindruckt davon, wie viele sich von Ihnen auf den Weg gemacht haben“, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger, die die Versammlung leitete. „Das zeigt, dass es ein Thema ist, das Sie bewegt.“
Durchgesetzt hatte die Bürgerversammlung der Förderverein. Dessen stellvertretender Vorsitzender, der frühere Kreisbaumeister Rudolf Hartberger, stellte die Einzelheiten des Konzepts für ein Seniorenzentrum auf dem Areal der ehemaligen Ulrichshalle vor. Ursprünglich hatte der Verein vorgesehen: ein Pflegeheim mit circa 80 Plätzen sowie Tages- und Kurzzeitpflege, 40 bis 60 barrierefreie Altenwohnungen, Sozialwohnungen für das Pflegepersonal und ein Café als Begegnungsort für Jung und Alt. Das Einzugsgebiet für das Pflegeheim solle Hausen, Holzschwang, Reutti, Jedelhausen, Marbach und Finningen mit einschließen.
Doch inzwischen hat der Förderverein sein Konzept überarbeitet. Anfang der Woche hatte der Vorsitzende Erwin Franz die Oberbürgermeisterin darüber informiert. Wichtigste Änderung: Die Pläne sehen jetzt auch einen Kindergarten mit Krippe vor. Außerdem den Bau eines Pflegeheims mit möglichst 60 Plätzen. „Wir gehen von einer Förderfähigkeit des Projektes aus“, sagte Hartberger. Die Stadt hat auf dem Areal drei Ziele, wie Jörg Oberle von der Hauptabteilung Planen und Hochbau erläuterte: eine Senioreneinrichtung, eine Kindertagesstätte und den Erhalt des Dorfplatzes. Und worin unterscheiden sich dann die Pläne von Verein und Stadt? Die Stadt wolle sich nicht verbindlich darauf festlegen, dass auf dem Grundstück Pflegeplätze geschaffen werden, sagte Oberle. Unterschiede gebe es außerdem, was den Bauraum und die Baudichte angehe.
Letzteres bewegte auch die Bürgerinnen und Bürger. Ein Pflegeheim auf diesem Areal sei aufgrund der Fläche „nicht darstellbar“, sagte ein Teilnehmer. Ein anderer Bürger kritisierte ebenfalls die Größe der geplanten Einrichtung: „Für mich wäre das ein Monsterbau.“Er bekräftige außerdem, was zuvor bereits der zuständige Dezernent der
Stadt, Ralph Seiffert, gesagt hatte: „So ein Heim ist für den ganzen Landkreis, nicht nur für Gerlenhofen.“Man könne das Einzugsgebiet nicht einfach festlegen.
Deutliche Kritik am Vorgehen des Fördervereins übte ein weiterer Sprecher. In den vergangenen Monaten sei vom Verein erheblicher Druck aufgebaut worden. „Ich habe nichts gegen ein Pflegeheim, aber nicht so“, sagte der Bürger. „Mit Hirn, Herz und Verstand, nicht mit politischem Druck und Finesse.“Angesichts der kurzen Zeit, die zur Verfügung gestanden habe, habe OB Katrin Albsteiger „eine logistische Meisterleistung“vollbracht, indem sie die Bürgerversammlung auf die Beine gestellt habe. „Wir wollen einen Platz für die Gemeinschaft haben“, sagte eine weitere Sprecherin und bekam dafür reichlich Beifall. „Wir sind dafür, dass das eine Begegnungsstätte für Jung und Alt sein muss.“Applaus gab es auch für die Aussage von Ralph Seiffert, Kinder gehörten in die Ortsmitte.
„Wir sehen das ja ähnlich“, erwiderte Rudolf Hartberger. Und er gab zu bedenken, dass es sich vorläufig ja nur um ein Konzept handle. Deshalb seien dort auch noch keine Stellplätze eingezeichnet, was ein Bürger moniert hatte. Für ihn sei klar, dass es dort eine Tiefgarage geben werde.
Da der Förderverein sein Konzept überarbeitet hat, kam es zu der kuriosen Situation, dass Erwin Franz den Bürgerinnen und Bürgern empfahl, den eigenen Beschlussvorschlag des Vereins abzulehnen – was diese auch einstimmig taten. Nun wurde über das modifizierte Konzept des Vereins abgestimmt, also mit Kindergarten und
Krippe. Diesmal war das Ergebnis nicht so klar, weshalb es wiederholt wurde und Mitarbeiter der Stadt durch die Reihen gingen und zählten. Das Ergebnis: 91 Ja- und 166 Nein-stimmen. Damit war der Vorschlag abgelehnt.
Was bedeutet das für das Projekt? Es bleibt beim Stadtratsbeschluss vom 18. Juni. Auf dem Areal der alten Mehrzweckhalle in Gerlenhofen sollen eine Kindertagesstätte und eine Senioreneinrichtung entstehen. Was für eine Einrichtung, wird sich aber erst noch herausstellen. „Es wird weiter geprüft und geplant“, so Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger.
Das Zelt hat sich schließlich auch noch bezahlt gemacht, da zwischendurch ein heftiger Regen herabprasselte. Die Organisation der Bürgerversammlung kostete nach Angaben der Stadt 20.000 Euro.