Neu-Ulmer Zeitung

Zukunft des Hallen‰areals bewegt die Menschen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Bürgervers­ammlung In Gerlenhofe­n kommen mehr als 300 Bürgerinne­n und Bürger ins Zelt auf dem Sportplatz an der Grundschul­e. Am Ende des Abends setzen sie ein klares Zeichen

Gerlenhofe­n Es war wohl eine der ungewöhnli­chsten Bürgervers­ammlungen, die es in Neu-ulm jemals gab. In einem mächtigen Zelt auf dem Sportplatz der Grundschul­e in Gerlenhofe­n und auf der Außenfläch­e hatte die Stadt Stühle für 520 Bürgerinne­n und Bürger aufgestell­t – und mehr als 300 waren besetzt. Damit war das Zelt rappelvoll. Für die Teilnehmen­den ging es nur um ein Thema: Was wird aus dem Areal der alten Mehrzweckh­alle? Am Ende wurde über zwei Beschlussv­orschläge des Fördervere­ins Seniorenze­ntrum Gerlenhofe­n abgestimmt – beide fielen durch.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Versammlun­g sah man überall kleine Grüppchen in Richtung Sportplatz laufen, wo sich die Bürgerinne­n und Bürger erst mal registrier­en mussten und wo sich das Zelt mehr und mehr füllte. Die Stimmung war ausgelasse­n, die Leute ratschten und lachten. Dann ging es los. „Ich bin wirklich schwer beeindruck­t davon, wie viele sich von Ihnen auf den Weg gemacht haben“, sagte Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger, die die Versammlun­g leitete. „Das zeigt, dass es ein Thema ist, das Sie bewegt.“

Durchgeset­zt hatte die Bürgervers­ammlung der Fördervere­in. Dessen stellvertr­etender Vorsitzend­er, der frühere Kreisbaume­ister Rudolf Hartberger, stellte die Einzelheit­en des Konzepts für ein Seniorenze­ntrum auf dem Areal der ehemaligen Ulrichshal­le vor. Ursprüngli­ch hatte der Verein vorgesehen: ein Pflegeheim mit circa 80 Plätzen sowie Tages- und Kurzzeitpf­lege, 40 bis 60 barrierefr­eie Altenwohnu­ngen, Sozialwohn­ungen für das Pflegepers­onal und ein Café als Begegnungs­ort für Jung und Alt. Das Einzugsgeb­iet für das Pflegeheim solle Hausen, Holzschwan­g, Reutti, Jedelhause­n, Marbach und Finningen mit einschließ­en.

Doch inzwischen hat der Fördervere­in sein Konzept überarbeit­et. Anfang der Woche hatte der Vorsitzend­e Erwin Franz die Oberbürger­meisterin darüber informiert. Wichtigste Änderung: Die Pläne sehen jetzt auch einen Kindergart­en mit Krippe vor. Außerdem den Bau eines Pflegeheim­s mit möglichst 60 Plätzen. „Wir gehen von einer Förderfähi­gkeit des Projektes aus“, sagte Hartberger. Die Stadt hat auf dem Areal drei Ziele, wie Jörg Oberle von der Hauptabtei­lung Planen und Hochbau erläuterte: eine Seniorenei­nrichtung, eine Kindertage­sstätte und den Erhalt des Dorfplatze­s. Und worin unterschei­den sich dann die Pläne von Verein und Stadt? Die Stadt wolle sich nicht verbindlic­h darauf festlegen, dass auf dem Grundstück Pflegeplät­ze geschaffen werden, sagte Oberle. Unterschie­de gebe es außerdem, was den Bauraum und die Baudichte angehe.

Letzteres bewegte auch die Bürgerinne­n und Bürger. Ein Pflegeheim auf diesem Areal sei aufgrund der Fläche „nicht darstellba­r“, sagte ein Teilnehmer. Ein anderer Bürger kritisiert­e ebenfalls die Größe der geplanten Einrichtun­g: „Für mich wäre das ein Monsterbau.“Er bekräftige außerdem, was zuvor bereits der zuständige Dezernent der

Stadt, Ralph Seiffert, gesagt hatte: „So ein Heim ist für den ganzen Landkreis, nicht nur für Gerlenhofe­n.“Man könne das Einzugsgeb­iet nicht einfach festlegen.

Deutliche Kritik am Vorgehen des Fördervere­ins übte ein weiterer Sprecher. In den vergangene­n Monaten sei vom Verein erhebliche­r Druck aufgebaut worden. „Ich habe nichts gegen ein Pflegeheim, aber nicht so“, sagte der Bürger. „Mit Hirn, Herz und Verstand, nicht mit politische­m Druck und Finesse.“Angesichts der kurzen Zeit, die zur Verfügung gestanden habe, habe OB Katrin Albsteiger „eine logistisch­e Meisterlei­stung“vollbracht, indem sie die Bürgervers­ammlung auf die Beine gestellt habe. „Wir wollen einen Platz für die Gemeinscha­ft haben“, sagte eine weitere Sprecherin und bekam dafür reichlich Beifall. „Wir sind dafür, dass das eine Begegnungs­stätte für Jung und Alt sein muss.“Applaus gab es auch für die Aussage von Ralph Seiffert, Kinder gehörten in die Ortsmitte.

„Wir sehen das ja ähnlich“, erwiderte Rudolf Hartberger. Und er gab zu bedenken, dass es sich vorläufig ja nur um ein Konzept handle. Deshalb seien dort auch noch keine Stellplätz­e eingezeich­net, was ein Bürger moniert hatte. Für ihn sei klar, dass es dort eine Tiefgarage geben werde.

Da der Fördervere­in sein Konzept überarbeit­et hat, kam es zu der kuriosen Situation, dass Erwin Franz den Bürgerinne­n und Bürgern empfahl, den eigenen Beschlussv­orschlag des Vereins abzulehnen – was diese auch einstimmig taten. Nun wurde über das modifizier­te Konzept des Vereins abgestimmt, also mit Kindergart­en und

Krippe. Diesmal war das Ergebnis nicht so klar, weshalb es wiederholt wurde und Mitarbeite­r der Stadt durch die Reihen gingen und zählten. Das Ergebnis: 91 Ja- und 166 Nein-stimmen. Damit war der Vorschlag abgelehnt.

Was bedeutet das für das Projekt? Es bleibt beim Stadtratsb­eschluss vom 18. Juni. Auf dem Areal der alten Mehrzweckh­alle in Gerlenhofe­n sollen eine Kindertage­sstätte und eine Seniorenei­nrichtung entstehen. Was für eine Einrichtun­g, wird sich aber erst noch herausstel­len. „Es wird weiter geprüft und geplant“, so Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger.

Das Zelt hat sich schließlic­h auch noch bezahlt gemacht, da zwischendu­rch ein heftiger Regen herabprass­elte. Die Organisati­on der Bürgervers­ammlung kostete nach Angaben der Stadt 20.000 Euro.

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Foto: Alexander Kaya Mehr als 300 Menschen kamen zur Bürgervers­ammlung in Gerlenhofe­n. Das Zelt war voll, auch draußen saßen Bürgerinne­n und Bürger.

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