3G, 2G oder 3G plus – was gilt im Landkreis?
Pandemie Vom Theater bis zur Gaststätte: Viele Einrichtungen, Veranstalter und Veranstalterinnen können statt geimpft, getestet, genesen (bekannt als 3G) nun auf 2G oder 3G plus umsteigen. Wie die Lage in der Region ist
Neuulm Museen und Cafés, Theater und Musikschulen, Veranstalter und Veranstalterinnen von Konzerten, Vorträgen, Tagungen – sie alle stehen jetzt vor einer neuen Wahl. Seit dem 6. Oktober können sie für ihre Einrichtungen oder Veranstaltungen im Landkreis Neu-ulm, für die bisher 3G (Zugang nur für Geimpfte, Genesene, Getestete) galt, ein anderes Regelmodell wählen. Sie können freiwillig auf 2G (dann sind Getestete ausgeschlossen) oder 3G plus (Getestete nur mit PCR-TEST) zurückgreifen. Das hat das Landratsamt bekannt gegeben. 2G oder 3G plus bietet Besucherinnen und Besuchern Erleichterungen: Die Maskenpflicht entfällt, Mindestabstand wird nicht mehr verlangt. Doch wie gut kommt diese Wahlmöglichkeit an? Wie ungerecht ist sie gegenüber Ungeimpften?
Wer jetzt 2G oder 3G plus umsetzen möchte, muss zuerst das Land ratsamt Neuulm darüber informieren. Bisher (Stand Freitag, 15. Oktober) seien Anfragen aus verschiedenen Bereichen eingegangen, berichtet das Landratsamt. Eine Bildungseinrichtung und ein touristischer Veranstalter möchten ihr Corona-konzept wechseln, auch zwei Gaststätten und eine Sportstätte.
Doch die meisten Anfragen betreffen Veranstaltungen: Achtmal ging die Anfrage ein, bei Events und Treffen vom 3G-konzept auf eine andere Variante umzusteigen. „Bisher ist die Nachfrage im Vereinsund Kulturbereich sowie für Zusammenkünfte wie Seniorennachmittage am größten“, erklärt das Landratsamt und ordnet ein: „Die 2G- oder 3G-plus-konzepte sind sowohl für Großveranstaltungen als auch Veranstaltungen im kleineren Rahmen interessant.“Ohne Maske und Abstände tanzen, die volle Bestuhlung eines Saals nutzen, das ist bei diesen Modellen erlaubt. Voraussetzung ist eine Zugangskontrolle mit Identifizierung, Impfstatusund Testkontrolle – und dafür sind Veranstalter und Veranstalterinnen selbst zuständig.
Das Eventprogramm in der Ratio pharmarena lag seit Pandemiebeginn auf Eis. Erst am 7. Oktober startete das Show- und Kulturangebot in der Neu-ulmer Halle wieder. Da scherzte die Komikerin Hazel Brugger vor gut 1000 Besuchern, unter 3G-bedingungen. Richard King leitet die Öffentlichkeitsarbeit Arena, er stellt fest: „Ja, die Menschen haben wieder Lust auf große Kultur.“Da große Shows einen langen Vorlauf für die Planung brauchen, finden jetzt zwar noch nicht sofort die ganz großen Events statt. „Ab Januar sind wir dann aber wieder nah an der Normalität“, schätzt King.
Normalität? Planungssicherheit? Das alles fehlt aus seiner Sicht immer noch, 3G plus hin, 2G her. „Die aktuelle Rechtslage bietet natürlich nur eine Scheinsicherheit, da sich die Politik die Möglichkeit, wieder zu verschärfen, immer offenlässt.“Er fügt an: „Aktuell gehen wir zwar nicht von einer Verschärfung aus, die Gäste sind aber, wenn es darum geht, Tickets zu kaufen, noch zögerlich.“
3G, 2G, 3G plus – laut King löst die Vielfalt an Optionen Verwirrung bei den Gästen aus, wenn sich die Regeln von Ort zu Ort unterscheiden, von Bundesland zu Bundesland. „Dieser Flickenteppich war schon immer ein Problem und ist es noch immer, da Bayern gerne andere Wege geht“, sagt King. „Die Nähe zu Baden-württemberg macht es uns im Alltag natürlich weil Besucher oft nicht wissen, was jetzt wo gilt.“
Dennoch: Richard King steht im Austausch mit den großen Veranstaltern und er schätzt, dass 2G oder 3G plus attraktive Varianten für Großevents sind: „Selbstverständlich besteht Interesse an solchen Modellen“, da sie Erleichterungen bieten: Alkoholverkauf, unbegrenzte Besucherzahl, die Maskenpflicht fällt. „Wir überlassen es aber grundsätzlich dem Veranstalter, welches Modell er fahren möchte.“
Verschiedene Vorgaben in einzelnen Regionen, das verkompliziert laut King auch die Tourneeplanung von Künstlern und Künstlerinnen. Nena hat ihre Tour 2021 ersatzlos abgesagt, auch ihr Konzert in der Ratiopharm-arena – allerdings steht sie auch scharf in der Kritik, wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Corona-maßnahmen. Bands wie Die Ärzte, die in der Pandemie für Vorsicht werben, haben ihre Tour jedoch auch gestrichen, wegen Planungsunsicherheit. Doch viele Absagen schneien bei King gerade nicht herein: „Aktuell ist Nena bei uns tatsächlich die Ausnahme.“
3G plus, 2G, das klingt für mander che verlockend – für andere weniger. Heinz Koch und Claudia Riese leiten das kleine Theater Neuulm, sie erklären ihren Standpunkt in dieser Frage: „Theater muss für alle Interessierten zugänglich sein! Deshalb behalten wir die reduzierte Platzzahl bei und setzen das Publikum ‚auf Abstand‘.“
Die Leiter des kleinen, privaten Theaters beim Petrusplatz erklären: „Es kommen seit dem Saisonstart bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen praktisch nur vollständig Geimpfte ins Theater, die aber doch sehr froh sind, dass wir nun nicht alle wieder dicht bei dicht platzieren.“Heinz Koch blickt voraus: „Wenn wir spüren, dass unsere Vorsicht nicht mehr verlangt wird, werden wir freudig wieder die Chance nutzen und alle Plätze im Theater freigeben.“
Als Leiter des Neu-ulmer Dezer nats für Bildung, Kultur, Sport und Soziales muss sich Ralph Seiffert mit der Frage nach den „Gs“befassen. Seiffert gibt eine erste Einschätzung ab: „Im Veranstaltungsbereich wird es wohl tendenziell Richtung 3G gehen.“Zugang für Geimpfte, Genesene und Getestete bliebe damit akschwer, tuell Standard in den meisten Bereichen.
Doch es gibt Ausnahmen. Sprach- und Computerkurse, Filmabende, Vorträge, das bietet der Ge nerationentreff Ulm/neuulm an. Das Programm richtet sich an alle Altersstufen, vor allem aber an älteres Publikum. Der Verein will deshalb laut Seiffert 2G einführen. „Dort ist der Anteil der vulnerablen Gruppen auch relativ hoch“, erklärt er, mit Blick auf das im Alter steigende Corona-risiko. Auf beiden Seiten der Donau führt der Treff 2G ein – also auch in seinen Ulmer Häusern.
Seiffert bezweifelt, dass viele Veranstalter und Einrichtungen die Option 3G plus, mit Pflicht zum teureren PCR-TEST, nutzen möchten.
Im Kulturamt Vöhringen haben sich die Verantwortlichen allerdings für diese Variante entschieden. Am Samstag fand der Auftakt des Kulturabos mit 3G plus statt. Diese Regel gilt aktuell auch für alle Clubs und Discos in Bayern. Was dagegen städtische Einrichtungen wie zum Beispiel das Edwin-scharff-museum betrifft, sei noch keine Entscheidung gefallen.