Streifzug durch die Welt der leichten Muse
Veranstaltung Das Orchester des Akkordeon-clubs Vöhringen unterhält bei seinem
Jahreskonzert mit einem opulenten Programm. Sogar Vivaldi findet darin Platz
Vöhringen Das Akkordeon wird meist nur auf reine Unterhaltungsmusik reduziert. Mit der „Quetschkommode“, wie das Instrument oft uncharmant genannt wird, lässt sich ja auch prächtig Stimmung machen. Der Vöhringer Akkordeon-club hat sich jedoch schon immer um ein anspruchsvolles Niveau bemüht. Dirigent Dorin Grama hat bereits bei seinem ersten Auftritt vor wenigen Jahren seine musikalischen Ziele abgesteckt. Er ist in der Klassik ebenso zu Hause wie in der Moderne. Aber was nutzt ein ehrgeiziges Spektrum, wenn die Musikerinnen und Musiker sich überfordert fühlen und nicht mitziehen? Diese Befürchtung braucht Grama nicht zu haben. Das Orchester gibt sich ambitioniert, ist spieltechnisch versiert und hat hörbar Freude am Musizieren.
Beim Jahreskonzert im Wolfgang-eychmüller-haus ließen sich die Besucherinnen und Besucher von einem opulenten Programm mitreißen. Einer Kurzfassung der Filmmusik aus „Star Wars“mit markanten Forteschlägen folgte der Satz „Sturm“aus Vivaldis „Vier
Jahreszeiten“, eigentlich für Streicher konzipiert und eines der bekanntesten Werke des venezianischen Komponisten. Vier Sätze bestimmen die Komposition „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“und „Winter.“„Sturm“ist ein Teil des Satzes „Sommer“, den Grama aus dem Werk herausgelöst hat. Vivaldi und dann auch noch für Akkordeon? Ja, warum denn nicht? Auf die passende Bearbeitung kommt es an. Da hat Grama ein glückliches Händchen, nicht nur als Dirigent, sondern auch als Arrangeur. Dass butterweiche „Summer Flowers“war ein wohltuendes Stück nach dem fulminanten Sturm, der durch den Saal fegte. Dann wurde es peppig. Bei „Back to The Sixties“, „Samba Number One“, „Let’s Twist Again“, „YMCA“und „Balkanfieber“wippten die Fußspitzen des Publikums im Rhythmus mit. Eine
Bereicherung für das Orchester ist seit wenigen Jahren Insa Wittkugel, die aus Peter Maffays „Nessaja“den zum Ohrwurm gewordenen Song „Ich wollte nie erwachsen sein“sang. Sie modellierte ihre Stimme von zart bis voluminös, dafür gab es Sonderbeifall. Vor allem für ihre Interpretation von „You light up my life“, das sie nur vom Klavier begleitet sang, eine wunderschöne musikalische Liebeserklärung.
Ein wirkungsvoller Schlusspunkt war die spritzige „Classical Nonsense Parade“. Verdis Triumphmarsch aus der Oper „Aida“, der Gefangenenchor „Teure Heimat“aus „Nabucco“, der mitreißende Cancan aus „Orpheus in der Unterwelt“bis hin zum Wiener Walzer wurden geschickt miteinander verwoben.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer klatschten mit und waren begeistert. Man kennt die Melodien, man liebt sie. Mit „Summer of 69“verabschiedete sich das Orchester, das wieder einmal mehr seine Spielfreude gepaart mit technischer Versiertheit unter Beweis stellen konnte. Für den anregenden Abend erhielt es viel Beifall.