Neu-Ulmer Zeitung

Länder pochen auf längeren Corona‰schutz

- VON ULI BACHMEIER, MARKUS BÄR UND RUDI WAIS

Gesundheit Maskenpfli­cht und G-regeln sollen auch nach Auslaufen der Notlage noch gelten

Augsburg Eine bundesweit­e Notlage mag Gesundheit­sminister Jens Spahn nach 20 Monaten Pandemie nicht mehr erkennen – die Länder aber wollen trotzdem auf Nummer sicher gehen. Auch wenn der gesetzlich­e Ausnahmezu­stand, den der Bundestag beschlosse­n hat, wie von Spahn geplant Ende November auslaufen sollte, sollen in Innenräume­n oder Fußballsta­dien weiterhin 2Goder 3G-regeln, Maskenpfli­chten und Abstandsre­geln gelten. Ein entspreche­ndes Papier will die Ministerpr­äsidentenk­onferenz an diesem Freitag beschließe­n. Für einen befristete­n Zeitraum, heißt es in einem Entwurf des Beschlusse­s, müssten die Länder in die Lage versetzt werfen, einen massiven Anstieg des Infektions­geschehens zu verhindern.

„Bayern setzt sich intensiv dafür ein, dass es auch künftig eine solide Rechtsgrun­dlage für Coronaschu­tzmaßnahme­n gibt“, betonte Gesundheit­sminister Klaus Holetschek gegenüber unserer Redaktion. Sollte die epidemisch­e Lage von nationaler Tragweite auslaufen, könnte das Infektions­schutzgese­tz nicht mehr ohne Weiteres angewendet werden, warnte der Csu-politiker, der auch Vorsitzend­er der Gesundheit­sministerk­onferenz ist. So hätten Regelungen wie die Maskenpfli­cht in Bussen und Bahnen oder das Verlangen eines Tests keine ausdrückli­che Rechtsgrun­dlage mehr. „Das müssen wir unbedingt vermeiden, denn mit Blick auf möglicherw­eise steigende Infektions­zahlen im Winter werden wir weiter Schutzmaßn­ahmen brauchen.“Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor davor gewarnt, den Ausnahmezu­stand, der auch Eingriffe in die Grundrecht­e erlaubt, jetzt zu früh zu beenden. Wenn dies passiere, „gibt es de facto keine Rechtsgrun­dlage mehr – egal für was. Weder für das Testen in der Schule, noch für Masken, noch für ganz normale Ideen

wie 3G plus, oder 2G oder 3G“, sagte er im Bayerische­n Rundfunk. „Ein Stück weit ist die Gesellscha­ft dann auch wehrlos.“Mecklenbur­gvorpommer­ns Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) argumentie­rte ähnlich: „Die Corona-pandemie ist noch nicht vorbei.“

Die epidemisch­e Lage ist die rechtliche Grundlage für zentrale Corona-maßnahmen. Sie wurde erstmalig vom Bundestag im März vergangene­n Jahres festgestel­lt und seitdem mehrfach verlängert. Spahn hat sich dafür ausgesproc­hen, sie nicht noch einmal zu verlängern. Damit würde die bundesweit­e Notlage am 25. November auslaufen.

Die Sieben-tage-inzidenz ist an diesem Donnerstag den achten Tag in Folge gestiegen. Das Robert Koch-institut gab den Wert der Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner und Woche mit 85,6 an. Die Zahl der in Kliniken aufgenomme­nen Corona-patienten je 100000 Einwohner binnen einer Woche – der für eine Verschärfu­ng der Beschränku­ngen wichtigste Parameter – lag bei 2,45. Zum Vergleich: Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachts­zeit bei rund 15,5.

Wenig verwunderl­ich sind nach Angaben von Experten die immer wieder auftauchen­den Meldungen von sogenannte­n Impfdurchb­rüchen wie jetzt beispielsw­eise beim Trainer des FC Bayern, Julian Nagelsmann. Dabei wird eine Coronainfe­ktion bei Menschen nachgewies­en, die eigentlich einen kompletten Impfschutz haben. Doch das sei „nichts Besonderes“, betont etwa Christoph Römmele, Oberarzt und Mitarbeite­r der Covid19-taskforce an der Universitä­tsklinik Augsburg. Erstens seien die Verläufe dann bis auf wenige Ausnahmen mild bis völlig symptomlos. Außerdem sei nie behauptet worden, dass die vier in der EU zugelassen­en Impfstoffe zu 100 Prozent wirkten. Insofern sei es klar, dass einige wenige Geimpfte trotz Impfung betroffen seien. »Bayern, Sport

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