Neu-Ulmer Zeitung

Weniger Stimmen, aber nicht viel weniger Geld

- VON STEFAN LANGE

Union Das Ergebnis der Bundestags­wahl schlägt auf die Finanzen der CDU in Partei und Fraktion durch.

Ganz schlimm kommt es diesmal trotz der krachenden Niederlage aber noch nicht

Berlin Es war für die CDU das schlechtes­te Ergebnis, das sie jemals bei einer Bundestags­wahl hinnehmen musste. Rund 4,27 Millionen Wählerstim­men verloren die Christdemo­kraten im Vergleich zur letzten Bundestags­wahl. Da liegt die Vermutung nahe, dass es um die Finanzen von Fraktion und Partei jetzt so schlecht bestellt ist wie um die Stimmung bei den Mitglieder­n. Denn ein Teil des Budgets berechnet sich nach der Anzahl der Sitze im Parlament. Ein anderer nach den Stimmen bei der Wahl. Doch bei genauem Hinsehen zeigt sich: Die CDU kommt zumindest finanziell mit einem blauen Auge davon.

Im Rahmen der staatliche­n Finanzieru­ng bekommt jede Partei 0,86 Euro pro abgegebene Stimme. Für die ersten vier Millionen Stimmen sind es gar 1,05 Euro. Bei einem Verlust von 4,27 Millionen Stimmen sind es rein rechnerisc­h also knapp 3,7 Millionen Euro, die der CDU im Vergleich zur Wahl 2017 weniger überwiesen werden. Die staatliche Parteienfi­nanzierung sieht aber auch noch einen sogenannte­n Zuwendungs­anteil vor, der sich nach dem Spendenauf­kommen bemisst. Der Verlust der CDU an dieser Stelle liegt also tatsächlic­h niedriger. Außerdem fließen auch andere Wahlen aus der Vergangenh­eit in die Berechnung der Summe ein, die den Christdemo­kraten zur Verfügung stehen wird.

Auf dem amtlichen sogenannte­n Wählerstim­menkonto für das Jahr 2020 zahlten demnach nicht nur die Bundestags­wahl 2017, sondern auch die Europawahl 2019 sowie verschiede­ne Landtagswa­hlen ein. Der CDU standen demnach im vergangene­n Jahr für den Bund 48,85 Millionen Euro zur Verfügung. Sollten es jetzt um die drei Millionen weniger werden, dann ist das sicherlich ein spürbarer, aber gleichzeit­ig auch ein verschmerz­barer Verlust. Zumal die Parteien noch weitere Einnahmequ­ellen haben, darunter die Parteispen­den.

Die CDU nahm hier allein in diesem Jahr schon rund 2,9 Millionen Euro ein. In der Bundestags­fraktion könnte es für die CDU womöglich sogar ein Glück im Unglück sein, dass sie absehbar in die Opposition geht. Sie hat zwar 49 Sitze verloren und muss damit in entspreche­nder Höhe von rund 420 000 Euro auf den monatliche­n Betrag für jedes Fraktionsm­itglied in Höhe von zuletzt 8586 Euro verzichten. Das würde dann auch so voll durchschla­gen, wenn CDU und CSU wider Erwarten doch noch an der nächsten Regierung beteiligt sind.

Nach derzeitige­m Stand aber wird die Union auf der Opposition­sbank Platz nehmen – und da bekommt sie den Opposition­szuschlag. Der wird unter anderem mit der Begründung ausgezahlt, dass die Regierungs­parteien für ihre Arbeit auf die Ministerie­n zurückgrei­fen können, ohne dass sie dafür bezahlen müssten. Den Opposition­sparteien jedoch ist das verwehrt. Sie müssen einen höheren Aufwand betreiben, um ihrem demokratis­chen Auftrag nachkommen zu können, und dieser soll mit dem Zuschlag ausgeglich­en werden.

Der Zuschlag beläuft sich auf 15 Prozent des monatliche­n Grundbetra­gs, den jede Fraktion bekommt und der derzeit 411313 Euro ausmacht. Macht ein Plus von rund 62000 Euro im Monat. Außerdem bekommt sie für jedes Fraktionsm­itglied auf den Monatszusc­huss von 8586 Euro einen Zuschlag von ebenfalls 15 Prozent, rund 1300 Euro. Den Angaben zufolge hat die Unionsfrak­tion 197 Sitze im neuen Bundestag. Macht noch einmal rund 256 000 Euro pro Monat zusätzlich.

Der Verlust an Einnahmen also ist spürbar und wird möglicherw­eise Arbeitsplä­tze kosten. Er ist anderersei­ts mit rund 100 000 Euro pro Monat noch überschaub­ar. Für die Cdu-nahe Konrad-adenauer-stiftung halten sich die Auswirkung­en in Grenzen. Sie ist, anders als der Name nahelegt, keine Stiftung, sondern ein eingetrage­ner Verein. Das Geld kommt über verschiede­ne Ministerie­n aus dem Bundeshaus­halt und bemisst sich unter anderem nach einem Schlüssel, in den die Ergebnisse der jeweils vier letzten Bundestags­wahlen einbezogen werden.

Die CDU zehrt also diesmal noch von den guten Zeiten unter Angela Merkel. Sie wird nicht mehr die Rekordeinn­ahmen von 2017 erreichen – damals flossen, neuesten verfügbare­n Zahlen zufolge, satte 167,1 Millionen Euro in die Vereinskas­se. Darben muss die KAS aber nicht.

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Der Übergang von Merkel zu Laschet hat nicht geklappt. Aber die Finanzen der CDU sind weiterhin geordnet.
Foto: Peter Kneffel, dpa Der Übergang von Merkel zu Laschet hat nicht geklappt. Aber die Finanzen der CDU sind weiterhin geordnet.

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