Augsburger Schatzkästlein aus Elfenbein
Messen In München locken „Kunst und Antiquitäten“sowie die „Highlights“in der Residenz
München Die älteste und die jüngste Münchner Kunstmesse mit einem Objekt-angebot zumindest aus den vergangenen 500 Jahren laufen derzeit parallel einen Steinwurf vom Hofgarten entfernt: Im Haus der Kunst locken die 100. Ausgabe und 50 Aussteller der „Kunst und Antiquitäten München“mit einem ausgewählt gediegenen Angebot, das sich im Schwerpunkt alpenländisch, katholisch-religiös, volksnah im positiven Sinne darstellt, aber beispielsweise auch japanische Farbholzschnitte offeriert.
Und in der Residenz und einem ihrer Höfe präsentiert die ebenfalls internationale Highlights-kunstmesse mit ebenfalls 50 Ständen außerordentlich repräsentativ, was der Kunstmarkt an qualitativer und preislicher Spitze offeriert.
Dazu gehört ein später Emil Nolde („Huldigung“, Öl, 1947), der zuletzt als Familien-leihgabe im Berliner Brücke-museum zu sehen war (1,45 Millionen Euro, Galerie Ludorff/düsseldorf), dazu gehören – kleiner und feiner – zwei miteinander kombinierte, abstrakte Aquarelle
von Paul Klee aus dem Jahr 1916 – also kurz bevor er als Soldat in Gersthofen bei Augsburg stationiert war. Die beiden Aquarelle sind eine Besonderheit, weil sie von Klee in seiner filigranen Schrift mit „S. Kl“gekennzeichnet und von ihm zurückgehalten wurden. „S. Kl“aber hieß ihm: Sonderklasse, kein Verkauf, eigene Sammlung, nur für Ausstellungen (245000 Euro, Rotermund/hamburg).
Auf den Highlights ist natürlich auch wieder das heutige Bayerischschwaben mit Augsburg reich vertreten, etwa durch filigran buchsbaumgeschnitzte „Adam und Eva“-figürchen aus dem Umkreis des 1611 in Memmingen geborenen und 1667 in Ulm verstorbenen David Heschler (43000 Euro bei Böhler/starnberg), etwa durch ein getriebenes Silber-tondo des Augsburger Silberschmieds Johann Andreas Thelott (1695, am ersten Messetag bei Laue/münchen verkauft), etwa ein Miniatur-elfenbeinschränkchen wohl aus der Augsburger Werkstatt Melchior Baumgartners (*1621), bemalt nach Dürergrafik-vorlagen (55 000 Euro bei Senger/bamberg), etwa ein attraktiv ausgeleuchtetes Waldbodenstillleben mit zahlreichen Kleintieren aus der Hand des fürstbischöflichen Hofmalers Carl Wilhelm de Hamilton, verstorben 1754 in Augsburg (38 500 Euro, Mühlbauer/pocking).
Aber von der Residenz zurück ins Haus der Kunst (beide Messen laufen bis 24. Oktober): Auch dort ist die Klassische Moderne vertreten, zum Beispiel mit einem Blauen Pferd. Diesmal nicht von Franz Marc, sondern von Alexej von Jawlensky, der 1915/16 einen Kaltblüter bei der Feldarbeit aquarellierte (198 000 Euro, Rudolf/kampen).