Weinzierl fordert mehr Gier
Fußball Die passive Spielweise in der zweiten Halbzeit gegen Bielefeld hat dem Augsburger
Trainer gar nicht gefallen. Was er nun am Freitag in Mainz von seinem Team erwartet
Augsburg Die Rede vom Vorstandsvorsitzenden hatte Markus Weinzierl verpasst. Die Mannschaft war nach ihrem Trainingstag etwas verspätet am Dienstagabend zur Jahreshauptversammlung des FC Augsburg gekommen. Weinzierl aber weiß natürlich, was Klaus Hofmann gesagt hat. Und was ihm derzeit nicht gefällt. Der Klubchef kritisierte die Spielweise. Er sprach davon, dass sich der FCA in den vergangenen Jahren systematisch das Fußballspielen abgewöhnt habe. In erster Linie war das als Kritik an den Weinzierl-vorgängern Martin Schmidt und Heiko Herrlich zu verstehen. Gleichzeitig betonte Hofmann aber, dass er größtes Vertrauen in Weinzierl habe, diesen Missstand zu beheben.
Dieses Vertrauen wird der Coach gerne vernommen haben. Er weiß aber auch um die Schwere der Aufgabe. „Das ist ein weiter Weg, das bekommst du nicht von heute auf morgen aus einer Mannschaft raus“, meinte Weinzierl vor dem Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr) beim FSV Mainz 05. Jeder Trainer habe andere Philosophien und andere Transfer-wünsche. Und da die Augsburger zuletzt auf dem Trainerposten eine ähnliche Konstanz wie Lothar Matthäus bei seinen Ehefrauen hatten, war es schwierig, eine echte Spielidee zu installieren. Weinzierl aber weiß genau, was er sehen möchte. „Wir müssen ein aktives Spiel bestreiten, das ist das A und O für unseren Erfolg“, meinte der Fca-coach. Zum einen natürlich am Freitag in Mainz, dieser Wunsch aber ist dauerhaft gültig. „In meiner ersten Zeit waren wir auf dem Fußballfeld sehr aktiv. Das ist vielleicht etwas verloren gegangen“, sagte Weinzierl am Donnerstag. Passivität will er vermeiden und den Gedanken der Spieler vertreiben, sich nach Führungen zurücklehnen zu wollen. „Diese Mentalität will ich aus der Mannschaft rausbekommen“, so Weinzierl.
Bestes Anschauungsmaterial hatte die Partie am Sonntag gegen Bielefeld geliefert. Die erste Halbzeit war gut, die 1:0-Führung verdient. Nach der Pause aber stimmte nur noch wenig im Fca-spiel. Die Folge war der Ausgleich und damit ein enttäuschendes Ergebnis. „Wir müssen gieriger werden“, forderte Weinzierl. Und sich eben nach dem 1:0 nicht zurücklehnen, sondern aktiv auf das 2:0 spielen. „Den Deckel drauf machen“, wie es Weinzierl ausdrückte. Und: „Über 90 Minuten aktiv sein. Das ist ein Ansatzpunkt.“An diesem Vorhaben arbeitet Weinzierl mit seinem Team.
Klaus Hofmann hatte auch den Teamgeist kritisiert. Von einer Gruppe gesprochen, die noch zu einer echten Mannschaft wachsen müsse. „Klar entwickelt sich ein Team leichter, wenn Erfolg da ist“, sagte Weinzierl. Er meinte aber auch: „Ich sehe wirklich gute Jungs, die positiv sind.“Nur Freunde gebe es in keiner Fußballmannschaft. Dafür ist der Konkurrenzkampf im Profisport zu groß.
Die Erwartungen sind in Augsburg nach nun elf Jahren in der Bundesliga gestiegen. Weinzierl hat das beobachtet. Zunächst aus der Ferne, jetzt seit einigen Monaten wieder als Trainer. In den ersten Jahren sei die Freude auf jedes einzelne Spiel riesig gewesen. Mittlerweile ist die Bundesliga zur Normalität geworden. Damit aber steigen auch die Ansprüche. Im Umfeld, aber auch im Klub. „Wir sind ambitioniert und hinken den Erwartungen hinterher“, sagte der Fca-coach. Den Standort Augsburg aber zeichne auch aus, dass „man bodenständig ist und alles gut einschätzen kann“. In der Bundesliga herrsche große Qualität, der FCA zähle zudem weiterhin zu den Teams mit den kleinsten Etats. Mainz allerdings auch. Deshalb sollte es am Freitag ein Spiel auf Augenhöhe geben. „Ich erwarte ein sehr zweikampfbetontes Spiel. Da müssen wir dagegenhalten“, sagte Weinzierl. Niklas Dorsch und Fredrik Jensen werden dabei wegen Krankheit fehlen. Sergio Córdova könnte ein Kandidat für die Startelf sein, Alfred Finnbogason würde sich wohl über etwas mehr Einsatzzeit als die fünf Minuten zuletzt gegen Bielefeld freuen.
Gegen die Arminia hatte der FCA zwei Tore wegen Abseits nicht anerkannt bekommen. Der Assistent an der Seitenlinie hatte es so entschieden, der Videoschiedsrichter zugestimmt. Alles richtig also. Dennoch hält Hofmann den Videobeweis für überflüssig. Am Dienstag forderte er: „Der Videobeweis muss weg.“Er mache den Fußball nicht gerechter. „Was wir nicht bedacht haben, ist, dass diese Pseudowissenschaftlichkeit keine klare Linie hat“, begründet Hofmann. Auch Weinzierl beschleichen seit den Eindrücken vom Sonntag Zweifel an der technischen Hilfe. „Wenn ich von Gefühlswelten spreche und der Videoassistent dafür verantwortlich ist, ist klar, dass du das seit Sonntag kritischer siehst. Aber es liegt nicht in meiner Hand, das zu entscheiden“, sagte Weinzierl. Er habe ohnehin andere Dinge im Kopf. Zum Beispiel, wie er seine Mannschaft zu mehr Aktivität bringen kann.