Salzsäureunfall hat ein teures Nachspiel
Kosten Ein Defekt hat im August Schäden im Weißenhorner Freibad verursacht. Die Reparatur kostet fast 100.000 Euro
Weißenhorn Ein Zwischenfall, der sich im Sommer im Weißenhorner Freibad ereignet hat, wirkt sich erheblich auf die städtischen Finanzen aus. Teure Reparaturarbeiten an der Technik des Bades führen zu überplanmäßigen Ausgaben in Höhe von voraussichtlich 90.000 Euro. Per einstimmigem Beschluss hat der Stadtrat diese in seiner jüngsten Sitzung genehmigt. Die Reparatur sei unaufschiebbar und müsse möglichst bald erfolgen, damit das Freibad im Mai 2022 wieder eröffnet werden könne, heißt es in der Sitzungsvorlage. Ein Stadtrat erkundigte sich bei der Gelegenheit gleich nach dem aktuellen Stand in Sachen Erneuerung des Planschbeckens.
In der Nacht auf 10. August kam es wie berichtet zu einem technischen Defekt im Freibad: Durch ein geplatztes Rohr am Marmorkiesreaktor liefen insgesamt 160 Liter Salzsäure aus. Zwei Reinigungskräfte entdeckten den Schlamassel am Morgen im Technikraum. Der Reaktor
dient dazu, den ph-wert des Wassers im Schwimmbecken neutral zu halten. Der Wert wird durch Chlorgas gesenkt, das in Freibädern als eingesetzt wird. Die Freiwillige Feuerwehr Weißenhorn war nach dem Zwischenfall im Einsatz, um die Säure zu neutralisieren und das Gebäude zu entlüften.
Durch die ausgetretene Säure entstanden Gase, die nach Angaben des Betriebsleiters Malte Hörger schwere Korrosionsschäden an der technischen Anlage verursachten. Es oxidierten alle Anlagenteile, welche vernickelt oder verzinkt sind oder aus Edelstahl bestehen. Eine Wartungsfirma sah sich die Schäden am 26. August genauer an. Das Ergebnis: Die Reparatur der Filterund Dosiertechnik kostet fast 97.000 Euro, ein entsprechendes Angebot liegt der Stadtverwaltung vor. „Das Unglück war nicht vorhersehbar“, sagte Hörger in der Stadtratssitzung.
Menschen wurden bei dem Vorfall glücklicherweise nicht verletzt. Eine der Reinigungskräfte, die die ausgetretene Säure entdeckt hatten, kam vorsorglich ins Krankenhaus, ihr ging es aber gut. Das Freibad blieb an diesem Tag geschlossen. Bürgermeister Wolfgang Fendt lobte die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre gute Arbeit nach dem Unglück.
Die Reparaturkosten übersteigen das Budget für das Freibad deutlich, unterm Strich muss die Stadt rund 90.000 Euro mehr aufbringen als im Haushalt vorgesehen. Durch überplanmäßige Steuereinnahmen und, soweit erforderlich, aus der allgemeinen Rücklage können diese Ausgaben allerdings gedeckt werden, wie es in der Sitzungsvorlage heißt.
Die Stadträtinnen und Stadträte hatten keine Einwände dagegen und stimmten auch zu, die Wartungsfirma mit der Reparatur zu beauftragen.
Auf Nachfrage von Jürgen Bischof (Freie Wähler/wüw) äußerte sich Betriebsleiter Malte Hörger auch zur Erneuerung des Kinderbeckens, welche die Fraktion fordert. Das Planschbecken ist sanierungsbedürftig, immer wieder platzen Fliesen ab. Im Jahr 2017 habe man ein Angebot für eine Ausführung in Edelstahl eingeholt, sagte Hörger. Kostenpunkt: 320.000 Euro. Seither seien die Preise für Edelstahl gestiegen. Er gehe deshalb nun von Kosten in Höhe von 350.000 bis 400.000 Euro aus, fügte Hörger hinzu. „Das Bauamt müsste die Arbeiten ausschreiben.“
Der Betriebsleiter ist allerdings skeptisch, ob das Becken schon bis zum Frühjahr erneuert werden kann, wie es die Wüw-fraktion gerne hätte. „Aber im Herbst können wir es auf jeden Fall machen“, sagte er.