Neu-Ulmer Zeitung

Wenn nicht alle Spieler produziere­n ...

- VON PIT MEIER

Basketball‰eurocup Bereits bei der Ulmer Niederlage gegen Podgorica treten Probleme auf.

Warum sich dieses Dilemma in den kommenden Wochen wohl noch verschärfe­n wird

Ulm Das mit der Belastung hat Trainer Jaka Lakovic auf den ersten Blick ganz gut hinbekomme­n. Zum Auftakt der Saison im Basketball­eurocup gegen die Mannschaft aus der montenegri­nischen Hauptstadt Podgorica stand mit einer Ausnahme kein Spieler übermäßig lange auf dem Parkett. Jaron Blossomgam­e spielte 33 Minuten lang, alle anderen maximal um die 25. Trotzdem sagte Lakovic hinterher: „Wir müssen eine noch bessere Balance schaffen. Aber dafür müssen alle Spieler in der Lage sein, zu produziere­n.“Gegen Podgorica konnten das nicht alle. Eingesetzt wurden auch diese Spieler den Zwängen gehorchend trotzdem und prompt verloren die Ulmer das Auftaktspi­el mit 79:86. Wenn das Management personell nicht nachlegt, dann besteht dieses Dilemma weiterhin angesichts der extremen Belastunge­n, für die in erster Linie der absurde Modus des Eurocups sorgt: Insgesamt 18 Vorrundens­piele unter der Woche bis in den April des kommenden Jahres hinein, dann scheiden in jeder der beiden Gruppen ganze zwei von zehn Mannschaft­en aus.

Am Mittwochab­end fiel etwa auf, dass der Respekt vor Fedor Zugic bei seinem Heimatvere­in offensicht­lich nicht besonders ausgeprägt ist. Die Spieler von Podgorica attackiert­en den 18-Jährigen als vermeintli­ch oder tatsächlic­h schwächste­s Glied der Ulmer Mannschaft mit Hingabe und Zugic produziert­e fast nichts: drei Punkte und vier Fouls in beinahe 13 Minuten. Sie ist längst entbrannt, diese Diskussion: Warum genau fördert ein deutscher Bundesligi­st einen Nachwuchss­pieler aus Montenegro und besetzt mit ihm eine seiner Ausländerp­ositionen? Für die meisten Fans ist Jugend kein Wert an sich. Ihnen dürfte zum Beispiel ein Amerikaner im gesetzten Basketball-alter lieber sein, wenn der besser ist. Einer wie Dennis „D. J.“Seeley, vergangene Saison noch bei den Bayern und jetzt bei Podgorica. Der ist 31, er sieht noch einmal zehn Jahre älter aus, gegen Ulm machte er 15 Punkte bei nur zwei Fehlwürfen aus dem Feld. Natürlich wird Seeley bald weiterzieh­en, aber das wird Zugic mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit auch tun. Die Montenegri­ner werden dann von ihrem alten Spieler mehr gehabt haben als die Ulmer von ihrem jungen.

Eine weitere Baustelle beim Bundesligi­sten ist die Centerposi­tion, wo hinter Cristiano Felicio ein Riesenloch klafft. Trainer Lakovic probierte es im Eurocup über achteinhal­b Minuten lang mit Nat Diallo, aber der ist eben noch längst kein

Bundesliga­spieler und mit dem Ball weiß er herzlich wenig anzufangen. Dennoch hätten die Ulmer das Spiel vor zumindest offiziell 2500 Zuschauern – die Halle wirkte deutlich leerer – nach einem 19-Punkterück­stand im dritten Viertel (45:64) in der Schlusspha­se fast noch gedreht. Knapp eine Minute vor Schluss warf Per Günther von draußen. Wäre der Ball drin gewesen, es wäre der Ausgleich zum 82:82 gewesen. Er ging vorbei und die Niederlage war besiegelt gegen eine Mannschaft, die mit fast absoluter Sicherheit ebenso wenig wie Ulm diesen Wettbewerb gewinnen wird. Aber man kommt vor April eben auch nicht aus ihm raus.

Für den Bundesligi­sten bleibt es also anstrengen­d. Bereits am Sonntag (18 Uhr) spielen die Ulmer in der Bundesliga auswärts gegen die Mannschaft von Chemnitz, mit der sie seit dem Pokalaus noch eine saftige Rechnung offen haben. Am kommenden Mittwoch gastieren sie in Bologna und in diesem Rhythmus geht es dann monatelang weiter. Beste Ulmer Werfer: Blossomgam­e (17 Punkte), Christon (14), Felicio (12), Kle‰ peisz (11).

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Foto: Horst Hörger Für Fedor Zugic war das Wiedersehe­n mit seinem Heimatvere­in sicher ganz nett. Dass er gut genug ist für eine Ausländerp­osition bei einem Bundesligi­sten, diesen Nachweis blieb der junge Montenegri­ner allerdings schuldig.

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